Tagebucheinträge von 1998

Trainingslager Januar Amstel Gold Race Tour de Suisse
Tirreno - Adriatico Giro d'Italia Weltmeisterschaft
Zihlschlacht, 2. Januar 1998
Gestern hätte ich eigentlich einen Ruhetag bitter nötig und auch verdient gehabt, aber dann das schöne Wetter und der erste Tag vom Jahr..... Also, seit dem ersten Dezember im letzten Jahr habe ich bis jetzt nur zwei Tage ohne Training hinter mir, was für mich wohl neuer Rekord ist. Wenn das so weitergeht.... (dann bin ich im Februar schon verheizt!)Mein diesjähriger Vorsatz wie jedes Jahr: Endlich mal etwas leichter in den Rennen zu sein. Aber eigentlich sieht es diesmal ganz gut aus. Im Moment habe ich 77 kg, ein Kilo mehr als an der Tour de France. Mein Ziel ist aber 74 kg, das wären dann genau 5% Fett, wenn ich das erreiche, gewinne ich auch wieder mehr Rennen!

Zihlschlacht, 6. Januar
Langsam wird mir dieses Wetter unheimlich. Die ganzen Nächte Regen, Wind und Sturm, und am Tag das schönste Wetter! Überhaupt kein Grund, um jetzt wie die meisten andern Fahrer irgendwo ins Ausland zu reisen. Für mich ein idealer Winter, für die Skifahrer aber auch, schliesslich hat es in den Bergen genug Schnee.

Zihlschlacht, 8. Januar
Die 95 km habe ich mich richtiggehend abgequält. Wahrscheinlich waren die sieben Stunden gestern doch etwas zuviel! Aber eventuell fahre ich morgen diese lange Strecke doch noch einmal, das Wetter ist sooooo gut, schon fast Sommer. Und die Pause mache ich dann doch lieber bei Regen.

Zihlschlacht, 11. Januar
Endlich konnte ich wieder einmal mit Alex trainieren. Er ist braungebrannt aus Spanien zurück. Aber wir waren beide etwas zu müde, um ein richtiges Training zu absolvieren. Ein Erholungstag tut sicher gut, vor allem weil ich gestern wieder ein Rennen des Lauf-Cup absolviert habe. 11 km bin ich voll "gsecklet", der Pulsdurchschnitt war jedoch "nur" 173 Schläge, was auf eine gewisse Übermüdung hindeuten wird. Diese Woche gab es schliesslich 30 Stunden Training und seit dem ersten Dezember habe ich nur gerade zwei Tage ohne Sport hinter mir.
Seit erstem Januar 1150 km.

Zihlschlacht, 13. Januar
Jetzt geht mir Alex schon wieder auf den Wecker! Er muss immer 30 cm weiter vorne fahren als ich, wenn ich aufschliesse, beschleunigt er sofort ohne etwas zu merken. Früher waren es wenigstens nur immer 10 cm aber seit er mit den Trikots von Festina herumfährt, ist es nur schlimmer geworden. Ich freue mich auf das Trainingslager, das am 22. diesen Monat beginnt, ohne Alex und mit meinen Teamkollegen.

St.Galmier (F), 22. Januar
Endlich bin ich wieder unterwegs! Es wurde langweilig, zu Hause immer nur zu trainieren. Hier kommen wir aber noch nicht so recht dazu. Wir konnten das Material fassen, es war fast wie Weihnachten. Die erste kleine Ausfahrt mit meinem neuen Colnago Aluminium-Velo habe ich auch schon hinter mir, und noch viele vor mir! Aber ich habe wenigsten meinen neuen Begleiter für diese Saison auf meine Masse eingestellt, er fühlt sich sehr gut an.

St. Galmier 24. Januar
Gestern zuerst die Mannschaftsfotos, dann etwas Training, eine Mannschaftsvorstellung bei unserem Sponsor Casino, danach noch die offizielle Vorstellung vor der Presse. Heute Morgen die Einzelfotos, danach Training und dann wieder einmal einen Test! Bis jetzt hatten wir noch keine ruhige Minute. Morgen müssen wir zuerst 300 km im Auto und dann 150 km auf dem Velo zurücklegen. Dann endlich beginnt das Trainingslager. (Hoffentlich ist es da etwas wärmer wie hier -2 Grad)

Fontaine de Vaucluse (F) 25. Januar
Scheiss Wetter. Am Morgen hat es wie verrückt geschneit und jetzt regnet es in strömen. Für das hätte ich nicht nach Frankreich reisen müssen. Wenigstens weiss ich jetzt meine nächsten Rennen. Ich beginne mit der Marseillaise am 3. Februar, danach Ruta del sol, Luis Puig, Vuelta Valenciana, Tirreno Adriatico. Also viel in Spanien, da ist es wenigstens schön warm.

Fontaine de Vaucluse 26. Januar
195 km bei Anfangs Nebel, nachher Sonnenschein. Den ganzen Tag lief es mir recht gut, aber bei dieser super Gegend nicht verwunderlich. Hier, am Fusse des Mont Ventoux, ist wirklich ein super Velogebiet. Lange Steigungen (20 Km) und nicht steil (ca. 4%), viele Strassen ohne Verkehr, sehr empfehlenswert. Oder finde ich es hier nur schön, weil ich heute keine Mühe hatte mit den Besten mitzuhalten?

Fontaine de Vaucluse 27. Januar
JDas habe ich schon einige Jahre nicht mehr gemacht, nämlich Intervall trainiert wie Heute. 5x vier Minuten am Berg und 7x vier Minuten auf der Fläche. Es war hart, aber unser Doktor hat uns gehetzt! Immerhin, 150 km und jeden Tag etwas müder.

Fontaine de Vaucluse 28. Januar
So gut, wie ich gemeint habe, scheine ich nicht zu sein. Ich wurde zweimal am Berg abgehängt, allerdings glaube ich, dass unsere Mannschaft allgemein sehr stark ist. Wenigstens im Training!
Seit dem 1. Januar habe ich nun 2308 km, plus die vom Dezember macht bei meinem ersten Renneinsatz am 3. Februar etwas über 5000 km. So viel wie noch nie!

Fontaine de Vaucluse 30. Januar
Nach dem gestrigen Ruhetag (83 km) haben wir heute fast ein bisschen übertrieben. Am Morgen sind wir 95 km weit gefahren mit 6 x 4 Minuten Kraftausdauer am Berg (Puls 170) und 7 x 5 Minuten Schwellentraining auf der Fläche ( Puls 173). Danach war ich fix und fertig. Am Nachmittag machten wir nochmals 80 km mit 3 x 10 Minuten Mannschaftsfahren (150). Morgen steht die lange Ausfahrt an, dafür etwas weniger Intensiv. Halt so, wie ein normales Training, wo ich etwa 120 Schläge im Durchschnitt habe, an den Bergen natürlich etwas mehr, so zwischen 140 und 170 Schlägen.

Fontaine de Vaucluse 31. Januar
Es war wieder einmal Brunftzeit! Jeder wollte das stärkste und schnellste Männchen sein. Auf der Fläche hat keiner Führungsarbeit verrichten wollen, am Berg hat aber dann jeder attackiert. Schliesslich waren ja alle stark. Wenn man abgehängt wurde, ist man nicht voll gefahren, man musste sich schliesslich für die nächsten Hierarchiekämpfe schonen. Mich nimmt es nur wunder, wem man imponieren wollte, Weibchen waren nämlich nirgends zu sehen! Die Herde hat mich heute aufgeregt. Aber vielleicht war das nur, weil ich es etwas ruhiger nahm, schliesslich hatte ich Geburtstag.

Fontaine de Vaucluse 1. Februar
Ich bin kaputt. Anfangs hatte ich mühe, überhaupt 30km/h zu fahren, motiviert war ich auch nicht gerade. Am Ende der drei Stunden fühlte ich mich dann aber wieder besser. Jetzt soll so schnell wie möglich der Dienstag kommen mit dem ersten Rennen dieser Saison. Und dann endlich, am Mittwoch morgen kann ich nach Hause reisen. Dann sehe ich meine Frau mit den Kindern wieder. Das erste mal im Jahr, wenn ich unterwegs bin, ist immer am härtesten. Wir essen zwar gut hier, aber über die Kochkünste meiner Frau geht nichts, schon gar nicht das ewige Weissbrot in Frankreich....

La Seyene (F), 2. Februar
Nach einem kurzen Besuch in einer "Patisserie" steht es mit meiner Moral wieder besser. Für morgen bin ich motiviert, ich werde mich Anfangs etwas zurückhalten um vielleicht am Schluss etwas zu versuchen. Mit der Brechstange werde ich aber sicher nicht fahren, die Saison ist noch lange und meine Form ist eigentlich erst auf Mailand - San Remo geplant, dafür aber bis zur Tour de Suisse. Im Sommer werde ich dann seit langem wieder einmal etwas Ferien haben, ich fahre keine Tour de France. Dafür dieses Jahr Giro d'Italia und Vuelta Espana.

Lyon (F), 3. Februar
Ich habe nicht gewonnen, aber Marco Saligari. Damit hätten wir beim ersten Rennen den ersten Saisonsieg. Und dazu noch andere fünf Fahrer in den ersten 18! Nur gerade ich und Cali war nicht in der ersten 20 Mann Gruppe dabei. Ich war ein bisschen zu warm angezogen, am Berg habe ich gedampft, anstatt schnell hochzufahren. Aber ich habe Härte gezeigt und bin die letzten zwei Zusatzrunden von 8 km im strömenden Regen noch gefahren. Die erste Aufgabe am ersten Rennen, das hat mir mein Kopf dann doch nicht zugelassen!

Zihlschlacht, 7. Februar
Ich trainiere wieder in der Kälte zu Hause. Es ist gar nicht so einfach, den Körper wieder auf Minustemperaturen zu gewöhnen. Die Intensität habe ich gestern auf der Rolle gemacht, es war da etwas wärmer! Diese Woche komme ich auch auf 600 km, was schon eine gute Woche bedeutet.
Aktueller Kilometerstand seit 1. Januar: 3400.

Zihlschlacht, 9. Februar
So, die neue Adresse funktioniert nun auch einwandfrei (www.velopages.ch) genauso wie das Wetter, das ich bestellt habe. Es muss noch drei Tage für drei grosse Trainings halten und dann geht's ab nach Spanien! Kurze Hosen, keine Handschuhe und wieder einmal richtig schwitzen, ich freue mich darauf!

Zihlschlacht, 12. Februar
Endlich kann ich mit gutem Gewissen ein paar Ruhetage machen, d.h. drei Tage je eine Stunde Training, wobei am Samstag noch die Reise nach Sevilla ansteht. Ich habe diese Tage nötig, auch wenn jetzt meine Kinder krank sind und so auch in den Nächten etwas los ist (Nicht wegen der Olympiade!). Aber ich bin doch froh, wenn die Rennen endlich Schlag auf Schlag folgen, ich will wissen, wo ich stehe.

Sevilla (E), 14. Februar
Meine Vermutung vor zwei Wochen scheint sich zu bewahrheiten! Unsere Mannschaft Casino ist stark! Nach der guten Vorstellung in Marseille hat Alberto Elli zweiter im Etoile du Besseges gemacht, wo noch Jaan Kirsipuu eine Etappe gewonnen hat, und an der Mittelmehrrundfahrt der aktuelle Stand des Zwischenklassementes: 1. Massi, 2. Hamburger, 4. Gougot, alle Casino! Hier sind wir aber eher der schwächere Teil der Equipe, mal schauen, wie wir uns aus der Affäre ziehen können.

Sevilla, 15. Februar
1. Et. Routa del Sol 157 km
24 Grad, Sonne, und erst das Finale schnell. So richtig schön. Am Anfang hatte ich Zeit, mit all meinen Kollegen, die ich den ganzen Winter nicht gesehen habe, einen Schwatz abzuhalten. Es hat einen Massensprint gegeben, den nicht Eric Zabel gewann. Und ich habe das Ziel im Feld ohne Säure in den Beinen erreicht.

Malaga, 16. Februar
2. Et. Routa del Sol 216 km
Wieder einen Massensprint, wieder einen Rang zwischen 20 und 30. Und noch einen grösseren Sonnenbrand. Aber morgen wird sich vieles ändern, eine happige Etappe mit einer Bergankunft, wenn ich da wieder in den ersten 30 wäre, wäre ich sehr zufrieden. Also, morgen gibt es den ersten kleinen Formtest, als erstes muss ich gut über den ersten Berg von 16 km Länge und 1000 Höhenmeter kommen, danach bis am Schluss möglichst nichts machen und dann die letzten 5 km voll fahren. Das Ziel: in die ersten dreissig!

Priego di Cordoba, 17. Februar
3. Et. Routa del Sol 170 km
Ziel erreicht und sehr, sehr zufrieden. 12. Rang, und wenn nicht der letzte Kilometer in 18% Steigung geendet hätte, wäre der 5. Rang dringelegen. Meine Moral ist sprunghaft angestiegen, und jetzt weiss ich, dass ich im Winter gut gearbeitet habe. Diese Gewissheit ist fast unbezahlbar. Jetzt werde ich mich die letzten zwei Etappen etwas schonen und dann am Strassenrennen Luis Puig auf Tutti fahren. Der zweite Test.

Linares, 18. Februar
4. Et. Routa del Sol 147 km
Ich weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll. 300m vor dem Ziel war ich in idealer 5 Position, und als ich loslegen wollte, viel ich aus einem Pedal, wie ein Neoprofi! Aber am Berg war ich ohne grosse Probleme dabei, auch am Ziel war ich eigentlich nicht müde, obwohl wir nur noch etwa 35 Fahrer waren. Meine 11. Position im Gesamtklassement war nie gefährdet. Hätte ich wohl auf den letzten fünf Kilometer angreifen sollen?

Granada, 19. Februar
5. Et. Routa del Sol 150 km
Die erste Rundfahrt ist vorbei, und ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meinem 11. oder 12. Rang. Es war eine ruhige Woche, wenn da nicht ein deutscher Telekomneoprofi Namens Schaffrat oder so wäre. Die ganze Zeit hat er mich mit seinem Gedränge schon aufgeregt, und heute im Sprint lässt er gerade vor mir ein schön grosses Loch offen. Wenn er schon zu kaputt ist, um zu sprinten, soll er wenigstens hinten bleiben. Aber ich habe noch nichts gesagt, er ist ja noch neo, aber das nächste mal....

Galpe, 20. Februar
Der Ruhetag tat gut, ich hatte endlich Zeit, eine deutsch geschriebene Zeitung aufzutreiben. Jetzt weiss ich wenigstens wieder, was in der grossen, weiten Welt los ist. Dafür habe ich Hunger, aber wenn ich schon nicht viel trainiert habe, darf ich auch nicht viel essen. Aber eigentlich bin ich über mich erstaunt, ich bin von der Rundfahrt gar nicht kaputt.

