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Trainingslager Tour de Romandie Höhentrainingslager
Rücktritt |
Tagebucheinträge von Rolf Järmann
1999 |
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Neujahr 1999 |
Heute morgen zeigte meine Waage 78.1 kg an. Wenn ich jeden Tag 100g abnehme, brauche
ich 41 Tage bis zu meinem Ziel. (Normalerweise erreiche ich nur etwa 76 kg). Ich habe
letztes Jahr 31'576 km trainiert, 323 weniger als im Vorjahr, dafür mit 905 Stunden 37
Std. mehr. Ich fuhr an 113 Tagen Rennen und opferte im ganzen Jahr 3172 Stunden für
meinen Beruf. |
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Zihlschlacht, 2. Januar |
Jetzt war ich doch gestern so seriös mit essen, und dennoch 77,9 kg heute morgen.
Etwas weniger hätte ich schon erwartet.... Heute war bei uns leider noch Feiertag, kein
einziger Velomechaniker hatte an meiner Trainingsstrecke sein Geschäft geöffnet und so
fuhr ich 60 km mit einem platten Hinterreifen heim! Ich habe mein kleines Werkzeug
vergessen und nur so von Hand brachte ich diesen verd.... Pneu nicht von der Felge. |
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Zihlschlacht, 3. Januar 77.7 kg |
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Zihlschlacht, 4. Januar (77.8 kg) |
Irgendwie war ich nicht besonders motiviert, obwohl es sehr schönes Wetter war.
Morgen muss ich wieder einmal einen Fünfstünder machen. Ob ich es schaffen werde? (Ohne
Starrlauf, das Hinterrad hat immer noch einen Platten und niemand flickt es) |
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Zihlschlacht, 5. Januar 77.5 kg |
Ich habe tatsächlich über fünf Stunden trainiert und auch noch fast nichts gegessen
(wenigstens fast kein Fett). Jetzt bin ich gespannt auf mein Gewicht morgen. |
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Zihlschlacht, 6. Januar 77.0 kg |
Ich habe es allen gezeigt, wer der Meister (König) ist. Im ersten Stück vom Kuchen
hatte ich schon den König gefunden. Für einen Tag war ich jetzt der Chef in meiner
Familie! Die Meinung meines Sohnes Nicolas, 2j.: he o nalt ! (Übersetzt heisst das,
Hände hoch, oder es knallt!) |
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Zihlschlacht, 7. Januar 77,5 kg |
Jetzt muss ich mal einen Dank an fast alle Autofahrer der Region Thurgau, St.Gallen,
beide Appenzell und Schaffhausen aussprechen. Da wir im Training vielfach zu zweit
nebeneinander fahren und manchmal auch einen gesplitteten Veloweg meiden, werden wir in
diesen Regionen fast nie angehupt oder sonstwie extra behindert. Was wir aber heute im
Zürcher Oberland erlebten, spottet jeder Beschreibung. Da haben sogar genervte Autofahrer
gehupt, wenn wir hintereinander fuhren (Es ist doch nicht Freitag, oder?). Für lange Zeit
war das wieder das letzte Training im Kanton Zürich! |
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Zihlschlacht, 11. Januar 77,2 kg |
Ich habe meine Frusttage hinter mir. Ich hatte null Bock auf Training, dafür umso
mehr aufs Essen. Immer den seriösen spielen zu müssen, nur trainieren und abnehmen, ist
irgendwie nicht alles. Ich bin dafür etwas mehr auf meiner Baustelle des neuen Hauses
anzutreffen gewesen, erledigte dies und das. Aber ich denke, von morgen an geht es mir
wieder besser und ich bin dann wieder zu 100 % Radrennfahrer. |
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Zihlschlacht, 15. Januar morgens |
Jetzt ist auch meine diesjährige Mannschaft online. Unter www.postswissteam.com kann
man da immer die neuesten Nachrichten erfahren. Wir hatten gestern die
Mannschaftsvorstellung. |
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Zihlschlacht, 18. Januar |
Ich entschuldige mich mal, für die nicht mehr ganz so regelmässigen
Tagebucheinträge. Aber im Moment mit meinem Hausbau, Training und Familie gibt es halt
noch wichtigeres zu tun. Aber ab dem 23. Januar werde ich mich aus Mallorca sicher wieder
täglich melden. Bis dann. |
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Magaluf, Mallorca (E oder D), 24.