Galpe, 22. Februar
Trofeo Luis Puig 186km
Scheiss Tag! Schlecht geschlafen, Bauchweh, heiser, aber immerhin kein Fieber wie der Rest der Mannschaft. Und dann 1500m vor dem Ziel noch ein Sturz, mir hat es wenigstens nicht allzuviel gemacht. Das einzig Gute heute waren meine Beine, wenigstens etwas. Dafür hat Lauri Aus die Classic Haribo gewonnen. Schon der fünfte Fahrer von Casino der dieses Jahr ein Rennen gewinnt. Solch ich schon nervös werden, weil ich noch nicht gewonnen habe?

Galpe, 24. Februar
1. Et. Valencia 162 km
Da ich vor Heiserkeit kaum noch sprechen kann und der Hals sowieso noch weh tut, habe ich mich heute etwas zurückgehalten. Ich habe nicht mal im Massensprint etwas probiert, es war viel zu gefährlich. Ich hoffe nur, dass es morgen etwas besser geht. Heute vor vier Jahren war ich übrigens im Spital. Mein zweiter Sohn wurde geboren und jetzt bin ich zu seinem Geburtstag wieder einmal nicht zu Hause. Nach meiner aktiven Rennfahrerzeit habe ich da einiges aufzuholen.

Galpe, 25. Februar
2. Et. Valencia 206 km
Wir haben heute Sieg Nummer 6 und 7 heraus gefahren. Massi in Calabrien und wir hier mit Hamburger und Chanteur gar einen Doppelsieg. Ich testete nur ein wenig die Beine, führte mit den Telekom - Mannen etwas das Feld an, um an meiner Intensität zu schleifen. Irgendwie hatte ich hier für das Gesamtklassement keine Moral, warum weiss ich selber nicht. Ich freue mich auf morgen, wir haben nun den ersten und zweiten im Klassement, das wird einiges an Arbeit geben. Aber so komme ich dann endlich mal fix und fertig ins Ziel, und nur so kommt dann die grosse Form! (Wirkt das überheblich? Es ist aber die Wahrheit)

Benicasim, 26. Februar
3. Et. Valencia 195 km
Über Arbeit konnte ich mich nicht beklagen und fahren konnten wir auch genug. Meine Beine sind voll Säure, so dass sie auch beim laufen schmerzen. Aber nur so kann die Hochform kommen. Jetzt hoffe ich, dass ich morgen gut über die grossen Berge komme und im Final unseren Leadern etwas helfen kann und wer weiss, wenn dann meine Beine noch gut sind....

Benicasim, 27. Februar
4. Et. Valencia 160 km
Es war ein harter, sehr harter Tag heute. Wir wurden so von jeder möglichen Mannschaft angegriffen. Schade dass wir eine französische Mannschaft sind, hier unter diesen Mannschaften ist der Futterneid unglaublich gross. Einige Equipen sind nur gefahren, damit wir das Leadertricot verlieren. Typisch französisch und nicht sehr professionell.!

Almeria, 1. März
Ich bin jetzt etwas kaputt. Heute hatte ich schon nicht mehr die guten Beine von Valencia. Im Finale habe ich zwar noch eine Attacke plaziert, sie hat aber leider nichts gebracht. Jetzt freue ich mich, bis ich nach Hause kann und dort werde ich nun eine Ruhewoche einschalten mit etwa 500 km. Danach sollte ich sehr gute Beine beim Tirreno - Adriatico und dann vor allem bei Mailand - San Remo haben. Meine Saison beginnt!

Zihlschlacht, 4. März
Drei Tage von den vier Ruhetagen sind schon durch und das schlechte Wetter kommt erst. Aber bis jetzt ist es mir eigentlich egal, ich habe auch so noch viel zu tun. In meinem Büro stapeln sich wieder Berge von Arbeit! Aber als Ausgleich auch nicht schlecht.

Sorrento (I), 10. März
Ich habe halt etwas mehr Ruhe gemacht, als eigentlich vorgesehen. Aber auf die Dauer schadet es sicher nicht. Die ersten zwei Tage des Tirreno - Adriatico werde ich hier wahrscheinlich etwas Mühe haben, aber gegen Ende sollte es dann dafür noch besser laufen!

Sorrento, 11. März
1. Et. Tirreno - Adriatico
300 m vor dem Ziel glaubte ich an vierter Position noch an den Sieg. Die Ausbeute : ca. 20. Rang, ich war leider noch eingeklemmt, aber es lief mir erstaunlich gut, schliesslich waren wir am Schluss nur noch etwa eine Gruppe von 50 Fahrer.
Noch ein kleiner Intelligenztest: Wenn ich im Sprint den an dritter Position liegenden Fahrer übersprinte, welchen Schlussrang belege ich? Und wenn ich den letzten Fahrer überhole? Auflösung morgen.

Formia, 12. März
2. Et. Tirreno - Adriatico
Was für ein Rennen! Gestern 1000 Kurven und eine sehr gefährliche Abfahrt 5 km vor dem Ziel, heute andere 1000 Kurven und 2000 Schachtdeckel, die 10 cm tiefer als der Asphalt sind. Dann noch alles voll Öl und Staub, gemischt mit Regen, es war wie bei Holliday on Ice. Kein Wunder, dass es 50 km vor dem Ziel einen Massensturz von 60 ! Fahrern gab. Ich habe zum Glück nichts gemerkt, ich fuhr in den ersten 10 Positionen. Erst 10 km später bemerkte ich, dass wir nur noch sehr wenige Fahrer waren. Am Ziel sind wir ca. 40 Fahrer 20 Minuten vor dem Rest ins Ziel gekommen.
Normalerweise wird nach so einem Sturz aufeinander gewartet. Aber irgendwie fehlt dieses Jahr die Solidarität unter uns Rennfahrern. Aber ist das vielleicht, weil letztes und dieses Jahr nur in Italien alleine 90 Neoprofis neu sind und diese die alten Regeln noch nicht kennen?

21 Uhr
Die Ranglisten sind angekommen. 35 Fahrer mit 25 Minuten Vorsprung auf weitere 16. Der Rest hat aufgegeben. ?!?!?!? Anscheinend war bei der Zielankunft des Feldes ein durcheinander, unzufriedene Fahrer, Reporter und was weiss ich noch alles. So haben nicht alle Fahrer den Zielstrich überquert und diese sind nun alle nicht mehr im Rennen! Ich bin gespannt, ob das nun so bleibt oder ob morgen doch wieder alle starten können.

Cassino, 13. März
3. Et. Tirreno - Adriatico
Tatsächlich, es durften unter strömendem Regen nur noch 50 Fahrer starten. Alle andern haben gestern die Ziellinie nicht überquert und so nach Rangliste aufgegeben (einige zwei Meter vor dem Ziel!). Es gab einen "Massensprint" mit Sieger Svorada von Mapei. Sie haben noch drei Fahrer im Rennen, Telekom sechs, wir immerhin noch fünf, es sind aber einige Equipen mit nur noch einem Fahrer, oder Saeco, Mercantone Uno und Asics, die keinen Fahrer mehr im Rennen haben.
(Ich sprintete auf den 7. Rang)

Tivoli, 14. März
4. Et. Tirreno - Adriatico
Irgendwie bin ich mit meinem 5. Rang nicht so ganz zufrieden. Bei der kleinen Bergankunft gab es leider keinere grösseren Abstände und so turne ich im Gesamtklassement immer noch mit 6 Sekunden Rückstand auf dem achten Platz herum.
Ich schulde Euch noch die Auflösung des Rätsels vom 11. März. Also, wenn ich den dritten Fahrer überhole, mache ich dritter und nicht etwa zweiter. Und den letzten Fahrer kann man nicht überholen, es hat niemand hinter ihm, der an ihm vorbeifahren kann!

Teremo, 15. März
5. Et. Tirreno - Adriatico
So sollte das Radfahren immer sein, fast keine Schmerzen in den Beinen, aber doch immer vorne und überhaupt keine Probleme in den Bergen! Leider schaute dann am Schluss "nur" den dritten Rang heraus, aber im Gesamtklassement bin ich nun vier Sekunden hinter Rolf Sörensen zweiter. Wenn er die Etappe nicht gewonnen hätte, wäre ich Leader..... Solche Tage sollte man öfters haben, als alle Schaltjahre einmal.

Corredonia, 16. März
6. Et. Tirreno - Adriatico
Ich bin Leader, ein schönes Gefühl. Nach einem Bonifikationssprint fanden wir uns plötzlich zu sechst vorne, Ballerini von Mapei, Jeker von Festina, Heppner und Lombardi von Telekom, Richard und ich von Casino. Und da war klar, alles oder nichts, wir sind so 60 km lang immer ca. eine Minute vor dem Feld gefahren, bis sie es endlich aufgegeben haben. Es war hart und sau schnell. Nach 130 km Flucht sind wir dann aber mit 13 Minuten Vorsprung im Ziel eingetroffen. Die Etappe hätte ich zwar gerne gewonnen, aber Telekom hat sie mit Lombardi auch verdient. Und es ist besser, Telekom mit ihren noch sechs Fahrer als Freunde zu haben...

San Benedetto del Tronto, 17. März
7. Et. Tirreno - Adriatico
Noch eine Etappe, dann wäre es geschafft. Wenn sie so läuft wie heute und es wieder einen Sprint gibt, dürfte es reichen. Ballerini war heute etwas angeschlagen von gestern und er hat keinen Versuch unternommen, mir noch die vier Sekunden abzunehmen. Hoffentlich bleibt das auch morgen so. Zum Glück habe ich noch eine starke Mannschaft hier, die super gearbeitet hat.
Eigentlich bin ich recht zuversichtlich, aber eben, sicher bin ich erst nach der Zieleinfahrt

Milano, 18. März
8. Et. Tirreno - Adriatico
Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich habe den Tirreno - Adriatico gewonnen, ein schönes Gefühl. Die Etappe war sehr ruhig verlaufen, alle waren kaputt und so gab es für mich keine Probleme mehr. Es ist unglaublich, wieviele Freunde und Kollegen man plötzlich hat. Auch die andern Rennfahrer waren alle sehr höflich zu mir, und fragten mich vorher, ob sie auf die Bonifikationen fahren dürfen, oder ob ich sie allenfalls im Finale fahren lasse.

Milano, 20. März
Die zwei Ruhetage hatte ich doch nötig. Endlich wieder einmal etwas Zeit für mich selber. Mein Koffer neu zu ordnen, Wäsche zu waschen, und einfach nur zu sein. Irgendwie habe ich aber noch nicht realisiert, dass ich mit dem Tirreno eine grosse Rundfahrt gewonnen habe. Morgen steht die einfachste und gleichzeitig schwerste Classic des Jahres an. Meine Beine sind sehr gut, die Moral noch besser..... Aber eben, es wird schwer, weil alle wissen, wo das Rennen läuft.

Nizza, 21. März
Mailand - San Remo 294 km
Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden, ich konnte an der Cipressa, am Pioggo und auch auf dem letzten Kilometer noch angreifen. Leider kam ich aber nie entscheidend weg und am Schluss schaute "nur" der 15. Platz heraus. Das nervt mich ein bisschen, aber immerhin gehörte ich zu den stärksten Fahrer und ich hoffe nun, dass jetzt alle begriffen haben, dass mir der Tirreno auch mit nur 50 Fahrern nicht geschenkt wurde. Für die Zukunft ist es aber eine schöne Sache, dass ich an einem Weltcuprennen nie in Gefahr kam, abgehängt zu werden. Wenn es nur so weitergehen könnte! (Habe ich Fehler gemacht, dass ich nicht weiter vorne bin?)

Lloret del Mar (E), 22. März
Ich habe einen kompletten Ruhetag gemacht, den ich mir nun redlich verdient habe. Ich will ja schliesslich nicht total kaputt aus der folgenden Setimana Catalana herauskommen. Ich werde auch hier versuchen, auf das Gesamtklassement zu fahren, vielleicht unter die ersten 10 ? Oder einen Etappensieg bevor ich nach Hause gehe wäre auch nicht schlecht. Wir schauen mal. Ich bin mit meinem Rennen von gestern immer weniger zufrieden, es wäre von meiner Kraft her viel, viel mehr dringelegen.

Lloret del Mar, 23. März
1. Et. Setimana Catalana 180 km
Jetzt weiss ich wieder, was leiden heisst. Ich hatte sehr dicke Beine und kam kaum einen Berg hoch, aber immerhin beendete ich das Rennen in der ersten, etwa 70 Fahrer starken Gruppe. Um den Sieg mitzufahren hatte ich aber keine Chance. Aber, man staune, wir haben die Etappe doch gewonnen. Stephan Barthe gewann im Sprint vor Eric Zabel (er war heute auch noch etwas von den 300 km gezeichnet). Das macht für unsere Mannschaft den 15. Saisonsieg mit neun verschiedenen Fahrern. Langsam unheimlich! (Unser Geheimprodukt scheint wirklich etwas Wert zu sein!)

Roses, 24. März
2. Et. Setimana Catalana 164 km
Ha, ich konnte endlich wieder einmal die Arme hochreissen! Wir waren noch 22 Fahrer, als ich 12 km vor dem Ziel angriff. 12 km können unendlich lang sein, vor allem wenn man nie mehr als 15 Sekunden Vorsprung hat. Ich konnte dann aber noch 4 Sekunden über die Linie retten, auf den letzten 100 m habe ich sicher noch 5 Sekunden verloren, aber ich musste es einfach geniessen.
Ach ja, das Leadertricot habe ich auch noch, aber morgen gibt es eine Bergankunft auf 1800m.

Berga, 25. März
3. Et. Setimana Catalana 175 km
Nichts für ungut, das Leadertricot habe ich verloren, die Moral aber behalten. Der letzte Berg war doch etwas lange und steil für mich. Die ersten steilen 5 km hatte ich keine Probleme, die zweiten 5 km lief es mir in der Spitzengruppe nicht schlecht, die letzten 5 km war ich dann "en bloc" bis ich 1,5 km vor dem Ziel explodierte und wahrscheinlich noch über zwei Minuten verlor. Aber was soll’s, besser gestern gewonnen und heute hinten, wie zweimal dritter.

Barcelona, 26. März
4. Et. Setimana Catalana 204 km
Massensprint, nichts besonderes. Ich hatte wenigstens heute Zeit, mit meinen Kollegen im Feld etwas zu plaudern. Und auch seine Verpflegung während dem Rennen konnte man in Ruhe essen. Langsam aber sicher habe ich von den Schinkenbrötli, Aprikosentörtli, Honig- und Konfiturebrötlein die Nase voll. Die Energiebarren kann ich schon lange nicht mehr anschauen. Es wäre doch mal was anderes, während dem Rennen eine kleine Omelett, oder ein Stückchen kalte Pizza, oder ein Bananenbrötlein mit Nutella, oder eines mit Mozarella und Thon! Und dann in der Verpflegung eine kalte Büchse Cola! Die Bidons mit Wasser schmeisse ich nämlich weg, wenn sie noch voll sind. Ich freue mich auf zu Hause, dann gibt es wieder einmal Rösti, Reis Cazimir oder Kartoffelkroketten. Die ewige Pasta-Esserei reicht mir auch.