Januar |
Diesen Abend ist die ganze Mannschaft eingetroffen und ich bin nun sehr motiviert,
mich endlich wieder nur auf das Training zu stürzen, ohne irgend welche anderen
Verpflichtungen und Termine. Das Wetter und die Temperaturen sind super, so dass morgen
schon etwa fünf Stunden Training drinliegen sollten. Magaluf ist im Südwesten der Insel,
einige Kilometer von Palma weg. |
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Magalluf, 25. Januar |
5 Stunden und 153 km bei allerschönstem Wetter! Ich bin mit mir wieder einmal vollauf
zufrieden, auch fiel es mir nicht schwer, nach dem Training wenig zu essen, das
Hotelbuffet war nämlich schon abgeräumt. Leider hat mir unser Mechaniker die schönen
neuen Bremshebel gestutzt, sie sind von der UCI verboten worden. Jetzt fällt leider ein
Schaltpunkt weg, aber ich habe ja noch zwei andere. Aber, auch das muss gesagt sein, die
Schaltung hat heute nicht perfekt funktioniert, die Ritzel gingen nicht gerade wie Butter
von einem zum andern. Ob das an den neuen Zahnkränzen liegt? |
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Magalluf, 26. Januar 172 km |
Ich kam ziemlich auf den Knien zurück, aber das ist doch irgendwie das Ziel eines
harten Trainingtages. Langsam kann ich mich wieder an diese Insel hier erinnern, das
letzte mal war ich vor 10 Jahren hier. Die Temperaturen sind aber immer noch gleich hoch,
im Moment so um die 18 Grad. Die Trainingsstrecke heute (für alle die Mallorca auch mit
dem Velo kennen) Palma - Cap Blanc - Randa (hoch bis zu den Antennen) - Sencelles -
Bunyola - Calvia. |
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Magalluf, 27. Januar 200 km |
Die Strecke: Andratx - Soller - Pollensa - Inca - Palma und alles Gegenwind. Das
nächste Mal machen wir diese Runde auf die andere Seite, aber dann sind die letzten 140
km sehr hart. Aber das waren sie heute auch. Das Hotel ist voll von englischen
Pensionären, keine jungen Leute, nichts. Beim Essen stehen sie schön geordnete Schlange
bis vor den Hoteleingang, keiner drängt sich vor und alle warten in seelenruhe, bis die
Tür zum Esssaal geöffnet wird! Wie gut, dass wir immer einen reservierten Tisch haben
und das Hotelpersonal uns immer separat hineinlässt. Wirklich guter Service für uns.
Auch wenn das Essen für Leute ohne Zähne gemacht ist. |
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Magalluf, 28. Januar 65 km |
Diesen Ruhetag habe wir bei allerschönstem Wetter genossen. In einem kleinen
Restaurant in Peguera habe wir Bulli getroffen, er wanderte vor 30 Jahren hierher aus, und
hat uns danach in Sant Elm zu einer Paellia eingeladen. Nach sechs Stunden in den
Rennhosen und einigen Räubergeschichten kehrten wir dann mit vollen Mägen am Abend
zufrieden ins Hotel zurück. |
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Magalluf, 29. Januar 150 km |
Calvia - Establiments -Col de Soller - Puig Major - Inca - Palma
Nach Palma hätte es bald noch Krieg gegeben! OK, es war unser Fehler, dass wir ein
Rotlicht überfahren haben, aber dabei ist ein Autofahrer total ausgerastet, hat uns
überholt und vor uns eine Vollbremsung gemacht. Und das drei mal, beim dritten mal konnte
Sven Montgomery nicht mehr bremsen und knallte hinten ins Auto. Ein Glück für den
Autofahrer, dass er den Mut nicht hatte, auszusteigen. Allerdings liessen wir ihn nicht
mehr wegfahren bis die Polizei da war. Mit der Konsequenz, dass wir vom rabiaten Spanier
wegen gefährlichem Verhalten im Strassenverkehr angeklagt wurden und er dafür von uns
wegen Gefährdung von Laib und Leben. Jetzt bin ich mal gespannt, wie es weitergehen wird.
Ach ja, Sven hat ein offenes Kinn und verschlagene Beine. |
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Magalluf, 30. Januar 156 km |
Wir mussten den ganzen Tag dem Regen ausweichen, aber nass wurden wir nie und am
Schluss schien sogar noch die Sonne. Wir übten noch etwa 30 km Mannschaftsfahren, es
klappte noch nicht alles, aber eigentlich bin ich von dieser jungen Mannschaft
überrascht. Wir rollten sehr gut, auch wenn noch keiner gute in Form ist. Es fällt aber
auch keine ab, es scheint, ob alle ihre Hausaufgaben über den Winter gemacht haben. |
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Magalluf, 31. Januar 125 km |
1021 km in 33 Stunden, mit dieser Woche kann ich sehr zufrieden sein. Auch wenn es mir
heute nicht mehr allzu gut ging, den ganzen Tag rauf und runter in einem zügigen Tempo,
ich war nicht mehr der frischeste! Eigentlich wollten wir mehr machen, aber das Wetter
spielte nicht mit, auch wenn wir nie ganz nass wurden. Vielleicht fällt jetzt der morgige
Ruhetag ins Wasser, eine fünfstündige Ausfahrt in flachen Terrain wäre ideal. Wenn ich
die Moral dazu aufbringe! |
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Magalluf, 1. Februar 94 km |
Am heutigen Ruhetag fuhr ich drei Stunden gemütlich und flach. Jetzt endlich sind
meine Beinmuskeln nicht mehr so hart. Das Training tat besser, wie drei Stunden Massage!