Barcelona, 27. März
5a. und 5b. Etappen Setimana Catalana 70 km und Zeitfahren 12 km
Zülle hat das Zeitfahren gewonnen, der zweite Schweizer dieses Jahr, der ein Rennen gewinnt. Ratet mal, wer der erste war..... Ich bin gespannt, was ich für eine Zeit gefahren bin. Das Gefühl war nicht schlecht, aber ganz gut war ich wahrscheinlich nicht. Ob es mir für den zehnten Gesamtrang gereicht hat, oder bin ich nur 12?
Etwas Erholung zu Hause und dann kommt die Flandernrundfahrt.

Zihlschlacht, 1. April
Ich bin doch etwas müde von den letzten drei Wochen, so habe ich es bis jetzt zu Hause etwas ruhiger genommen. Für die Flandernrundfahrt von nächstem Sonntag muss ich ja wieder voller Tatendrang sein.
Seit dem 23. März werde ich von allen möglichen Leuten auf mein Geheimprodukt angesprochen, dass wir Casino Fahrer haben. Natürlich werde ich es nicht ganz verraten, sonst haben wir ja keinen Vorteil mehr! Nur so viel, sein Name lautet G-Niniart, aber wo man es erhält, sage ich niemandem!

Zihlschlacht, 3. April
Die Koffer sind wieder gepackt, die Büroarbeiten noch nicht ganz erledigt und für die Flandernrundfahrt bin ich noch nicht nervös. Eigentlich ein schlechtes Zeichen, aber wenn ich in Belgien eintreffe, wird sich das noch ändern.
Die Erholung diese Woche tat gut, vielleicht habe ich aber etwas zuwenig gemacht. Bis jetzt habe ich nur 9 Stunden trainiert. Wenn das Wetter gut ist, werde ich morgen noch zwischen zwei und drei Stunden in Belgien herumfahren, so dass ich dann an der Flandern am Start nicht allzu dicke Beine habe.

Zihlschlacht, 6. April
Ich sitze hier am Pult und meine Beine schmerzen noch immer von der Flandernrundfahrt. Die letzten 30 km waren sehr, sehr quälend, obwohl ich abgehängt war. Aber bis ins Ziel wollte ich schon noch kommen. Am Anfang war ich gar nicht so schlecht, auch bei den entscheidenden Passagen wie die Mauer von Kwaremont war ich immer schön vorne. Leider stürzte ich dann am Patersberg, und weil der zu steil ist, um anzufahren, musste ich da 100 m zu Fuss gehen. Die darauffolgenden 10 km waren sehr hart, bis ich das Spitzenfeld wieder einholte, dafür war ich danach total kaputt. Ich quälte mich noch mit dem Feld über die nächsten drei Berge, bis sie mich 35 km vor dem Ziel abhängten. Es war halt nicht mein Tag, enttäuscht bin ich eigentlich nicht, auch wenn ich mir viel mehr vorgenommen hatte.

Zihlschlacht, 10. April (morgens)
In den letzten drei Tagen habe ich nun 15 Stunden trainiert. Ich musste irgend etwas unternehmen, um die schlechten Beine der Flandernrundfahrt zu vergessen. Nun habe ich das Gefühl, dass es wieder gut geht. Es wäre schon schön, wenn ich die Flèche Wallone und Lüttich gut fahren könnte. Aber der erste kleine Test wird am Ostermontag an einem Kriterium in Uzwil sein, wo ich meine Spurtkraft etwas trainieren kann.

Zihlschlacht, 13. April
War das ein Sauwetter! Ich fuhr ein Kriterium in Uzwil (fast ein Heimrennen) bei Schneetreiben, Regen und Kälte. Am Ende der 88 km war ich so ziemlich ein einziger Eisblock und an der Siegerehrung auf dem Stockerl (2.) fror ich noch viel erbärmlicher. Morgen geht's nach Belgien an die Flèche Wallone, hoffentlich nicht mehr ganz so kalt.

Namur (B), 14. April
Hier ist das Wetter auch nicht besser. Aber die Startnummer ist schon auf dem Trikot aufgeklebt (Nr. 56, sollte mir eigentlich Glück bringen) und auch die anderen Utensilien liegen bereit, Unterleibchen, Trikot, Armstulpen, Gilet, Rennhosen, Schuhüberzüge und Handschuhe. Dazu kommt je nach Kälte noch ein Langarmtrikot, Regenschutz, Stirnband und eventuell die knielangen Rennhosen, das sollte dann für die 201 km reichen, auch wenn es schneit!

Namur, 15. April
Flèche Wallone 201 km
Ich liess mir vom Masseur vor dem Start wieder einmal eine wärmende Creme einreiben, bei diesem Sauwetter. Aber nach dem Rennen habe ich es, wie immer, bereut. 1. wärmt sie erst richtig unter der Dusche und das brennt ganz fürchterlich und 2. muss man eine halbe Stunde reiben, bis der ganze Dreck weg ist.
Ach ja, Hamburger hat gewonnen, Elli dritter, wenn das nicht Klasse ist.... Mir lief es ganz gut, aber irgend jemand muss ja noch etwas für die Mannschaft arbeiten.

Lüttich, 16. April
80 km, flach mit starkem Rückenwind, so ist Velofahren schön. Und wir sind gut in Lüttich angekommen. Morgen werden wir das Finale vom Sonntag abfahren.

Lüttich, 17. April
Uhiii, der neue Berg 10 km vor dem Ziel ist sehr schwer. Überhaupt, bei den letzten 130 km die wir gefahren sind, kommt ein Berg am anderen. Das wird am Sonntag ganz schwer. Wie immer wird das Ausscheidungsrennen an der Cote de Wanne beginnen, dann nach der La Redoute werden nur noch wenige Fahrer vorne sein und an dem neuen Berg vor dem Ziel wird die Entscheidung endgültig fallen.
Aber wenn ich am Sonntag die gleichen Beine habe wie heute, werde ich nach der La Redoute noch dabei sein und dann werden wir ja sehen. Obwohl das Rennen hier eigentlich ein bisschen zu schwer für mich ist. Aber man weiss ja nie.
Seit dem 1. Januar 11005 km und seit 1. Dezember 2500 km mehr.

Lüttich, 18. April
Ich habe die letzten par Kilometer vom Amstel-Gold-Race abgefahren, danach den Albertkanal entlang nach Lüttich zurück. Hier kenne ich die Gegend gut, eigentlich fühle ich mich hier fast wie zu Hause.
Diesen Nachmittag hatten wir noch eine Mannschaftspräsentation in Lüttich. So was hasse ich, aber es gehört halt zu unserem Leben als "Zootiere", alle Bewundern uns, wollen mit uns sprechen, wollen Autogramme, klopfen uns auf die Schulter. Manchmal ist es ganz nett so, aber manchmal auch nicht. Was nicht heissen soll, dass ich mich über Emails nicht freue, die kann man erledigen, wenn man Lust hat!

Valencienne (F), 19. April
Lüttich-Bastogne-Lüttich 266 km
Ich bin zufrieden, am Anfang habe ich die richtige Gruppe erwischt, ich habe dann für die Mannschaft gut gearbeitet und war bis 40 km vor dem Ziel eigentlich immer mit den Besten. Die Form stimmt immer noch, und jetzt hoffe ich natürlich auf das Amstel-Gold-Race vom nächsten Samstag, "mein" Rennen.

Rue (F), 21. April
Côte Piccarde 190 km
Ich war mindestens in fünf verschiedenen Fluchtgruppen, aber es hätte nicht sein sollen. Wir sind immer wieder eingeholt worden. Kein Resultat aber doch zufrieden.

Valencienne 22. April
Ich habe einen Durchhänger. Das Rennfahrerleben ist mir verleidet. Von Hotel zu Hotel; schlafen, essen und fahren; Rennkleider, Trainer und Pyjama; Rennfahrer, Masseure und Mechaniker. Es ist immer das Gleiche. Nur einmal wieder mit normalen Kleidern unter normale Leute in ein Einkaufszentrum, einen Hamburger essen und nichts mit Velos zu tun haben. Das ist doch nicht zuviel verlangt? Ich freue mich wieder auf zu Hause. Und irgendwann werde ich wohl auch mal Ferien haben, oder wenigstens einige Tage frei, ohne Velo.

Valencienne 23. April
GP Denain 191 km
Mit dem Erfolg von heute hat unsere Mannschaft jetzt 28 Saisonsiege. Am meisten von allen. Mir lief es recht gut, auch ohne alle Kraft zu verschleudern, schliesslich will ich am Amstel-Gold-Race noch etwas können.

Lüttich 24. April
Ich werde schon etwas nervös auf morgen. Hoffentlich läuft es mir gut.

Brüssel, 25. April
Amstel-Gold-Race 257 km
Ich habe es immer noch nicht ganz realisiert. Von Interview zu Interview, Fernsehen und weiss ich noch alles. Aber es scheint wahr zu sein, ich habe das Amstel zum zweitenmal gewonnen! Ein super Gefühl. Und ich war gut heute, hatte super Beine und einen klaren Kopf, dazu noch Glück und schon gewinnt man ein Weltcuprennen, ziemlich einfach, oder?

Zihlschlacht, 27. April
Endlich, endlich etwas Ruhe. Die letzten zwei Tage war Stress pur, alle, aber auch alle wollten etwas von mir. Jetzt geniesse ich es aber um so mehr. Erfolg haben ist halt auch nicht einfach, aber sicher immer schöner als wenn ich abgehängt bin, und keiner etwas von mir wissen will. Tausend Dank für alle die Emails, die ich seit Samstag und in letzter Zeit bekommen habe, die Antworten werden halt noch etwas dauern, ich will ja noch weitere Rennen gewinnen und nicht nur vor dem Bildschirm sitzen.
Das Velofahren ist sehr, sehr schön.

Zihlschlacht, 29. April
Der erste Stress ist vorbei und nun habe ich endlich etwas Zeit für die Familie und die Büroarbeiten (die Rechnungen müssen trotz einem Erfolg bezahlt werden). Ab morgen wird auch die Erholung, oder besser gesagt, das reduzierte Training zu ende sein. Drei Stunden in drei Tagen.
Hier noch einige Antworten, auf Fragen von Emails:
Ich werde die Tour de France nicht fahren! Dafür jetzt Tour de Romandie und Giro d'Italia, Tour de Suisse.
Im Sprint gegen Den Baker fühlte ich mich sicher, als ich es im Fernsehen sah, wurde ich aber sehr nervös.
Da ich im Moment kein Grundlagentraining betreiben muss, reichen auch Ausfahrten von 4 Stunden länge oder auch kürzere, dafür etwas intensivere. Meine Pulswerte Grundlagentraining 125-150, Mittel 150-165, Schwellentraining 165-175, meine anerobe Schwelle 175, Maximalpuls 195.
Anzahl Renntage 1998 - 35 Rennen
Fettanteil 7%
Meine nächsten Ziele : Sommerferien mit der Familie
Und für die, die es immer noch nicht gemerkt haben: Unser Geheimmittel G-Niniart liest man besser Rückwärts.

Zihlschlacht, 30. April
Ich wohne wirklich in einer schönen Gegend. Blühende Bäume, gelbe Wiesen und schönes Wetter, so macht ein lockeres Training von vier Stunden wirklich Freude. Ich habe es genossen, mit meinem Freund Alex Zülle herum zu pedalen, und die nächsten Rennen werden wir gemeinsam fahren, als Gegner.

Nochmals wegen den Emails. Leider ist es mir unmöglich, alle Anfragen wegen kurzen Trainingsanleitungen zu beantworten, erstens brauche ich dabei zu viel Zeit (ich muss auch noch trainieren!) und zweitens ist es ja ziemlich individuell. Dafür ein kleiner Trost. Am 31. Oktober und am 14. November gebe ich in Winterthur ein Trainingsseminar für Hobbyfahrer, wo so ziemlich alles zur Sprache kommt. Mit Conconi-Test und individueller Trainingsanleitung. Wer Interesse dafür hat, kann sich bei mir direkt oder unter check-up@bluewin.ch anmelden oder Unterlagen anfordern. Ach ja, die Kosten betragen für den ganzen Tag 240.- sFr. und max. 20 Teilnehmer. Wer nicht bis dahin warten will, dem kann ich den SPORT Check-up in Winterthur, Dr. Egger, sehr empfehlen. Für eben Leistungstest mit Bestimmung der optimalen Trainingspulswerten und Trainingsanleitung, Fettmessungen ect. also alles, was mit Training und Gesundheit im Radsport zu tun hat. Adresse: Römerstrasse 176, CH-8404 Winterthur Fax 052-243 00 63 oder Tel.: 052-243 00 64 oder check-up@bluewin.ch
(Das war etwas Werbung in eigener Sache, ist doch erlaubt, oder?)

Zihlschlacht, 3. Mai
GP Gippingen 192 km
Dass man mit so schlechten Beine noch im Verfolgerfeld ankommen kann, grenzt an ein Wunder (oder gute Form!). Aber ich musste diese Woche Erholung machen, es war der letzte Zeitpunkt bis an die Tour de Suisse, wo dies möglich war. Jetzt freue ich mich auf die Tour de Romandie, die ich bestimmt gut fahren werde und eigentlich unbedingt eine Etappe gewinnen will.

Döttingen, 4. Mai
95 km, das sollte für morgen eigentlich reichen. Für den Prolog bin ich eigentlich nicht top motiviert, aber dann für die nächsten Etappen werden wir sehen. Ich habe schon einmal die erste Etappe der Romandie gewonnen, vielleicht lässt sich das wiederholen.

Döttingen, 5. Mai
Prolog Tour de Romandie 4,8 km
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mit so wenig Rückstand und so weit vorne klassiert bin. Im nachhinein hätte ich noch besser sein können, ich bin etwas langsam gestartet, habe auch zwei, drei Kurven nicht optimal gefahren und bei der kleinen Steigung habe ich viel zu wenig gekämpft. Jetzt sehen wir morgen, da bin ich voll motiviert, die Etappe könnte mir liegen. Es wäre schön, wenn morgen von Anfang an schnell gefahren würde!