So bin ich wieder fit für den eventuellen Gewaltsritt für morgen. Die Berggipfel hier
auf Mallorca sind aber weiss und verschneit! Gestern bekam ich auf meinen Geburtstag noch
eine Waage geschenkt. Sie zeigte 76 kg heute morgen an. Hoffentlich stimmt sie. |
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Magalluf, 2. Februar 145 km |
Die neue Schaltung funktioniert perfekt. Aber wir drücken noch vielfach auf den
falschen Knopf und verschalten uns so. Damit wir etwas mehr Fingerfertigkeit bekommen (und
weil wir keine Fernseher in den Zimmer haben), organisierten wir eine PlayStation mit dem
Spiel Herkules. Seit vier Tagen sind wir nun im dritten Level am Schluss blockiert. Dieses
Ungeheuer dort, können wir einfach nicht überwinden. Könnte nicht jemand seine Kinder
fragen, wie es dort weitergeht und uns die Lösung mailen? |
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Magalluf, 3. Februar |
167 km in 4 Std. 50 Min. Ein super Training, auch wenn ich weiss, dass ich noch nicht
in Form bin. Letztes Jahr um diese Zeit war ich stärker, aber ich muss ja auch erst
später gut fahren. Aber jeden Tag spüre ich die Fortschritte, die ich mache. Das gibt
doch eine grosse Zuversicht auf diese Saison. Überhaupt, der ganzen Mannschaft rollt es
gut. Auch wenn jetzt nach bald 10 Tagen jeder etwas leichter reizbar ist und die kleinen
"Mödeli" des jeweiligen Zimmernachbarn langsam auf den Geist gehen. Aber so was
ist normal. Morgen sollte jeder fünf Stunden alleine Trainieren, jeder für sich selber
das Tempo anpassen und sich nicht immer nach den andern richten müssen. Und am Abend
sollte jeder wenigstens einmal beim "Uno" gewinnen dürfen! |
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Magalluf, 4. Februar 188 km |
Calvia - Palmanyola - Inca - Sa Callobra -Puig Major - Coll de Soller - Establiments
-Calvia und jeden Berg voll gefahren. Heute waren wir eine homogene Truppe, auch wenn sie
mich richtig verarscht haben. Bruno Boscardin hat vor dem Training ein Velokomputer auf
meinen Wechsel programmiert und konnte so während dem ganzen Training auf diesem meine
Gangschaltung aktivieren. Jedesmal, wenn ich in der Nähe von ihm war, schaltete er rauf
und runter, wie es ihm gefiel, ich merkte leider nichts und verfluchte schon diese
Mavicschaltung, die doch sonst immer so gut funktionierte! Was mit der heutigen Elektronik
so alles möglich ist. |
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Magalluf, 5. Februar 30 km |
Das war Erholung pur! Auch für den Kopf. Lockeres Ausfährtchen, ein Bad an der Sonne
in einer einsamen Bucht und zurück im Hotel Schnitzel und Pommes mit einem, nein zwei
Stück Kuchen. Das war die verdiente Belohnung für zehn Tage Seriosität. Jetzt freue ich
mich auf das erste Rennen vom Sonntag. |
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Magalluf, 6. Februar 100 km |
Der letzte Test auf dem Rennrad mit der Mektronic funktionierte super, das Schalten
ist eine wahre Freude. Überhaupt, das Material für meinen Saisonstart ist top, das
Wetter auch, und die Moral. Es kann eigentlich gar nichts schief laufen. Aber gespannt bin
ich wie noch nie. Wie werden sich die neuen Regeln bewähren, in Sachen medizinische
Betreuung? Jede Spritze, auch wenn sie nur Wasser beinhaltet oder sogar leer ist, wurde
von unserem Mannschaftsarzt konsequent verboten. Und das ist nicht nur bei uns so.
Hoffentlich halten sich auch möglichst alle Mannschaften daran! Nichts mehr mit
Zuckerlösungen und so. Da werden einige Fahrer noch zu beissen haben. |
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Magalluf, 7. Februar
1.Et. Trofeo Mallorca |
Erstes Rennen, erster Sturz, erste Schürfungen. Ich fühle mich schon wie mitten in
der Saison. Aber ganz so schlimm wie Patrick Vetsch, der das Schlüsselbein schon
gebrochen hat, traf es mich nicht. Eigentlich habe ich sehr wenig, obwohl ich zuunterst im
Haufen lag. Dennoch fuhr ich nach dem Rennen, das nur 80 km lang war, nochmals 100 als
Training. |
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Magalluf, 8. Februar
2. Et. Manacor - Manacor 166 km |
Es war aalglatt, nass, viele Kurven, sehr gefährlich und sehr schnell, aber ich bin
nie gestürzt, nicht so, wie viele andere. Zum Beispiel die vier Oncefahrer, die an der
Spitze geführt haben und etwas zu schnell in eine Kurve fuhren, oder wie der
Banestofahrer, der Kelme, der Euskadi, nochmals ein Banesto usw. die meinten, sie müssen
mich in der Abfahrt an der Spitze des Gruppettos überholen. Ich überholte sie alle, als
sie in den Kurven liegend ihr Knie hielten. Aber eben, wahrscheinlich sind sie alle noch
jung.... Am Schluss kam ich übrigens mit sehr sauren Beinen im Feld ins Ziel. |
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Magalluf, 9. Februar
3. Et. Soller - Port Soller 145 km |
Es wird schon sehr, sehr schnell gefahren. Ich erwischte aber sogar für kurze Zeit
eine Spitzengruppe, auf der Fläche mit Rückenwind fuhren wir um die 60 - 65 km/h, ich
war da völlig am Limit, die andern aber auch. Und eingeholt wurden wir trotzdem. Am
Schlussberg auf den Puig Major erwischte ich dann das Gruppetto und wir kamen ziemlich
gemütlich ins Ziel. Die 50 km, die ich schon vor dem Start gemacht habe, merkte ich am
Schluss doch. |
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Magalluf, 10. Februar
4. Et. Cala Millor - Cala Rajada 173 km |
Mir stinkt's gewaltig. All die alten Engländer im Hotel gehen mir auf den Geist. Am
Essensbuffet drücken sie mir die Ellbogen in den Rücken, weil sie Angst haben, dass es
nachher nichts mehr hat. Mit den Augen fressen sie mir schier den Teller leer, ich könnte
ja etwas haben, was sie nicht gesehen haben. Am Morgenessen füllen sie heimlich ihr
Gläschen mit Joghurt und lassen es in ihrem Handtäschchen verschwinden, ein Stück Brot
wird aber auch noch aus dem Saal geschmuggelt. Der halbe Kaffe wird ausgeleert, damit noch
etwas mehr Milch Platz hat.... Es ist Zeit, um in den Schnee nach Hause zurückzukehren.
(Hier hat es heute auch wieder geschneit!) |
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Magalluf, 11. Februar
5. Et. Palmanova - Palmanova 144 km |
Das einzig gute am heutigen Tag ist der neue Helm den ich bekommen habe. Er ist
wirklich super, sitzt sensationell und verrutscht nicht einen Millimeter, auch das Design
passt genau zu unserem Trikot. Und er belüftet so gut, dass es beinahe mein Tupe
wegwindet, wenn ich fahre. Ehrlich, ich hatte die ganze Karriere noch nie einen so guten
Helm wie jetzt von Time. Vielleicht schlafe ich heute noch mit ihm. |
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Zihlschlacht, 13. Februar |
Ich bin wieder zurück im ewigen Schnee. Nur gut, dass ich jetzt ein wenig Erholung
machen kann, das Trainieren ist momentan unmöglich. Heute gar nichts, morgen eine Stunde
Rolle und dann sehen wir weiter. |
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Zihlschlacht, 15. Februar |
Ich lerne immer dazu! Vor dem ersten Training draussen im Schnee, bereitete ich mein
Velo fein säuberlich vor. Unter anderem klebte ich ein Messer an meine Pumpe, um bei
einem eventuellen Platten den Collée von der Felge zu bringen (Unsere Mechs kleben die
an, wie wenn man die nie herabreissen müsste!) Prompt fuhr ich schon nach 9 km auf der
Felge, aber eben, mit Köpfchen, das Messer hervor und an die Arbeit. Immerhin hatte ich
nach 15 Min endlich den alten Collée unten, ohne Messer wäre ich jetzt noch dran. Leider
dachte ich nicht an die hohen Mavicfelgen, die ich sogar im Training fahre, das Ventil am
Ersatzreifen war zu kurz! Die einzige Möglichkeit: den vollgepumpten Collée auf die
Felge würgen. Das nächste mal gehe ich mit einem Rucksack voll Werkzeug trainieren. |
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Zihlschlacht, 18. Februar |
Schon wieder 10 cm Neuschnee! Das Trainieren auf der Strasse ist wieder unmöglich.