Saucy, 6. Mai
2. Etappe Tour de Romandie, 167 km
Schade, das wäre die Gelegenheit gewesen, wieder einen Sieg davonzutragen. Leider habe ich auf dem letzten Kilometer etwas geschlafen als Dufaux angriff und ich habe zu stark auf Bartoli geschaut. Immerhin habe ich noch den 6. Rang herausgefahren und in den Bergen lief es mir super. Wenn es immer so wäre, hätte Pantani noch Konkurrenz. Ich glaube, jetzt fahre ich doch auch etwas auf das Gesamtklassement, ein Rang in den ersten 10 könnte drinliegen.

Montreux, 7. Mai
2. Etappe Tour de Romandie, 186 km
Die Mannschaft Festina war heute in argen nöten. So stark sind sie wahrscheinlich nicht, wie alle sagen. Wir von Casino aber auch nicht, im ersten Feld von etwa 40 Fahrern waren wir nur noch zu zweit vertreten, Richard und ich. Und morgen steht die Königsetappe auf dem Programm, das wird schwer, vor allem, weil meine Beine nicht mehr so gut waren wie gestern. Aber mehr als abhängen können sie mich auch nicht und die andern Fahrer sind ja auch müde. (Hoffentlich)

Sion, 8. Mai
3. Etappe Tour de Romandie, 151 km
Pantani muss vorerst keine Angst vor mir haben. Die andern Fahrer haben mir wieder einmal die Augen geöffnet, ich verlor über 14 Minuten, obwohl ich bis am Schluss voll gefahren bin. Ein schlechter Tag oder werde ich nie eine "Berggeiss"? Die Berge waren auch sehr steil, das ist meine Ausrede von heute.

Lausanne, 9. Mai
4 + 5 Etappe Tour de Romandie
Am Morgen hatte ich sehr, sehr schlechte Beine. Da dachte ich schon, meine Form ist endgültig vorbei. Beim Zeitfahren bin ich dann "locker" gefahren, das heisst, einfach so, dass meine Beine nicht allzusehr geschmerzt haben. Die Strecke kannte ich auch nicht und meine Muskeln aufgewärmt, was soll das? Ich bin ohne irgendwelche Moral gestartet. Jetzt bin ich natürlich sehr erstaunt, ich bin so um den 30. Rang klassiert. Bin ich doch noch in Form? Morgen bin ich sehr im ungewissen: wenn ich schlechte Beine habe, bleibe ich den ganzen Tag im Feld sitzen, spüre ich aber noch etwas Zupf, werde ich angreifen. Alles ist möglich.

Zihlschlacht, 11. Mai
Endlich wieder zu Hause im Stress. Na ja, so schlimm ist es auch wieder nicht, aber die drei Tage bis zu der Reise nach dem Giro d'Italia sind schnell vorbei. Und was da noch alles erledigt werden sollte...
Aber es ist ja schönes Wetter und beim Training kann man die Gegend wieder einmal richtig geniessen

Nizza (F), 14. Mai
Das Unternehmen Giro d'Italia hat begonnen. Meine Ziele hier wären zwei Kilo abzunehmen und vor allem nicht allzu kaputt in Mailand anzukommen. Es geht mir hier nicht mal unbedingt, etwas zu gewinnen, sondern einfach mit einem guten Gefühl die 3900 km zu überstehen. Das ich nicht von anfang März bis ende Juni in Hochform sein kann, ist mir klar, darum nehme ich den Giro ein wenig als Vorbereitung für die Tour de Suisse, wo ich dann wieder brillieren will.
Die erste Tat am frühen Abend hier in Nizza, meine Beine frisch rasieren, damit sie im Prolog am Samstag mit Öl bestrichen schön glänzen und auf den Fotos einen guten Eindruck hinterlassen!

Nizza, 15. Mai
Nach einem dreistündigen Training in den Bergen von Nizza und Monte Carlo bin ich jetzt massiert und erholt. Beim Osteopaten war ich auch schon, er hat mir fast den Kopf abgerissen, aber die Hals- und Rückenwirbel sind jetzt wieder in der richtigen reihenfolge. Etwas zu essen wäre jetzt nicht schlecht, aber heute habe ich mich selber auf Diät gesetzt, sonst bin ich morgen am Prolog blockiert. Heute Abend findet noch die Mannschaftsvorstellung statt, eine Prozedur, auf die ich leicht verzichten könnte.

Nizza, 16. Mai
Prolog Giro d'Italia 7 km br> Nach einem kurzen Training nach Monaco von 90 Minuten bin ich am Nachmittag dann noch eine Stunde warmgefahren vor meinem Start. Die Strecke hatte nur drei Kurven, wobei man nur in der Spitzkehre bremsen musste. Aber es war hart, auf den sieben Kilometern konnte man so nur für ca. 3 sec. aufhören zu treten. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich eine schlechte Zeit habe aber das werde ich erst wissen, wenn alle im Ziel sind. Ich durfte nämlich schon als 19 Fahrer starten, der Prolog ist also noch eine ganze weile im Gange. Ich trete eine Übersetzung von 54*14/13, dafür mit einer relativ hohen Tretfrequenz. Die ersten werden da wohl 54*12/11 in Schwung halten!

Cuneo, 17. Mai
1. Et. Giro d'Italia 160 km
Nach einem fulminanten Start auf den Col d'Eze, wo wir einige Fahrer abgehängt haben, hat sich nachher alles ein wenig beruhigt. Klar, das Finale war sehr schnell, aber ich bin eigentlich fast erholt am Ziel angekommen, ich musste nicht alle Körner verschiessen.
Mit meinem Rang gestern am Prolog war ich doch positiv überrascht: 27 mit nur 16 sec Rückstand auf den dritten.

Imperia, 18. Mai
2. Et. Giro d'Italia 160 km
Jetzt bin ich gespannt, ob die Jury ein Auge zudrückt. 1200 m vor dem Ziel sind mir drei Speichen gebrochen, so dass ich die Fahrt nicht mehr fortsetzen konnte und so durch den Radwechsel noch etwa zwei Minuten bis ins Ziel verlor. Wäre das ganze 200 m später passiert, hätte ich nach dem Reglement die gleiche Zeit wie der Sieger. Hoffentlich drücken sie ein Auge zu, allerdings glaube ich es kaum, leider.

Forte dei Marmi, 19. Mai
3. Et. Giro d'Italia 196 km
Ich habe mich mit dem Giro wieder versöhnt. Ich habe tatsächlich gestern über eine Minute verloren, und deswegen war ich mit niemandem zufrieden, schon gar nicht mit den Rennkomissaren. Aber heute sprintete ich im Massensprint etwa auf den 12 Rang, für mich ganz gut. Überhaupt, bis jetzt war der Giro viel schöner als die Tour, immer gute Hotels, sehr gutes Essen, gute Strassen und viel weniger gefährlich wie in Frankreich. Viva l'Italia!

Monte Argentario, 20. Mai
4. Et. Giro d'Italia 239 km
Auf der Zusatzrunde habe ich am 5 km langen Berg angegriffen. Meine Beine waren ziemlich gut, nur der Berg war leider 9 km und so hatte ich meine Kraft etwas schlecht eingeteilt und bis am Schluss noch 9 Minuten verloren. Aber was soll's, jetzt habe ich wenigstens begriffen, dass ich voll auf einen Etappensieg fahren kann. Morgen werde ich es das erste mal probieren.

Frascati, 21. Mai
5. Et. Giro d'Italia 206 km
Wir haben nicht gerade unsere beste Mannschaft hier. Letzte in allen Mannschaftsklassementen, fast das hinterste Begleitauto und wahrscheinlich bis jetzt auch am wenigsten verdient von allen. 6 Tage kämpfen 340'000 Lire pro Fahrer, hoffentlich wird es noch einiges mehr.

Lago Laceno, 22. Mai
6. Et. Giro d'Italia 163 km
Bravo Alex, Pantani wird heute nicht gerade die beste Moral haben, so wie Du an ihm vorbeigezogen bist. Aber auch für Festina wird es jetzt noch sehr lange bis Mailand, um das Feld zu kontrollieren. Ich werde mich aber bei diesen Kämpfen schön draussen lassen, so wie ich am Anfang der Etappe gelitten habe, glaubte ich schon nicht mehr an ein fertig fahren. Aber je länger die Etappe gedauert hat, desto besser lief es mir und dann bin ich erst im Schlussaufstieg abgehängt worden. Ich habe es halt etwas gemütlicher genommen als die ersten.

Matera, 23. Mai
7. Et. Giro d'Italia 238 km
Mama mia, bin ich kaputt. Den ganzen Tag rauf und runter. Im Moment sehe ich etwas schwarz, dass ich hier noch einen Etappensieg herausfahren kann, und das ich gut in Mailand ankomme steht auch noch in den Sternen. Ich weiss nur noch nicht, wie ich mich hier erholen kann, nach jeder Etappe haben wir noch eine Stunde Autofahrt bis ins Hotel, und vor dem Start auch wieder. Aber den andern Fahrern geht es ja auch nicht besser.

Foggia, 24. Mai
8. Et. Giro d'Italia 191 km
Als wir in den Seitenwind einschwenkten, schlief ich hinten im Feld den Schlaf des Gerechten. Bis ich merkte, dass vorne das Rennen voll im Gange ist, war ich schon mit dreissig andern Fahrern abgehängt! Auf der Fläche im Gruppetto! Eigentlich eine Schande, dafür bin ich noch selten so erholt im Ziel eines Rennen angekommen. Jetzt kann ich dann langsam ans angreifen denken.

Vasto, 25. Mai
9. Et. Giro d'Italia 167 km
Ich komme nicht vom Fleck! Am ersten und einzigen Berg war ich im hintersten Gruppetto, ich war nicht in der Lage, dem Feld zu folgen. Nach langen 60 km haben wir das Feld dann endlich wieder eingeholt und im Finale lief es mir dann gar nicht so schlecht. Ich komme mir wie ein Traktor vor, ich kann lange fahren, dafür leider nicht schnell. Habe ich mit 53 Renntagen dieses Jahr wohl etwas zu viel gemacht?

Macerata, 26. Mai
10. Et. Giro d'Italia 212 km
Wir sind wieder auf dem Weg nach Norden. Hinter uns Süditalien, wo die Zuschauer noch fanatischer sind, da muss man die Brillen, Mützchen, Velokomputer und Bidons mit beiden Händen halten, sonst sind sie unwiderruflich weg und irgend ein Fan brüstet sich damit. David Lefèvre von unserer Mannschaft haben sie die Brille während dem Bergauffahren von der Nase geklaut!

San Marino, 27. Mai
11. Et. Giro d'Italia 220 km
Je länger ich im Radsport dabei bin, desto weniger verstehe ich davon. Die Taktik, die gewisse Mannschaften haben, sind ein Buch mit sieben Siegel. Früher kapierte ich diese Sachen noch, aber heute? Bin ich dümmer geworden oder der Radsport komplizierter? Oder wahrscheinlicher, wissen diese Mannschaften selber nicht, was sie machen sollen? Aber was soll's, ich bin heute gut angekommen, nicht allzu müde und irgend wie habe ich das Gefühl, dass es mir von Tag zu Tag besser geht.

Carpi, 28. Mai
12. Et. Giro d'Italia 202 km
Es war nicht mein Tag. Ich war der erste, der nach dem Start aus dem bummelnden Feld ausreissen wollte. So was ist zwar nicht meine Art, aber irgendwann muss man es ja probieren. Aber als wir 15 Fahrer nur immer 30 Sekunden Vorsprung hatten, gaben wir es nach 40 km auf. 70 km später fuhren wir zu viert hinter einer Spitzengruppe her, bis wir sie eingeholt hatten, etwas später stürzte ich und wieder auf die Verfolgung, als ich zurückkam waren schon wieder andere 8 Fahrer weg, also wieder alleine nach vorne, und dann war ich kaputt. Und so fuhr ich in der neuner Gruppe auf den glorreichen 8. Rang. Super!

Schio, 29. Mai
13. Et. Giro d'Italia 166 km
Wieder einen Regentag mehr. Vom Wetter hängt eigentlich noch vieles ab. Angefangen vom Luftdruck in den Pneus, der so um die 7,5 bar ist, eins tiefer als normal. Und wegen dem Regenschutz in der Tricottasche hat man weniger Platz für die Verpflegung, dafür reicht auch nur ein Bidon. Unter dem Helm trage ich noch ein Rennfahrermützchen, so laufen die Regentropfen nicht innen an der Brille runter. Die Moral ändert sich übrigens auch, und das Tempo in Abfahrt, in den Kurven.....

Trieste, 30. Mai
14. Et. Giro d'Italia 167 km
Wieder ein Ruhetag, den ganzen Tag hinten im Feld und in der Schlusssteigung sofort im Gruppetto. Allerdings war der Start sehr schnell und ich in der zweitletzten Position nicht gerade glücklich. So bis zu 55 km/h ging es noch, was dann aber schneller als 62 km/h war, spürte man in den Beinen sehr deutlich. Immerhin, im Windschatten konnte man relativ kleine Gänge fahren, bei 55 etwa 53*14, bei 62km/h 53*12 und 53*11 brauchte ich nur selten. In der ersten Stunde legten wir 51 km zurück, nachher verlangsamte sich das Ganze deutlich.

Trieste, 31. Mai
15. Et. Giro d'Italia Zeitfahren 40 km
Km 1: Ich bin etwas langsam abgefahren, die Beine schmerzen noch überhaupt nicht.
Km 6: Nur nicht zu schnell, der Berg ist noch lang, und schön den 42 Kranz drinlassen, auch wenn alle anderen 48 oder 52 fahren.
Km 11: Der Bergpreis, etwas beschleunigen und dann voll bis ins Ziel.
Km 11,5: Wieder etwas langsamer, die Beine schmerzen zu stark und gemütlich ins Ziel.
Km 18: Guter Rhythmus, Tretfrequenz 100, Pulsfrequenz 150, keine Beinschmerzen.
Km 22: Zwischenzeit etwa 29 Min. Viel zu schnell, ich sollte bei 31 Min passieren.
Km 30: 38 Min viel, viel zu schnell, ich habe noch 20 Min Zeit bis ins Ziel. Aber vielleicht schaffe ich eine Schlusszeit von unter 50 Minuten?
Km 35: 1 Min 5 sek pro Kilometer, dieses Tempo beibehalten, dann kann ich die letzten zwei noch langsam Fahren.
Km 38: Genau im Fahrplan, jetzt noch ausplempern und dennoch weniger als 50 Minuten.
Ziel : Zeit 49 Min 57 sek.

Ich bin ein Arschloch, viel zu schnell gefahren, der Kontrollschluss wäre bei 58 Minuten gelegen.