Mein Leben spielt sich auf der Rolle ab. Gestern hielt ich es immerhin eine Stunde aus.
Eine Stunde mit Durchschnittlich 300 Watt, der angebliche Kalorienverbrauch 1127. Die
einzige Abwechslung war das auftauchen von Dopingkontrolleuren zu Hause. Man sieht, auch
in dieser Richtung unternimmt der Schweizer Verband etwas. |
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Zihlschlacht, 19. Februar |
In Kürze geht's ab Richtung Süden, Marseille! Ich werde bei den Rennen Classic
Haribo und Haut Var nicht gerade brillieren, aber wenigstens wieder einmal für längere
Zeit auf dem Velo sitzen. |
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Zihlschlacht, 22. Februar |
Und schon wieder schneit es! Immerhin war ich ja kurz an der Wärme, es tat richtig
gut. Kurze Hosen, kurzes Trikot. Und für das, was ich letzte Woche trainiert habe, bin
ich ganz zufrieden mit meinen Resultaten an den zwei Rennen. Bei der Haut Var stieg ich
zwar nach der Verpflegung vom Rad, aber am ersten Berg, dem Tanneron, war ich gar nicht so
schlecht, denn nach der Abfahrt waren wir nur noch etwa 50 Fahrer und ich immer noch
dabei. Bei der Classic Haribo fuhr ich im Feld fertig (Aber den grossen Plastiksack voll
Haribo - Schleckwaren brachte ich meinen Kindern).
Heute gab es übrigens wieder eine Stunde Rolle. |
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Zihlschlacht, 23. Februar |
Obwohl es wieder einmal nicht mein Tag war, zog ich mich noch gut daraus, so dass ich
mit heute doch zufrieden bin. Begonnen hat es um halb zehn, nach genau 30 Min und 4 sec
fing ich auf der Rolle einen Platten ein! Natürlich reparierte ich ihn sogleich, und da
ich schon mal das Werkzeug in den Händen hatte, wechselte ich noch schnell die
Schuhplatten vom Mountenbike auf die neuen Schuhe. Leider drehte ich da eine Schraube ab,
ein Schuh also ohne Schuhplatten. Also einfüssig schnell zu einem Velomech, bevor ich
mich mit dem Bike drei Stunden durch den Schnee kämpfte. Am Nachmittag bohrte ich noch
zwei Löcher in die Kellerdecke in meinem neuen Haus, puffhhh, kein Licht mehr. Zum Glück
war der Elektriker noch im Haus, er zog noch sofort neue Kabel durch die verbohrte Leitung
ein. Mal schauen, ob ich morgen mehr Glück habe. |
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Zihlschlacht, 24. Februar |
Meine elektronische Schaltung Mektronic funktioniert einwandfrei bei Regen, Schnee,
Eis, Schneematsch, Schmelzwasser und Schneesturm. Ich habe alles heute ausprobiert, leider
spielten meine Hände und Füsse nicht mit, so dass ich nach 50 km abbrechen musste. |
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Siracusa (Sizilien), 26. Februar |
Trotz den angekündigten Flugverspätungen sind wir einigermassen pünktlich
angekommen. Und man staune, obwohl wir über Mailand flogen, mit Gepäck! Das Rennen
morgen wird aber sehr schwer, auf dem Streckenkärtchen sieht es auf alle Fälle sehr
bergig aus. Jetzt brauche ich noch einen Tip von Komputerfachleuten. Ich möchte mich
gerne als Netzwerkkoordinator oder so ähnlich ausbilden lassen. Kann mir da jemand einen
guten Kurs oder gar ein Fernstudium empfehlen? Und auf was für Abschlüsse muss ich da
achten, bestimmte Zertifikate oder Diplome, die mir später auch etwas nützen. |
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Siracusa (I), 27. Februar
Trofeo Pantalica 209 km |
Die ersten 100 km konnte ich das Rennen fahren, immer vorne und zwischendurch sogar
noch etwas angreifen. Das gab Moral, aber dann nach 135 km hatte ich mein Pulver
verschossen. Eine leichte Steigerung vom letzten Wochenende ist also zu verzeichnen.
Morgen will ich unbedingt fertig fahren, aber eben, es hat einen Berg mit 800 Höhenmeter!
Es wird hart, aber besser hier etwas leiden und 200 km fahren, als dann zu Hause wieder im
Schnee viel trainieren zu müssen. |
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Siracusa, 28. Februar
Trofeo di Regione Siracusa, 205 km |
Ich fühle mich fast wie ein Sieger. Auf den Zusatzrunden konnte ich bei km 180 noch
angreifen, nur kurz, aber immerhin. Und am langen Berg war ich immer in den ersten
vierzig. Es gibt Moral, denn ich weiss, dass ich noch überhaupt nicht stark bin, und wenn
die Form dann Ende April kommt....
Wir hatten Sonne! Meine Beine konnten das erste mal dieses Jahr etwas braun werden, bis
jetzt waren sie immer so käsig weiss. |
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Zihlschlacht, 3. März |
So langsam beginnt die züglete in mein neues Haus. Ich freue mich, bis ich dann
vollständig darin wohnen kann. Aber vorher kommt noch der Start am Tirreno - Adriatico,
wo ich die Nummer 1 tragen werde. Zum Glück ist hier endlich das Wetter besser geworden,
so dass man auch mal richtig viel trainieren kann. |
Hier fehlen leider ein paar Einträge, sorry |
Bergamo, 14. April |
Morgen beginnt die Bergamaskenrundfahrt, so wie sie sagen, bei Regen. Meine Form ist
leider immer noch nicht so gut, aber morgen ist es flach und so werde ich mich irgendwie
über die anstehenden 180 km kämpfen. Ich sollte gegenüber den jungen Fahrern in der
Mannschaft doch ein Vorbild sein und so mit viel Moral am Start stehen. Mal schauen, ob
ich das kann.
Falls dieser Bericht endlich im Internet an sein Ziel finden sollte, läuft mein System
endlich wieder optimal und die Berichte werden dann auch wieder regelmässiger von
unterwegs erscheinen. |
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Bergamo, 15. April
1. Et. Setimana Bergamaska |
Die ganzen 180 km Regen! Das Rennen selber war relativ locker, alles ganz flach und
breite Strassen aber nach dem Wettkampf geht dafür die Arbeit richtig los. Zuerst einmal
eine Viertelstunde längere Dusche, bis der ganze Sand wieder aus den Ohren und Augen
gespült ist, die Beine wieder sauber geschrubbt sind usw. Der Helm sieht auch aus, als ob
er von einem Bergwerkarbeiter stammt und von den schönen gelbroten Rennschuhen sprechen
wir am Besten gar nicht. Auf alle Fälle, bei Regen die doppelte Arbeit nach dem Rennen. |
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Bergamo, 16. April
2. Et. Setimana Bergamaska |
Und wieder heisst es Helm und Schuhe putzen! In den Bergen goss es aus allen
Schleusen. So fuhr ich den zweitletzten Berg mit Regenschutz un 41 x 25 hoch (nicht weil
ich langsam war, er war so steil!) Unten am ersten Berg nach 120 km griff ich sogar an,
bezahlte es aber etwas später. Ich denke mal, dass ich am Schluss so den 35 Rang belege. |
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Bergamo, 17. April
3. Et. Setimana Bergamaska |
Für einmal sind wir bis ins Ziel trocken geblieben. Meine Beine waren nicht schlecht
über die ersten drei Berge, aber wie immer war der Letzte der Steilste und da kam ich wie
gewohnt nicht mehr mit. Aber eigentlich läuft es nicht schlecht. Die Moral kommt ganz
langsam wieder und ich kriege wieder freude am Velofahren. |
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Zihlschlacht, 22. April |
Heute reisen wir an "mein" Rennen! Leider bin ich für das Amstel Gold Race
noch nicht so brillant in Form wie letztes Jahr, aber es wird schon gut gehen. Denn
schlecht fahren da, das kann ich gar nicht. Und mit der Startnummer eins an einem
Weltcuprennen, das motiviert schon. Übrigens am Amstel schon das zweite mal. Das erste
Mal wurde ich allerdings im entscheidenden Moment durch einen Defekt zurückgeworfen, ob
mir die Startnummer dieses mal etwas mehr Glück bringt? |
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Zihlschlacht, 25. April
Berner Rundfahrt 200 km |
Die Startnummer 1 hat mir am Amstel Gold Race kein Glück gebracht. Nach 110 km wurde
ich in einen Sturz verwickelt und landete in einem Schlammloch! Total verdreckt musste ich
15 km später auch noch das Velo wechseln, ein Pedal war so verschmutzt, dass es den Geist
aufgab und bis ich das Feld 50 km später wieder eingeholt hatte, hatte ich mein Pulver
verschossen. Ich kam zwar noch bis zum Keutenberg mit, aber dort haben sie mich endgültig
abgehängt und wenig später gab ich auf. Nach dem Rennen sind wir dann noch nach Bern
gefahren, wo heute die Bernerrundfahrt stattfand. Da hatte ich erstaunlicherweise gute
Beine und kämpfte bis 20 km vor dem Ziel um den Sieg. Ich befand mich in einer 7-Mann
Spitzengruppe mit dem Olympiasieger, Weltmeister und Schweizermeister. Leider