Asiago, 1. Juni
16. Et. Giro d‘Italia 240 km
Morgen beginnen die grossen Berge und damit für mich das grosse Rechnen. Der Kontrollschluss ist sehr, sehr knapp bemessen, das gibt Probleme. Morgen sind es für die 220 km lausige 37 Minütchen! Am Passo Duran verliere ich 12 Minuten, am Forcella Staulanza 13, Marmolada 13, Passo di Sella 10, gibt zusammen 48 Minuten! Wo spare ich nur die 11 Minuten ein? Also muss ich von anfang an voll fahren, Duran 5, Staulanza 10, Fedaia 12, Sella 8, gibt 35 Minuten, und die Abfahrten und Flachstücke muss ich gleich schnell fahren wie die Spitze! Die Marschtabelle stimmt, kann ich sie aber einhalten? Das gibt für sehr viele Fahrer Probleme, morgen in den Bergen.

Selva di Val Gardena, 2. Juni
17. Et. Giro d‘Italia 217 km
Die Marschtabelle stimmte fast, der Kontrollschluss war zwar nur 34 Minuten aber meine Gruppe kam mit 32 Minuten Rückstand ins Ziel. 40 Fahrer hinter uns schafften das Zeitlimit nicht und können morgen nach Hause fahren. Ich bin aber total fix und fertig im Ziel angekommen, habe alles doppelt oder dreifach gesehen. Und ich werde den Passo di Fedaia nie mehr mit dem Velo fahren. 39*25 habe ich hochgewürgt und gelitten, der Tacho gab immer zwischen 9 und 12 km/h an, ziemlich deprimierend! Jetzt beginnt die Rechnerei für morgen.

Alpe di Pampeago, 3. Juni
18. Et. Giro d‘Italia 115 km
Diese scheiss Berge, warum sind die hier in den Dolomiten immer so steil ? Immerhin bin ich gut angekommen, zweitletzter zwar, aber nicht so müde wie gestern. Und ich habe alles aus eigener Kraft geschafft, und nicht wie viele anderen, die sich von den Mannschaftswagen ziehen liessen! Eine Schweinerei, und die Komissäre haben nichts gesehen.

Plan di Montecampione, 4. Juni
19. Et. Giro d‘Italia 239 km
Ich habe mich wieder einmal bis ins Ziel durchgekämpft. Am Start glaubte ich noch nicht so recht daran, aber dann ging es besser als erwartet. Dafür habe ich geschwitzt wie 8 Stunden in einer Sauna. Es vielen keine Schweisstropfen mehr herunter, sondern ganze Bäche und in den Rennschuhen hat es "geflutscht" wie bei Regenwetter. Mit trinken bin ich nicht nachgekommen, am Ziel war ich 5 Kilo leichter als am Start!

Mendrisio, 5. Juni
20. Et. Giro d‘Italia 147 km
So, der Giro ist gelaufen (für mich), noch zwei "Ruhetage" und dann geht es nach Hause. Endlich etwas Zeit, um all die kleinen Schwachstellen am Körper zu pflegen. Seit 20 Tagen jeden Tag am Limit, das hinterlässt spuren. Wenn ich allerdings etwas genauer überlege, habe ich ja gar nichts! Aber einen Ruhetag könnte ich doch einmal brauchen, wenigstens einmal wieder alleine etwas Radfahren und nicht immer in irgend einer Gruppe und mein Tempo den andern anpassend.

Mendrisio, 6. Juni
21. Et. Giro d‘Italia Zeitfahren 34 km
Ich bin doch mehr angeschlagen von dieserRundfahrt, als ichdachte. Bis zur Zwischenzeit bin ich vollgefahren was ichhatte, ich wollte unbedingt da in denersten Zehn sein, umetwas Geld zu verdienen. Nachher bin ichdann fast gemütlichden Rest bis ins Ziel gefahren. DieEnttäuschung folgte dan amAbend, als ich die Resultate sah, bei der Zwischenzeit nur 24. Keine müde Lire gewonnen.

Mailand, 7. Juni
Schlussetappe Giro d‘Italia 167 kmSo schlecht war ich selten, ich konnte dembummelnden Feldnur knapp bis auf den Rundkurs in Mailandfolgen. Zum Glückwar dann die Runde bei Dauerregen sogefährlich, dass wir bisins Ziel langsam gefahren sind! Und jetzt nach Hause, morgen berühre ichkein Velo und esseeine Olmabratwurst.

Zihlschlacht, 14. Juni
Auch diese Woche ist schon wieder um. Viel Trainiert habe ich nicht, ich war viel zu kaputt, hatte keine Moral oder war etwas krank. Insgesamt nur gerade 10 Stunden, aber im Moment geht es mir wieder recht gut und für die Tour de Suisse bin ich hoch motiviert. Ein letztes Aufbäumen vor meiner Rennpause.

Biel, 15. Juni
Schon bin ich wieder unterwegs. Jetzt muss ich aber noch die richtige Einstellung für diese Tour de Suisse finden. Im Moment habe ich sie noch nicht, aber ich habe noch 36 Stunden Zeit, bis ich um halb fünf Uhr morgen beim Prolog starte. Bei Gewitter könnte es noch ein Vorteil sein, dass ich im ersten Drittel starten kann.

Biel, 16. Juni
Prolog Tour de Suisse 5,6 km
Der Fahrer vor mir startet, noch eine Minute. Ich schnappe meine Zeitfahrermaschine und steige die drei Treppenstufen zur Startrampe hinauf. Ich sitze auf das Velo, ein Starthelfer hält es, damit ich meine Schuhe in die Pedale einklicken kann. Noch 30 Sekunden. Ich richte mich auf, klappe das Helmvisier langsam herunter. Das ist immer der magische Moment, an dem mein Zeitfahren beginnt. Ein letzter Blick, ob die richtige Übersetzung bereit ist. 15 Sekunden. Noch dreimal tief durchatmeten, während die Fotoapparate der Journalisten klicken. Piep, piep, piep, piep, piiiip. Die Muskelfasern ziehen sich zusammen, die Beinschmerzen beginnen.

Villars, 17. Juni
2. Et. Tour de Suisse 179 km
Unten in der Schlusssteigung war ich ganz vorne, alles oder nichts. Es war nichts, ich verlor dann noch etwa 7 Minuten. Aber egal, jetzt kann ich schon ganz beruhigt auf Etappensieg fahren, ohne dass sofort alle Mannschaften hinter mir her fahren. Aber irgendwie komisch, ich bin voll gefahren, aber schon 10 Minuten nach meiner Zieleinfahrt fühlte ich mich erholt. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Morgen werde ich es sehen.

Ullrichen, 18. Juni
3. Et. Tour de Suisse 160 km
Ich bin etwas enttäuscht. Ich war der letzte Fahrer, der vom Spitzenfeld vor dem Ziel noch abgehängt wurde. Es fehlte nur ganz wenig, aber eben, es fehlte was. Dabei habe ich mir für diese Etappe einiges vorgenommen. Aber irgendwie komisch, ich konnte nicht schneller fahren, war am Limit, aber kaum abgehängt, war ich schon wieder erholt, leider zu spät. Wahrscheinlich habe ich doch schon etwas zu viele Renntage, dieses Jahr bis jetzt 70.

Varese (I), 19. Juni
4. Et. Tour de Suisse 208 km
Diese Tour de Suisse läuft nicht gerade so, wie ich es gewünscht habe. Da bin ich im Ziel jeweils froh, wenn ich sofort in unseren Campingcar verschwinden kann und vor den Fragen der Leute etwas geschützt bin. Da kann ich mich in Ruhe umziehen und ein kaltes Cola gegen den Frust trinken. Am Morgen bin ich dann meistens wieder motiviert, und irgendwann wird auch hier meine Etappe kommen, wo nicht immer alle an meinem Hinterrad hängen.

Lenzerheide, 20. Juni
5. Et. Tour de Suisse 239 km
Zum Glück konnte ich den Splügenpass mit 14 Minuten Vorsprung beginnen, auf der Passhöhe, 30 km später und 1900 m höher, waren es gerade noch 30 Sekunden. Dafür bin ich dann mit der Spitzengruppe relativ locker bis unten am Schlussaufstieg mitgekommen, bis es mich endgültig parkiert hat. Aber ich bin lange vor meinen Kollegen aus dem Gruppetto ins Ziel gekommen. Hoffentlich läuft das morgen auch so.

Lenzerheide, 21. Juni
6. Et. Tour de Suisse 156 km
Ich war noch selten so kaputt wie jetzt. Während der Etappe ging es noch relativ gut, ich bin weit vor dem letzten Gruppetto ins Ziel gekommen, aber im Moment fühle ich mich noch schlechter als auf dem Velo. Ich kann auch die Köpfe meiner Teamkollegen und Masseure nicht mehr sehen. Wir leben die ganze Zeit eng zusammen, und jetzt ist es Zeit, dass ich mich auch davon erholen kann. Ich bin ferienreif!

Morschach, 22. Juni
7. Et. Tour de Suisse 163 km
Ich hatte zwei Pflöcke aus Holz, die heute versuchten, in die Pedalen zu treten. Mit ach und Krach konnte ich wenigstens meistens dem Feld folgen, und als ich einmal abgehängt wurde, war vorne die Bahnschranke unten. Manchmal braucht man auch etwas Glück. Aber jetzt freue ich mich noch mehr auf meine Ferien nach dieser Schweizerrundfahrt. Aber morgen versuche ich es trotzdem noch einmal.

Bern, 23. Juni
8. Et. Tour de Suisse 186 km
Auch diese Etappe wäre geschafft. Es ging etwas besser als gestern, obwohl wir noch schneller gefahren sind. Und mit dem Sieg von Niki Aebersold bin ich auch sehr zufrieden, obwohl er in einer gegnerischen Mannschaft fährt. Die jungen Fahrer vom Post Swiss Team beeindrucken mit ihrer Fahrweise, so hätten sie sogar einen Startplatz an der Tour de France verdient!

Bern, 24. Juni
9. Et. Tour de Suisse, Zeitfahren 30 km
Auch wenn wir nicht die stärksten sind, heute hatten wir es mindestens lustig. Richard hat einen vollen Eimer Wasser vom Hotelfenster aus, über den Kopf bekommen. Auch zwei Masseure mussten dran glauben. Den sportlichen Leiter haben wir leider verfehlt.
Noch genau einen Tag und die Ferien können fast beginnen, ich freue mich auf morgen Abend. Wenn ich nur die Etappe noch gut "überleben" und im Gesamtklassement noch zwei Fahrer überholen könnte, dann würde ich noch 10 von den wichtigen Uci Punkte gewinnen.

Zihlschlacht, 25. Juni
10. Et. Tour de Suisse 186 km
Ich habe es tatsächlich geschafft, ich fuhr im Gesamtklassement noch auf den 48 Rang und habe somit noch 10 Punkte ergattern können. Meine gesammelten Punkte 1998 : 671. Jetzt bin ich aber froh, dass es fertig ist. Für eine Woche werde ich jetzt höchstens eine Stunde täglich trainieren und dann an den nationalen Meisterschaften schauen, was ich noch kann.

Zihlschlacht, 30. Juni
Seit ende der Tour de Suisse bin ich noch nie auf dem Velo gesessen. Im Moment habe ich null Bock darauf. Aber morgen beginne ich ein wenig, so dass ich die Schweizermeisterschaften wenigstens fertig fahren kann. Ich bin auch sonst genug im Stress, gestern war der Spatenstich meines neuen Hauses. Da gibt es einiges zu tun. Wer übrigens mein jetziges kaufen will, kann sich bei mir melden....

Zihlschlacht, 5. Juli
Schweizermeisterschaften
Ich wusste es, Beine wie Gummi, ein Herz dass nicht nachkam mit Blutpumpen und Säure bis in die Armen. Nach 100 km setzte ich meiner Leiderei ein Ende und ging unter die Dusche. Aber eben, nicht erstaunlich, in den letzten 10 Tagen fuhr ich gerade mal 70 km. Null Bock auf Velo. Nicht ganz, ein wenig freue ich mich doch, in einer Woche wieder mit dem Training zu beginnen. In einer Woche und nicht jetzt!

Zihlschlacht, 7. Juli
Ich geniesse meine freien Tage ohne Velo, langweilig wird es mir aber sicher nicht. Und ich bin froh, dass ich die Tour de France nicht fahren muss. Alex Zülle wollte mir sein Trikot zur Verfügung stellen, so dass ich an seinem Platz dieses Rennen fahren sollte, aber da muss er die Trikottaschen schon mit viel Geld füllen, dass ich einwillige.

Zihlschlacht, 9. Juli
Heute wäre ich schon nach Dublin abgereist, wenn ich die Tour fahren würde. Aber es ist viel besser so, ich freue mich schon wieder auf nächsten Montag, wenn ich mit dem Training beginnen werde. Anfangs wohl noch mit etwas schweren Beinen aber dann ab Mitte August sollte ich wieder gut "zwäg" sein.

Zihlschlacht, 11. Juli
Morgen beginne ich wieder mit dem Training. Ich habe es um einen Tag vorverschoben, es juckt mich bereits wieder.

Zihlschlacht, 12. Juli,
Begonnen habe ich doch noch nicht. Es war so schön Wetter, dass ich eine Velotour mit meiner Familie vorzog. So kommen auch sie etwas in Form. Aber morgen um neun Uhr starte ich die Vorbereitungen für meine Herbstrennen.Die Tour de France fahre ich sicher nicht, auch wenn ich in einigen Startlisten mit der Nummer 136 aufgeführt bin! Da anscheinend sehr viele Leser dieser Seiten auf meine Liveberichte von der Tour warten, so live sind sie dann halt nicht. Aber was ich heute schnell gesehen habe, reichte mir schon völlig. Dass es Cippollini auf die Schnauze haut, ist doch sehr ungewöhnlich, sehr wahrscheinlich war es sicher nicht sein Fehler. Und die ganze Dopingaffäre um Festina sieht recht verzwickt aus. In der Haut dieses Masseurs will ich nicht gerade stecken, aber die alleinige Schuld wird er nicht haben......

Zihlschlacht, 16. Juli
Die ersten beiden Trainings verliefen vielversprechend. Gestern war ich dann allerdings mit der Familie einen Tag im Basler Zoo, ohne Velo. Als ich abends nach Hause kam, war mein Telefonbeantworter voll. Alles indirekt im Zusammenhang mit dem Skandal um das Festina Team. Zum Glück bin ich nicht an der Tour. Was da teilweise von sogenannten "Radsportexpertendoktoren" in der Presse ausgesagt wird, einfach lächerlich. So schlimm kann das mit dem Doping im Radsport gar nicht sein, sonst hätte ich 12 Jahre lang hinter dem Mond gelebt!

Zihlschlacht, 17. Juli
Wenn meine Tagebucheintrage etwas spährlicher ausfallen als auch schon, hat das nicht damit zu tun, dass nichts läuft. Im Gegenteil, wegen dem Dopingskandal an der Tour läutet auch mein Telefon hier pausenlos, Journalisten die etwas wissen wollen oder meine Kollegen, um Meinungen auszutauschen. Es ist etwas ganz anderes. Am schweizer Nationalfeiertag, am 1. August, darf ich in meiner Gemeinde die Rede halten. Da ich nicht gewöhnt bin, sowas zu schreiben, geht die Zeit vor dem Komputer halt da drauf. Aber trainieren tue ich schon noch, heute 158 km.

Zihlschlacht, 21. Juli
Bravo, schon die 2. Etappe die Casino in diser Tour de France gewinnt! Auch ein Bravo für mich. Gestern sass ich acht Stunden auf dem Sattel. Davos-Flüelapass-Reschenpass-Stelvio-Ovenpass-Susch. Den Stelvio fuhr ich ein bisschen zu schnell hoch, alles mit 41* 19/21. Auf den letzten zwei Kilometer hat es mich aber dann so richtig parkiert. Mit dem 23er Kranz kam ich kaum mehr hoch und im Passrestaurant musste ich ein volle Stunde warten, bis ich wieder fähig war, etwas zu essen!

Zihlschlacht, 23. Juli
Morgen muss ich wieder an mein erstes Rennen nach der Pause reisen. Falls ich bis nächsten Sonntag noch nicht zu Hause bin, bin ich irgendwo in einem Gefängnis eingebuchtet! Spass beiseite, was jetzt in der letzten Woche mit dem Radsport läuft, ist ja wirklich unwahrscheinlich. Ein Spiegel der heutigen Gesellschaft. Sportler, die keine Ethik mehr haben, Sportmediziner die lügen, Dopingfahnder die Unwarheiten verbreiten, die Presse die alles noch verdreht. Wem soll man da noch glauben? Solange ich mein Spiegelbild am Morgen noch mit gutem Gewissen anschauen kann, werde ich noch weiter als Profi fahren, mein persönlicher Ehrgeiz ist vorläufig noch nicht befriedigt.

Zihlschlacht, 26. Juli
Ich bin wieder zurück. Am Rennen in Spanien haben sie mich schon nach 50 km abgehängt. Aber wen interessiert das schon? Alle wollen nur über die Dopingaffäre Sachen erfahren. Ich als Radprofi komme mir im Moment wie ein Arschloch vor. Wenn ich behaupte, nichts zu nehmen, glaubt mir keiner, wenn ich sage, ich nehm was, werde ich gesperrt! Es ist an der Zeit, dass jetzt ein grosses Ausmisten kommt und man nachher wieder von vorne Anfangen kann. Es werden wieder die gleichen vorne sein, aber ich kann dann endlich auch mehr Rennen gewinnen. (Dieser Abschnitt ist nicht für die Presse gemeint, sondern nur für die "normalen" Leser )

Zihlschlacht, 28. Juli
Nach einem 150 km Training bin ich nachher noch mit meiner Familie einige Kilometer velogefahren. Endlich konnte ich jemanden abhängen! Meine Nachfolge ist allerdings noch nicht gesichert, mein ältester Sohn wird nie ein Rennfahrer, eine totale Mimose. Aber das ist nicht weiter schlimm, er soll das machen, was ihn freut. Trotz all dem, was jetzt an der Tour aufgedeckt wurde, ich kann einem jungen Mennschen den Radsport immer noch mit einem guten Gewissen empfehlen. Wenn aber alle so schlechte Schauspieler sind wie Pantani heute an der Tour......

Zihlschlacht, 31. Juli
Mann oh mann, ich komme gerade von der Tour zurück, Chaos total. Zu der ganzen Dopingsache muss ich nun doch noch meinen Senf dazugeben.1. Es ist ja wohl klar, dass jeder Sportler auf die berühmte Frage, ob er auch dopt, nein sagt. Er nimmt schliesslich nichts, und wenn er was nimmt, sagt er auch nein, denn sonst wird er für mindestens 6 Monate gesperrt. Es ist die gleiche Antwort, wie wenn jemand nach Schwarzgeld gefragt wird. Da sagt man so oder so, man habe keins, denn sonst ist die Steuerfahndung hinter ihm her.2. Ich glaube, dass alle Sportler für härtere Kontrollen sind. Nur was soll man machen, wenn das verd..... EPO nicht gefunden werden kann? Nicht einmal in den Haaranalysen.3. Was mit Rudolfo Massi im Moment passiert, weiss auch niemand. Die Polizei wird ihre Gründe haben. Leider bin ich da zuwenig informiert.4. Bin ich glücklich, die Tour nicht gefahren zu sein. Mein siebter Sinn?

Zihlschlacht, 2. August
Wir Schweizer hatten gestern am 1. August unseren Nationalfeiertag. Und wie das so üblich ist, feiern wir den mit Feuerwerk und Ansprachen. In meiner Gemeinde durfte ich dieses Jahr vor den Leuten reden. Auf Wunsch, hier meine kurze Rede ( 13 Min.). Ich hielt sie auf Schweizerdeutsch. Wenn ihr nicht alles versteht, ist das nicht mein Bier.

Sehr verehrti Zihlschlachterinne und Zihlschlachter, Sitterdorferinne und Sitterdorfer, sehr verehrti Gäst,
Es freut mi sehr, dass trotz dem missliche Wetter e so viel dä Wäg do ufe gfunde händ. Ich nimm jetzt emol ah, dass alli nu wäge mir cho sind. Für mie isch es e chli ussergwönlich, dass ich vor so viele Lüüt e Red halte söt. Normalerwiis fahri vor viel Lüüt einfach nur stumm vorbi und wird agfüüret und i dä Interviu gsehn i nu grad dä Reporter. Hüt isch es emol andersch, ich mue nöd nu uf Frooge antwort geh, sondern söt öppis verzelle. Wen i erhrlich bin, bin i nervöser als vor dä Weltmeisterschaft. Woni agfroget worde bin für die 1. Augustred hani ganz spontan jo gseit. Erscht spöter wo ni ä chli drüber nodänkt ha und mir überleit ha, was mo do eso seit hani min Entschluss ächli bereut. Aber woni mich echli intensiver mit dere Red beschäftiget ha, und jetzt, wo alli interessiert do ufe lueget, do freuts mi würkli, das i dörf do vorne stoh. Es isch für mi sowiso öppis bsunders amänä 1. August i dä Schwiiz s'zi. Als Chind hämer dä Tag mit mim Grossvater, mit Fahne, Lampion und Fürwerk ufem Hummelberg gnosse. Ich ha mir nie Gedanke gmacht, wiso dass mir da fiiret, Frauefürz und Ragete sind viel wichtiger gsi. Jetzt als Erwachsene bini praktisch all Johr im Usland underwägs gsi und ha mir döt nöd unbedingt Gedanke über üsen Nationalfiirtig gmacht. Was heisst eigentlich Nationalfiirtig? Wörtlich heisst das doch, dass die ganz Nation en Tag lang fiiret? Bi üs i dä Schwiiz hämer no vor wenigä Johr a üsem Landesgeburtstag müese schaffä und i weiss nöd recht, ob mir a somene Tag Fiirtig säge chönd. Inzwüsche hämers au zumene freie Tag broocht, aber so richtig grossi Fäscht gits bi üs doch nöd. Ich ha scho mereri 14. Jüet in Frankrich mitgmacht und has Gfühl, döt isch das Fescht e risigs Freudefäscht fürs ganz Volk. D'Lüüt firäd dä ganz Tag bis wit i d'Nacht. Alles isch uf dä Bei, jedä firäd mit jedäm. I dä Schwiiz hät jede echli sis eige Fäschtli, mä bliibt im chlinere Kreis und wet halt echli weniger Rummel. Sind do üsere Vorfahre tschuld? Üseri drü Ureidgenosse händ dä Rüütlischwur jo im Gheime möse abhalte, ohni vill Lüt drüber z'Informire und durda händs au nöd viel verschideni Asichte müese bespreche und bedänke. Drüü Manne wo für ei Sach zämegstande sind und mitenand öppis gschaffe händ. Hüt chönt mer sich das fascht nüme vorstelle. Doozmol isch s'läbe schwerer gsi, aber s'regiere wohrschinlich eifacher. Do händ nöd vill Parteie dringschwätzt und nomol drissg Intressegmeinschafte sbescht für sich wele usehole. Ich beniid keine vo dä hüttige Rööt, nödemol üsere Zihlschlachter Gmeindrot. Wenn i übrigens vo Zihlschlacht oder vo dä Zihlschlachter red, meini dänn immer au Sitterdorfer oder Sitterdorf. Mängmol vergess i sie halt fascht echli, wils halt e chli wiiter une ligget als Zihlschlacht. Mit witter une meini dänn uf keinesfall sie siget üseri Untertane, sondern ich als Velofahrer lueg halt alles echli topografisch a, und da liet Sitterdorf halt e stuck under Zihlschlacht. Weg däm beniid ich sie auch e chli, denn wenn i vomene lange Training hai chum, wärs wohne Sitterdorf viel bequemer, i müesst dä Stutz bim Bahnübergang nümme uffe fahre. Wenn i döt vobii fahre, sind meischtens au no grad Schüeler uf em heiwäg und vo allne Siite rüefets: " Grüezi Herr Järmann!" Ich mue mi ammel fescht zämene, dass i glichzitig schnell ufefahr und au no zrugg Rüefe cha. E paar hundert Metter spööter, wenn sie mie nüme gsehnd, fahri dänn wieder langsam, i muen ammel wieder zu Luft cho. Aber eigentli gfallt mir das no recht guet, denn wo susch wird mer uf em Velo no grüesst? Da gfallt mir sowiso super do, mä grüesst sich und haltet en Schwäz ab, wo mer wieder mit dä Dorfnews ufem neuste Stand isch. Leider kenn i do eigentlich nonig viel Lüüt, im Summer bin i fascht immer unterwegs und im Winter verchrüchet sich die meiste i ihrne warme Hüser. Also, wenn ihr mi nögschtmol gsehn, dörfed ihr au mit mir rede, ich wüsst dänn sicher au wieder News, villicht halt nu vom Usland und nöd vom Dorf. Schliessli bin i shalb Joor furt und unterwegs und mue mi mit französisch, italienisch oder spanisch dureschloo. Aber au da hät voorteil, me gseht über Grenze us und gseht so immer wieder viel anderi Sache. Und mängmol merkt mer dänn, dass es au im Usland Sache hät, wo besser funktionieret als bi üs i dä Schwitz. Es goht villicht mängmol echli Länger aber Lüüt händ däfür echli meh Lebesfreud, sie gnüsseds halt echli mee, schaffed däfür halt es bitzeli weniger. Und dänn dänki, öb nöd mir das au echli meh sötet pflege, nöd schaffe bis zum umfalle, sondern alles andere däfür echli meh gnüsse. Dä Schwätz halt es bitzeli länger, halt emol uf Post laufe, weder immer mit em Auto hi hetzte. Und wenn emol öppis nöd grad klappet, nöd immer grad usrüefe, eifach es so lebe, wie mers i dä letschte Ferie gmacht hät. Klar, es isch schwer, wenn mer im Stress vom Alltag gfang isch, aber s'eifachscht isch halt immer no, dass mer dä Lüüt, wo mer begegnet es chlises Lächle schenkt. Das kost überhaupt kei Astrengig und für die ander Person gseht doch dä Tag scho viel fründlicher us. Ich bitte drum alli, nöchstmol drazdenke und ebe echli fründlich lächle. Vo mir persönli het üsi Gmeinde scho lang d'Uszeichnig als freundlichsti Gmeinde i dä Schwiiz verdient, aber ebe, im Usland goots mängmol no besser, und wiso sölled dänn mir immer grad scho zfriede sii, wenns au no es bitzeli besser gängt? Dur min Bruef als Velofahrer han ich Kollege i ganz Europa, vo Süditalien bis Norwegen, vo Spanien bis Russland. Do häts ganz unterschiedlichi Charakter, mer läbt halt ganz unterschiedlich uf, und jede dänkt es bitzeli andersch. Aber mir alli chömed guet mitenand uus, akzeptiered und respektiered üs, händ kei Problem zäme, - händ fascht kei Problem zäme. Und wenn ich dänn mit dene echli über Schwiizer red, tänket alli sglich: Echli stuur, mir lueged anschinend nu für üs selber, rechthaberisch simmer au, jede en chline Polizist und alli überpünktlich. Improvisiere chömmer überhaupt nöd, und Lache ghörd mer üs au nie. Klar, da sind die typische Vorurteil, wo die andere üs Schiizer gegenüber händ, hanni am Afang dänkt. Aber jedesmol, wenni Wuchewiis nu mit Usländer zäme bin, echli dene ihren Lebesstiel animm und nochher wieder hei i Schwiiz chum, muni säge, da stimmt smeischt. Ich reg mi amel grausam uuf, wenn mir jede Autofahrer säge mue, wo dass i mit em Velo fahre sött, und wehe, i chum emol 3 ½ Minute spoot, dänn muulet jede. Und dänn dänk i immer wieder, mir Schwiizer sind eigentli scho echli Chlikarriert. Dänn bin i amel nüme furchtbar stolz, en Schwiizer z'si. Drum hani scho e paarmol dänkt, wa chönnt mer mache, dass mir echli toleranter und grosszüger werded. Dänn so chönt mer s'Lebe au es bitzeli meh gnüsse. Und uf dä andere Siite, schätz i pünktlichkeit vo üsne Züg und Postauto scho sehr, und Läde gönd au am zwei uf, wenn das uf dä Türe stoht, und nöd erst e Stund spöter. D'Usländer behandlet mir au recht fair, im Gegesatz zu einige andere Länder. Rassischte simmer im allgemeine sicher nöd, userd vilicht im Moment, wo alli echli gege d'Rass vo dä Velofahrer sind. Aber normalerwis hebi mini Bruscht immer füre und betone, dass i en rote Pass han. Sbescht wäre, mir chöntet echli vo dä andere sguete ahnee, ohni üsi Qualitäte z'verlüüre. Aber ebe, das isch gar nöd eso eifach. Wenn ich dä König vo dä Schwiiz wär und s'Land befehle chönt, würd ich jedem Schwiizer en längere Uslandufenthalt vorschriebe, villicht würdemer eso die guete Siite vo andere Kulture au echli ahnee, und sie viellicht die guete vo üüs. Aber ebe, i bi nöd König, befehle chani au nöd, und folge tuet mit scho gar niemert, usserd i einzelne Fäll mini Chind. Und drum würs doch schön für Eu alli, wenn ihr s'Lebe echli liechter nehme chönted, lachet echli meh, grüessed au Unbekannti und gönnd mängmol au z'fuess uf Post. Und wenn ihr mi nöchstmol uf em Velo grüessed, ich eventuell kei Antwort gib, dänn bin i nöd unfründlich, sondern eifach kaputt Probiered mir doch, en neuafang zmache, eso wie üseri Vorfahre vor über 700 Johr und eso, wie üseri hütige Gmeindrööt vor öppe zwei Joor. Allerdings weiss i nöd, wo sich Mane im gheime zämegfunde händ, us Zihlschlacht und Sitterdorf, um sich zvereine. Isch das öppe do obe gsii. Im Zihlschlachter Rüütli? Hät do dä Hohlsteischwur stattgfunde? Händs do obe nodenkt, wie sie gege ihrni übermächtige Gegner, wie Verschuldig und Arbeitslosigkeit gwünne chöntet? Aber ich find, sie mached ihri Sach bis jetzt ganz guet. Und mir, wos jo schliessli gwählt händ, sötet au hinder ihne stoo und ihne üses Vertraue schenke. Nöd immer grad bi jedem Entschluss wos fassed ummemule, ihne echli Freiheit loo, schliessli handled si mit beschtem Wüsse und Gwüsse und sie wend jo sbescht für üs alli. Undebe, zum Glück mönts nüme go Jage und go Holz sueche, so händs meh Ziit um die komplizierte Probleme mit - und um dä Komputer z'löse. Mir chönd üs jetzt uf d'Jagd noch Colafläsche und Brodwürscht mache. Drum wet i eu nüme länger ufhalte und danke eu allne fürs zuelose. Ich wünsch no allne e schöns 1. Augustfescht und en Guete.