"parkierte" es mich dann und bis ins Ziel wäre ich zu Fuss wahrscheinlich
schneller gewesen als mit dem Velo. Der Doppelstart dieses Wochenende war wohl etwas viel. |
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Zihlschlacht, 28. April |
220 km, und das im Training! Ich bin richtig zufrieden mit mir. So kann an den
nächsten Rennen ja fast nichts mehr schief gehen. Am 1. Mai in Frankfurt am Henningerturm
werde ich mich versuchen, etwas zurückzuhalten um vielleicht erst im Finale etwas zu
zeigen, denn am 2. Mai fahre ich Gippingen und für mich, wo in einer schweizer Mannschaft
fahre, ist es doch ein wichtiges Rennen. |
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Zihlschlacht, 30. April |
Reise nach Frankfurt! Hoffentlich haben wir auf der Autobahn keinen Stau. Aber da es
im Moment gerade regnet, macht es mir nicht viel aus, wenn ich heute nicht zum Trainieren
komme. Morgen werde ich hoffentlich einigermassen gute Beine haben. |
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Zihlschlacht, 2. Mai |
Am Samstag beim Henningerturm in Frankfurt versteckte ich mich den ganzen Tag
unauffällig im Feld, im Schlussprint wurde ich dann aber 800m vor dem Ziel etwas
eingeklemmt und kam so nur noch etwa auf den 25. Rang. Am Sonntag beim GP Gippingen, wo
ich eigentlich sehr gut fahren wollte, habe ich meine Kräfte schon in den ersten vier
Runden verpufft und kam so am Schluss noch gerade mit dem Feld ins Ziel. Irgendwie muss
ich an der nun beginnenden Tour de Romandie etwas schlauer fahren, um endlich ein
zählbares Resultat zu erreichen. |
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Genf, 4. Mai
Prolog Tour de Romandie |
Ich bin gut auf die 5 km gestartet, war schnell unterwegs ohne schon am Limit
angelangt zu sein und dennoch hat es mich nach 3 km "parkiert". Ich bin kaum
noch ins Ziel gekommen. Das hat mir die Moral schon etwas genommen, vor allem, weil für
unsere Mannschaft die Tour de Romandie ein sehr wichtiges Rennen ist. Jetzt hoffe ich
natürlich auf morgen, es wird schon besser gehen. Ich werde die Cosmic Carbon Räder
montieren, die laufen am besten und schnellsten! |
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Val de Travers, 5. Mai
1. Et. Tour de Romandie 169 km |
Es ging besser, viel besser! Ich war dreimal in einer Spitzengruppe und es ging
eigentlich sehr gut. Einmal waren wir sogar nur gerade zwei Fahrer vorne, und beide vom
Post Swiss Team! Am Schluss bin ich dann etwas eingegangen, aber es ist nicht so schlimm,
ich bin mit mir und der Mannschaft zufrieden, auch wenn wir nichts gewonnen haben.
Irgendwann werden auch wir etwas mehr Glück haben und etwas gewinnen. Wichtig ist für
uns im Moment, dass wir uns zeigen und den Zuschauern etwas bieten können, dann
verlängert eventuell auch die Post ihr Engagement im Radsport auf nächstes Jahr. Schön
wäre es! |
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Gruyères, 6. Mai
2. Et. Tour de Romandie 172 km |
Die Beine sind jetzt auch nach der Massage noch übersäuert und hart wie Stein. Nach
einer 70 km langen Soloflucht wurde ich leider 20 km vor dem Ziel wieder eingeholt, aber
ich glaube, dass ich ganz gut gefahren bin. Denn die Fahrer im Feld waren auch ziemlich
kaputt, als sie mich einholten. Schade, dass ich nicht noch ein oder zwei Begleiter hatte,
dann wären wir wesentlich weiter gekommen.
Eine Schrecksekunde hatte ich heute auch noch. In einer schnellen Abfahrt überquerte ich
einen Bahnübergang mit 80 km/h, er war nicht ganz eben und da hob es mir das Hinterrad
sicher einen halben Meter in die Luft! Da hatte ich Glück und den Puls auf 200. |
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Moudon, 7. Mai
3a. Et. Tour de Romandie 66 km |
Diese kurze Etappe war relativ friedlich, aber ich kam dennoch nicht vom Fleck. So
ganz von gestern bin ich noch nicht erholt, aber das macht auch nichts, das Zeitfahren von
heute Nachmittag gewinne ich nicht, ebensowenig die Bergetappe von morgen, aber dann, für
die letzte Etappe muss ich schon nochmals etwas probieren.