Zihlschlacht, 27. August
Ich liege genau in meinem Trainingsplan, der ganz auf die letzten Saisonrennen ausgerichtet ist. Paris-Tour, WM, Lombardeirundfahrt usw. Da bin ich überzeugt, dass ich gut fahren werde. Mein Trainingspensum in den letzten Tagen: 100, 180, 170 km. Morgen Reise ich nach Italien um am Wochenende am Giro del Veneto und an der Trofeo Melinda zu starten ( und anzukommen!)

Abano Terme (I), 28. August
Ich weiss gar nicht was ich schreiben soll. Das Wetter ist sehr schön, das Essen wie immer in Italien sehr gut und morgen steht mein 91. Renntag der Saison ins Haus. Velokilometer 1998 bis und mit heute 24'500 km.

Male (I), 29. August
Giro del Veneto 200 km
Langsam, langsam kommt es immer besser. Am ersten Berg konnte ich immerhin in den ersten 10 Positionen des Feldes hinauffahren, das tat der Moral sehr gut. Danach habe ich seit langem wieder einige Angriffe versucht, sie haben noch nichts gebracht, aber immerhin. Am letzten Berg wurde ich aber doch noch abgehängt. Macht nichts, wenn es so weitergeht, kann ich beim GP Isberg in zwei Wochen auf Resultat fahren.

Zihlschlacht, 31. August
Endlich habe ich einige Tage Erholung. Ich glaube, ich habe sie nötig. Beim letzten Rennen in Italien kam ich wieder etwas unter die Räder, aber die Tendenz ist aufwärts. Vorhin habe ich einen Brief an die UCI abgeschickt, ich konnte wieder einmal nicht ruhig bleiben und musste ihnen meine Meinung zukommen lassen. Sie wollen ein Fahrergremium ins Leben rufen. Die Idee ist zwar nicht schlecht, aber ich bin mit den Fahrern nicht einverstanden, die sie vorgeschlagen haben.

Zihlschlacht, 3. September
Draussen regnet es in strömen, aber es stört mich überhaupt nicht. Schliesslich habe ich heute einen Ruhetag. So kann ich endlich mal mein Büro wieder auf vordermann bringen und die angestauten Arbeiten erledigen, wenigstens zum Teil. Was da so alles hervorkommt! Übrigens habe ich seit neustem (seit Heute) auch einen eigenen Fanclub in Dänemark. Die Adresse lautet jaermannfan@hotmail.com Der Präsident der 14 Mitglieder heisst Mads Jönsson. Der "richtige" Fanclub in der Schweiz umfasst etwa 80 Mitglieder, deren Präsident Philip Meier ph.meier@bluewin.ch ist

Zihlschlacht, 4. September
Auf den Brief, den ich an die UCI geschrieben habe, ist tatsächlich eine Antwort gekommen. Ich habe nun an der WM einen Termin, um mit dem Präsident der Ärztlichen Kommission alles in Ruhe zu besprechen. Eine gute Sache! Heute habe ich 160 km alleine trainiert, meine Trainingspartner Philipp Buschor und Alex Zülle sind von jetzt an, an der Vuelta.

Zihlschlacht, 6. September
Irgendwie war es ein erfolgreiches Wochenende. Das Omnium in Elgg habe ich gewonnen und beim Josef Vögeli Memorial fuhr ich auf den 14. Rang. Da hatte ich Angst, dass ich bei diesem harten Zeitfahren letzter machen würde, ich musste praktisch nur gegen Spezialisten antreten. Und dann habe ich am Samstag das erste mal in den 12 Jahren als Profi eine Radnabe geöffnet, gefettet und selber wieder zusammengeschraubt! Auch ich kann immer noch dazulernen.

Zihlschlacht, 8. September
Seit langem hatte ich heute einen Tag ohne Moral. Von den geplanten 200 km bin ich nur gerade 120 gefahren. Meinen Trainingsplan seit langem wieder einmal einen Tag nicht eingehalten. Ich stiefelte etwas auf meinem Bau herum, um etwas vom Radfahren abgelenkt zu werden. Morgen sollte es wieder besser gehen.

Zihlschlacht, 15. September
So, ich bin wieder da! Ich hatte einfach keine Lust, an den Komputer zu sitzen und irgendwas zu schreiben. Auch für andere Sachen war ich nicht gerade motiviert. Das ewige Regenwetter schlug auf meine Moral. Dafür weiss ich schon, in welcher Mannschaft ich nächstes Jahr mit ziemlicher Sicherheit fahren werde. Ich sage noch nichts, aber hier wird es sicher als erstes publiziert.
Beim GP Fourmie habe ich übrigens kein zählbares Resultat herausgefahren.

Zihlschlacht, 17. September
Ich freue mich auf den GP Tell nächste Woche. Dann kann ich endlich wieder einmal eine Rundfahrt fahren und muss nicht ewigs nur trainieren. Davon habe ich nun langsam genug. Genauso wie vom Regen, der wieder einmal draussen fällt. In den Tell bin ich nun noch nachträglich gerutscht, ursprünglich war er nicht auf meinem Rennprogramm, aber da dort eine Mixtmannschaft auf die Beine gestellt wurde, musste ich diese Gelegenheit nutzen. Meine Form ist aber leider im Moment nicht so, wie sie eigentlich sein sollte.

Zihlschlacht, 18. September
Ich bin wieder voll und ganz mit mir zufrieden. Es war ein schöner Tag, die Sonne habe ich gesehen, den Duft von den Äpfeln wehte durch meine Heimat und ein grosses Glas Süssmost direkt ab Apfelpresse. Und auch noch 205 km trainiert. Was will man mehr? (Irgend ein Sieg natürlich, vielleicht am Sonntag beim GP Isberg)

Zihlschlacht, 20. September
Heute Abend auf dem Flughafen Paris merkte ich erst bei der Gepäckaufgabe, als sie mir einen blauen Zettel drauflegten, dass ich in der Business klasse gebucht war. Endlich mal einen gediegenen Heimflug, den ich in vollen Zügen geniessen kann. Als das Flugpersonal schon mit Getränken kam, wo wir noch auf dem Rollfeld standen, hielt ich mein Glas krampfhaft in den Händen fest, das Tischtablar durfte man ja noch nicht herunterklappen. Mein Sitznachbar zeigte mir dann lässig mit einem Grinsen im Gesicht, wo der Glashalter unter der Armlehne versteckt war, natürlich mit der Bemerkung, er fliege nicht das erste mal Business. Später als das Nachtessen serviert wurde, nahm ich anständigerweise nur ein Brötchen, mein Nachbar sofort zwei, und zu mir gewandt: In dieser Klasse darf man das. Nachdem ich den Sonntagsblick nach dem Essen fertig gelesen habe, gab ich in der Stewardess wieder zurück, mit der Anmerkung, sie dürfe ihn im hinteren Teil des Flugzeuges jemandem weitergeben. Ich weiss ja schließlich, dass wenn man hinten Sitzt, die Zeitungen nie bis dorthin reichen. Mein Nachbar: ich nehme ihn mit nach Hause, schließlich habe ich auch mehr fürs Ticket bezahlt. Ein richtiger Kotzbrocken. Dann endlich an der Passkontrolle, wo er in der Schlange stand bei den "EU und Schweizerbürgern", lief ich mit einem Lächeln an ihm vorbei zu dem freien "Alle Andern" Schalter und erwartete ihn bei der Gepäckausgabe mit einem Grinsen. Er klaubte umständlich sein Natel hervor und schaltete es ein, ich sagte dann nur noch : Ich lasse meines im Gepäck, um diese Zeit will ich nicht mehr gestört werden, und verabschiedete mich mit einem Gefühl des Triumphs. Aber Businessklasse werde ich nicht mehr so schnell fliegen.

Zihlschlacht, 22. September
Ich bin am Packen, morgen geht der GP Tell für fünf Tage los.

Dietikon, 23. September
1. Et. GP Tell 79 km
Es war eine kurze, schnelle Etappe. Durchschnitt war war etwa 47 km/h. Aber genau so etwas brauche ich, um in Form zu kommen. Morgen ist die lange Etappe von 220 km, ich hoffe dass ich da am Schluss noch zwäg bin.

Bussigny, 24. September
2. Et. GP Tell 230 km
Es lief mir nicht schlecht. Im welligen Parcour hatte ich eigentlich keine Probleme, am Schluss war ich etwas kaputt, aber das ist wohl normal. Hier ist es wirklich eine sehr gute Vorbereitung für die WM, aber meine Form muss noch etwas besser werden. Übrigens, es ist zu etwa 95% sicher, dass ich auf nächstes Jahr zum Post Swiss Team wechsle, ich habe den Vertrag noch nicht unterschrieben, das dauert noch etwa drei Wochen.

Leissingen, 26. September
4a. Et. GP Tell 73 km
Nachdem ich gestern am Jaunpass für mich eine sehr gute Leistung zeigte, explodierte ich dann am Schluss doch noch. Aber im Grossen und Ganzen war ich sehr zufrieden. Auch heute lief es mir in der kurzen, schnellen Etappe nicht schlecht. Heute Nachmittag bin ich gespannt auf meine Leistung im Zeitfahren. Ich werde voll fahren.

Schon zu Hause
5. Et. GP Tell
Da ich vom Zeitfahren sehr enttäuscht war, bin ich heute dafür sehr zufrieden. Mir lief es sehr gut, hatte nie Probleme und machte am Schluss noch Achter. Wenn man bedenkt, dass vorne fünf Fahrer am Start schon wegfuhren, bin ich wirklich sehr zufrieden.

Manfredonia (I), 28.September
Sogar meine Velo ist angekommen, obwohl ich über Mailand geflogen bin. Gar nicht so selbstverständlich. Dafür genoss ich das heutige Minitraining umso mehr, 10 km und gaaaaanz laaaangsaaaam. Es tat richtig gut, blauer Himmel, Meeresgeruch und ganz flach. Da steckt man auch das aufstehen um vier Uhr morgens noch weg.

Trani (I), 29. September
1. Et. Giro di Puglia 175 km
Wenn Andrea Tafi etwas mehr Grips hätte, würde er auch viel mehr Rennen gewinnen. Er demonstrierte im Gegenwind seine Stärke, er ist sehr, sehr stark, aber eben, im Kopf fehlt irgend etwas. Wenn er so weiterfährt ist er an der WM kaputt. Gewonnen hat übrigens einer mit Grips, Jann Kirsipuu von Casino!

Fasano (I), 30. September
2. Et. Giro di Puglia 162 km
Endlich fühlte ich mich wieder einmal richtig gut auf dem Velo. Im Finale führte ich viel, und in den kleinen, steilen Bergen konnte ich auch noch in die Gruppen springen, die angriffen. Am Schluss machte ich noch etwa 15, ohne mich gross anzustrengen. Die Form kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Übrigens Roscoli hat gleichviel Grips wie Tafi gestern! Und unser Fahrer mit Grips hat das Leadertricot erfolgreich verteidigt.

Galipoli (I), 1. Oktober
3. Et. Giro di Puglia 211 km
Mir geht es schlecht, kaum geschlafen und viel überlegt. Eigentlich habe ich mein Wort dem Post Swiss Team für nächstes Jahr gegeben, der Vertrag ist aber noch nicht unterschrieben. Und jetzt hätte ich aus Italien ein Angebot das höher ist, viel höher, sehr viel höher. Ich weiss im Moment wirklich nicht, was ich machen soll, mein Wort ist mein Wort. Aber Geld brauche ich auch zum Leben, und das neue Haus wäre dann fast bezahlt. Scheiss Welt, scheiss Geld.
Die Form war auch heute sehr gut und Jann hat hier die zweite Etappe für uns gewonnen.

Bari (I), 2. Oktober
4. Et. Giro di Puglia 172 km
Ich bin kaputt. Heute haben wir alles gegeben, aber das Leadertricot haben wir doch verloren, Jann beendete das Rennen auf dem dritten Schlussrang. Ich war auch nicht gerade sehr gut, aber was soll's, wir haben es versucht.

Paris (F), 3. Oktober
Jetzt habe ich die Schnauze von Frankreich und Franzosen endgültig voll. Ich freue mich, wenn ich auf nächstes Jahr von hier weg komme. Wie immer logieren wir in einem Campanile Hotel, tarif sportiv, versteht sich, das kommt billiger. Im Zimmer einen Gestank von kaltem Zigarettenrauch, und dazu sitze ich seit Mittag ohne Koffer hier, und weiss nicht was tun. Der nächste Flug von Rom kommt erst um 20 Uhr an, also vor dem Schlafengehen werde ich meine Sachen kaum haben. Wenigstens hatte ich als alter Radprofi die Rennschuhe im Handgepäck, aber trainieren konnte ich deswegen doch nicht. Die Batterie meines Natels hat den Geist inzwischen auch aufgegeben, das Ladegerät ist halt auch noch unterwegs. Und all dies vor dem Weltcuprennen von morgen, wo ich mir doch so viel vorgenommen habe. Die ideale Vorbereitung war das sicher nicht. 22 Uhr - Ich habe immer noch keinen Koffer und niemand weiss, wo er ist.

Maastrich (NL), 4. Oktober
Paris - Tours 254 km
Nach einer Autofahrt von 50 km, Radrennen 254 km, Auto 270 km, Flugzeug ca. 400 km, Busfahrt 130 km bin ich Nachts endlich in Maastrich angekommen, ohne Koffer. Aber gar nicht so kaputt, dann das Rennen fand ich als leicht, zu leicht für ein Weltcuprennen. Es lief mir sehr gut, obwohl ich den Sprint total versaut habe und nur 25. wurde. Aber da ja Durand gewonnen und Kirsipuu dritter wurde, darf ich doch zufrieden sein.

Maastrich, 5. Oktober
Den Koffer habe ich nun endgültig abgeschrieben, aber wenigstens hatte ich Zeit, um eine neue Zahnbürste zu kaufen. Einen Kamm habe ich auch wieder und rasieren geht auch. Nur in meinem einzigen T-Shirt stinke ich nun langsam. Trainieren konnte ich auch noch nicht, ich habe keine langen Hosen und mit den kurzen ist es zu kalt. Aber, meine Telefonbatterie ist wieder aufgeladen.

Maastrich, 6. Oktober
Ich habe meinen Koffer wieder! Was für ein Leben jetzt, ich scheele im Luxus! Die WM Strecke sollte mir liegen. Ich absolvierte drei Runden, der Cauberg kam mir am Amstel Gold Race aber etwas schwerer vor, aber eben, heute fuhr ich ihn auch nicht nach 200 km. Aber mit dem vielen Wind und der Kälte von heute wird es noch lange schwer genug.

Maastrich, 7. Oktober
Wir haben einen Weltmeister! Fabian, einer unserer Junioren gewann das Zeitfahren, super! Wenn es so bis am Sonntag weitergehen könnte.... Ich habe mich weiter an die Kälte gewöhnt hier und dürfte mit dem Wetter am Sonntag keine grossen Probleme mehr haben. Jetzt muss es nur noch morgen einigermassen gut sein, damit ich meine sechs Stunden abspulen kann.

Maastrich, 8. Oktober
Ich habe "meinem" Albertuskanal guten Tag gesagt. Jedesmal wenn ich hier oben im Norden bin, fahre ich im Training einige Kilometer seinem Ufer entlang. Das gehört irgendwie dazu. Um im strömendem Regen etwas Moral zu holen, fuhr ich die letzten 30 km des Amstel Gold Races ab. Das tat dem Kopf sehr gut.

Maastrich, 9. Oktober
Heute früh musste ich wieder einmal zur Blutkontrolle antraben, alles OK. Danach war ich schon um neun Uhr mit dem Velo unterwegs. Nochmals vier Stunden, und erst noch bei schönem Wetter. Ich habe mir das Rennen der U23 angeschaut, leider habe ich dabei keine neuen Kenntnisse der Strecke erlangt. Ich weiss noch überhaupt nicht, wie ich dieses Rennen angehen soll. Warten und nochmals warten, oder in die Offensive? Auf dieser Strecke könnte es ein Vorteil sein, wenn man in einer grösseren Spitzengruppe unterschlupf finden könnte. Aber eben, bei den unteren Kategorien sind sie immer wieder eingeholt worden, und bei uns?

Mailand, 13. Oktober
Tag 2 danach....
Nach dem Fest in Maastrich bin ich nun wieder Komputertauglich. Was für ein Rennen von Oskar! und der Mannschaft! Die Schweiz hat wieder einen Weltmeister und ich war dabei. Zu Beginn des Rennens war ich aber gar nicht zufrieden mit mir. Ich wollte doch nur vorne fahren, aber ich erwischte "leider" jede Gruppe die lief, bis ich meine Körner verschossen hatte. Die Entscheidung des Rennens erlebte ich dann schon im Hotel, wo wir den Empfang für Ösi vorbereiten mussten. Der Abend danach war relativ lang und der Flug am Morgen nach Hause verdammt früh...

Turin, 14. Oktober
Mailand-Turin 205 km
Was für Schweizer! 1. Aebersold, 2. Camenzind ! Ich kann aber nicht begreifen, dass diese beide schon wieder so gute Beine haben, meine waren hart wie aus Holz, mir scheint's, ich vertrug die Disco weniger gut als andere. Aber dennoch, ganz schlecht war ich nicht, morgen werde ich voll auf Sieg fahren, vielleicht klappt es ja!
Übrigens werde ich nächstes Jahr definitiv beim Post Swiss Team fahren. Die Unterschrift unter den Vertrag ist nur noch ein Detail, das noch gemacht werden muss.

Varese, 15. Oktober
Piemontrundfahrt 198 km
Nach einem schnellen Start, einem harten Mittelteil und einem jagendem Finale kam ich total auf den Felgen ins Ziel. Mir lief es eigentlich recht gut, vor allem in den Steigungen aber am letzten Berg 15 km vor dem Ziel hat es mich total hingestellt. Krämpfe in den Beinen und keinen Saft mehr. Es reichte allerdings immer noch zum 10. Schlussrang.
Übrigens die Durchschnittsgeschwindigkeit von Heute im keineswegs flachen Rennen : 46 km/h !!

Varese, 16. Oktober
Endlich wieder einmal einen faulen Tag. Nur ein einstündiges Training und sonst habe ich das Bett fast nicht verlassen. Ich fühle mich dafür von gestern schon fast erholt. Noch genau zwei Rennen, dann ist meine Saison beendet. Morgen an der Lombardeirundfahrt lasse ich mich von meinen Beinen überraschen.

Zihlschlacht, 21. Oktober
Heute geht es ab nach Japan! (Für ein Rennen) Gut werde ich da nicht sein, seit der Lombardei habe ich das Velo noch nicht berührt. Ich schlage mich wieder einmal mit einem Komputerproblem herum. Falls ich eure Mails nicht beantworte, ist er schuld.

10100 m über St. Petersburg, 21. oder 22. Oktober
Noch acht Stunden Flug habe ich bis Tokio vor mir. Und das nur wegen einem Rennen. Aber bis jetzt war der Flug sehr angenehm - Businessclass! Genügend Platz für die Beine, viel zu Essen und zu trinken, obwohl ich mich bei der Menuwahl etwas verhauen hatte, ich nahm das japanische. Gegessen habe ich alles, aber ich weiss immer noch nicht, was es war. Der Service ist sehr gut, auch hat jeder Sitz einen eigenen, kleinen Bildschirm, um die Filme selber zu wählen, leider laufen sie nur auf englisch und japanisch, verstehen tue ich keines von beidem.
Hier im Jumbo sind wir zwei Radmannschaften, Lotto und wir. Langsam stellt sich die Langeweile ein, zum Glück habe ich meinen Komputer hier. Ich bin gespannt, ob mein Natel auch in Japan funktioniert, einen brauchbaren Interneteinwählknoten habe ich dort schon ausfindig gemacht, damit ich auch dort mit dem Rest der Welt verbunden sein kann. Was mache ich nur die nächsten acht Stunden? Schlafen sollte ich nicht, denn wir kommen gegen Abend an, und dann muss ich schlafen können.

Utsunomiya (JP), 23. Oktober
Eigentlich bin ich vom Flug immer noch etwas kaputt, aber das Training ging gegen Ende schon etwas besser. Im Moment habe ich aber dicke Beine vom Shoppen, obwohl ich noch gar nichts gekauft habe. Es ist halt etwas schwierig, wenn man weder beim Lesen noch beim Sprechen nur ein Wort versteht. Auch an den Linksverkehr habe ich mich noch nicht gewöhnt, nach allen Kreuzungen muss ich mich konzentrieren, dass ich nicht auf die falsche Seite wegfahre.
Den Vertrag mit dem Post Swiss Team für nächstes Jahr habe ich heute unterschrieben!

Utsunomiya, 24. Oktober
Ich bin normalerweise beim Essen nicht heikel, aber wenn ich einen Monat in Japan wäre, ich würde 5 kg verlieren. Nur Gemüse, Früchte, Fisch, Reis und kalte Nudeln und der Rest ziemlich undefinierbar. Auf das Rennen morgen bin ich gespannt, die Rundstrecke ist hart und da es für alle Europäer die fertig fahren, etwa 500 sFr. gibt, haben wir beschlossen, die ersten 6 Runden langsam zu fahren. So können noch möglichst viele die letzten vier Runden überleben. Unsere Gegner vom asiatischen Raum sollen nicht so stark sein, hoffen wir. Irgendwie werden wir von den 6 Profimannschaften wohl alles im Griff haben.

Irgendwo über China, 26. Oktober
Das Rennen lief wie geplant, obwohl die Japaner stärker waren als gedacht. Aber schlussendlich hat doch der alte Kontinent die Oberhand behalten. Ich war in der neunmann Spitzengruppe, wurde am Schluss dann aber noch 10. Mich hat es eben wieder einmal parkiert. Jetzt bin ich froh, dass diese Saison endlich fertig ist, nach 111 Renntagen und 32'000 km habe ich jetzt eine velofreie Zeit verdient. Ferien liegen leider dennoch nicht drin, die nächsten drei Wochen sind schon mit Terminen überhäuft. Aber etwas Zeit für meine Familie werde ich mir ganz sicher nehmen.

Zihlschlacht, 29. Oktober
Ich stecke schon wieder mitten im Stress. Gestern war ich im Tessin an der Sitzung der Profigewerkschaft, deren Präsident ich bin. Wir beschlossen einige gute Dinge, jetzt muss ich diese Sachen gegenüber der UCI und SRB vorbringen und nach Möglichkeit durchsetzten. Langweilig wird es mir da sicher nicht. Auch bin ich voll in den Vorbereitungen für mein Trainingsseminar für Hobbyfahrer, das ich am nächsten Samstag halten werde.

Zihlschlacht, Montagmorgen 2. November
Endlich kann meine Erholung beginnen. In der letzten Woche hatte ich zwar nichts trainiert, aber mein Stress war dafür um so grösser. Ich musste tausend Dinge erledigen, dafür habe ich jetzt schon einiges gemacht und kann nun alles mit der Ruhe nehmen.
Jetzt ist schon November und ich beginne meine Winterpause erst, das könnte knapp werden, um im nächsten Frühling wieder in Form zu sein. Normalerweise trainiere ich vier Wochen gar nichts und dann vier Wochen ohne Strassenvelo. Wenn ich dies aber dieses Jahr einhalte, beginne ich erst im Januar mit dem Velo, das ist etwas zu knapp. Also gibt es weniger Erholung!

Zihlschlacht, 3. November
Es regnet immer noch. Wenn ich trainieren müsste, wäre es mir schon lange verleidet..... Aber eben, den Garten sollte ich auch noch winterdicht machen.
Meine nächstjährige Mannschaft, das Post Swiss Team, ist eine junge, hochmotivierte Truppe. Wir sind 16 Fahrer, alles Schweizer. Zuzüger in der Mannschaft sind neben mir noch Bruno Boscardin (Festina), Philipp Buschor (Saeco) und Christian Charrier (Riso Scotti), daneben sind mit Marcel Strauss und Cédric Fragniere noch zwei hoffnungsvolle Neoprofis verpflichtet worden. Leider verlassen dagegen Marcus Zberg, Niki Aebersold, Rolf Huser und Franz Hotz das Team.

Zihlschlacht, 9. November
Im Moment lerne ich wieder einmal die positiven Seiten meiner Radsportkarriere kennen. Wenn ich irgendwo hingehe, kann ich mich in Ruhe umschauen und etwas auslesen. Beim bezahlen, wenn ich meinen Namen angebe, werde ich dann meistens erkannt und komme so ins Gespräch. Wenn ich ehrlich bin, verlasse ich dann jeweils das Geschäft mit einem innerlichen Stolz. Mein Ego ist wieder für eine Weile befriedigt. Auch wenn ich natürlich sage, es macht mir nichts aus, wenn mich niemand erkennt.

Zihlschlacht, 13. November
Gestern hatten ich den ersten Mannschaftszusammenzug mit meiner neuen Liebe, dem POST Swiss Team. Eine aufgestellte Truppe! Die Ausrüster haben Mass genommen und uns ihr Material vorgestellt. Die neuen Velo von Vittus (Time), genial. Etwa 8 Kilo (nur acht Kilo!!) schwer, die neue elektronische Schaltung von Mavic, spitze. Und das Beste, anfang Dezember sollte dieses Velo schon in meinem Keller stehen. Hoffentlich ist bis dahin schönes Wetter, dass ich dann mit langen Ausfahrten beginnen kann.

Zihlschlacht, 15. November
Der Präsident meines Fanclubs geht in Kürze mit seinen Seiten Online. Dann kann man auch News von dort erfahren. Und da ich schon länger den Domain Jaermann.ch reserviert habe, hatten wir die grobe Idee, alles unter jener Adresse abzuspeichern. Wüsste jemand einen guten, seriösen Server, wo wir etwas Platz hätten, für unsere Informationen? Z.B. mein Tagebuch, Infos zum Fan-Club, ein Quiz mit Preisen, Seiten, wo ich mein Material vorstelle usw. Wer sonst noch gute Ideen hat, was die Leute so interessiert, soll sich melden, genau so wie jene, die eigene Seiten kreieren können und eben, die Platz auf einem Server haben. Vielen Dank, ihr seid alles "Schätze"

Zihlschlacht, 19. November
Ich habe schon wieder mit leichtem Training begonnen. Aber nur mit Jogging, Montag 10 Min, Mittwoch 15, heute 20 Min. Bei so einem Beginn, bin ich sicher, dass ich keinen Muskelkater auflese. Aufs Rennrad steige ich frühestens im Dezember wieder, im Moment ist es sowieso zu kalt.

Zihlschlacht, 23. November
Heute habe ich offiziell wieder mit dem Training begonnen. 30 Min. Jogging. Am 1. und 2. Dezember fahre ich anlässlich des Zürcher 6-Tage-Rennen das Omnium der Asse und bis dahin muss ich schon wieder einigermassen eine gute Gattung machen. Das heisst, mindestens einmal vorher mit dem Velo auf die Bahn. (Sie ist verdammt steil und sieht echt gefährlich aus)

Zihlschlacht, 25. November
Mein Bahnvelo funktioniert noch immer! Es stand jetzt acht Jahre im Keller, ich musste es nur hervornehmen, etwas abstauben und neue Pedalen montieren. Sogar die Sitzposition stimmte noch, nicht eine einzige Schraube musste ich anziehen, nur ein Kettenglied ist noch etwas steif. Bei jeder Pedalumdrehung rumpelt es noch etwas, aber ich habe genug Öl hingeschmiert, so dass es morgen sicher funktionieren wird. Ach ja, ich habe das ganze fünf Minuten auf der Rolle getestet.

Zihlschlacht, 28. November
Ich komme gerade von der Bahn zurück. Ich kann es noch immer! Nach einer kleinen Angewöhnungsrunde auf der blauen Auslaufzone wagte ich mich über die schwarze und eine Runde später über die rote Linie, in der fünften fuhr ich bereits an der blauen Linie und nach zehn Runden fuhr ich schon oben an der Balustrade. Ich bin richtig stolz, ohne Angst, wenigstens nicht viel.
In Form bin ich aber überhaupt nicht.