Im Zeitfahren fügte ich mir nicht unnötige Beinschmerzen zu, verlor so etwa drei
Minuten, halb so schlimm. Dafür ist unsere junge Hoffnung, Sven Montgomery sehr stark
gefahren und ist jetzt auf dem 11. Gesamtrang, Bravo! |
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Veysonnaz, 8. Mai
4. Et. Tour de Romandie 158 km |
Irgendwann werden auch wir vom Post Swiss Team etwas Glück haben. Kurz vor dem Berg
ist heute Sven gestürzt, und bis er dann endlich wieder im kleiner werdenden Feld
Unterschlupf fand, hatten wir ganz schön viel Kraft verpufft. Aber ich freue mich wieder
richtig jeweils auf den Start, meine Beine sind gut und die Moral auch. Es ist eigentlich
nur noch eine Frage der Zeit, bis ich endlich ein zählbares Resultat herausfahren kann.
Vielleicht ja schon morgen auf der Schlussetappe, probieren werde ich es bestimmt.
(Einfach nicht meinen Gegnern sagen) |
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Zihlschlacht, 10. Mai |
Schnell den Koffer ausgepackt und die Wäsche gewaschen, denn morgen geht es schon
wieder los. Ab ins Trainingslager in die Höhe nach Davos! Schliesslich will ich für die
Tour de Suisse bereit sein, um endlich wieder einmal eine sehr gute Leistung zu zeigen.
Mein Programm für die nächsten Wochen: zwei Wochen Trainingslager, dann die
Deutschlandtour, Österreichrundfahrt und Tour de Suisse, und dann endlich wieder einmal
zu Hause etwas Erholung machen. |
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Weissfluhjoch Davos, 11. Mai
Lawinenforschungsinstitut, 2663 m.ü.M. |
So, jetzt sind wir hier oben eingerichtet! Mit dem ganzen Gepäck, zwei Bahnvelos,
meine Technogymrolle, ect. sind wir mit der Standseilbahn gut angekommen. Wir, das heisst,
Philipp Buschor und ich, werden hier in der Höhe schlafen und einige male auf der Rolle
trainieren, die richtigen, harten Ausfahrten werden wir rund um Davos machen, im Engadin
oder im Rheintal, je nach Wetter. Da sind wir hier am richtigen Ort, hier hoch oben laufen
sehr viele Wetterinfos zusammen und wir können so jederzeit den ganz genauen
Wetterbericht, für die nächsten Stunden oder gar Tage, abrufen.
Übrigens, wir erforschen hier nicht Lawinen, wie unser Gastgeber Bruno, wir sind wegen
dem Höheneffekt hier, so dass wir im Sommer eine super Leistung liefern können (ohne
Doping)! |
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Weissfluhjoch Davos, 12. Mai |
Trainiert haben wir heute nicht sehr viel, sonst geht uns nach einigen Tagen die Luft
aus. Aber zweieinhalb Stunden, Davos - Lenzerheide - Davos, haben wir trotzdem gemacht, so
dass wir uns in den nächsten Tagen etwas steigern können. Jeweils um acht Uhr fahren wir
mit der Standseilbahn talwärts, und um halb vier wieder den Berg hinauf. Ein Kompliment
der ganzen Region Davos hier, extra wegen uns zwei Rennfahrern wird diese Bahn jetzt im
Betrieb gehalten, Danke. Am Samstag werden wir den Aufstieg aber einmal zu Fuss
bewältigen, wir können doch nicht in den Bergen sein, ohne zu wandern! |
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Weissfluhjoch Davos, 13. Mai
Lawinenforschungsinstitut 2663 m.ü.M. |
Für den zweiten Angewöhnungstag habe ich mit 4 Stunden schon etwas viel gemacht,
aber ich musste doch das Wetter ausnützten. In der ganzen Schweiz hat es
Überschwemmungen und regnet, aber hier habe ich wieder bei trockenen Strassen trainiert.
Wir führen ein friedliches Leben hier oben abseits der Zivilisation. Es ist etwas
übertrieben, denn wir haben ISDN - Anschlüsse, haufenweise Komputer und noch mehr
Telefone und Messgeräte. Nur kochen müssen wir selber, aber dabei werden wir
unterstützt vom sympathischen Hüttenwart Bruno und seiner Hündin Lea.
Noch ein Nachtrag: Gestern gab es hier von einem Quadratmeter Schneefläche 110 Liter
Schmelzwasser! Und der Luftruck beträgt 736 mbar, am Morgen hat es geschneit bei
"warmen" 1 Grad. |
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Weissfluhjoch Davos, 15. Mai Nachmittag |
Gestern fuhren wir vier Stunden im Regen und sind danach noch für eine Stunde auf
6400 m.ü.M. gestiegen. Das heisst, wir waren eigentlich nur in Davos und haben uns eine
"Taucherglocke" übergestülpt, wo wir diese Höhe simulieren konnten. Da die
Bergbahn nun zwei Tage nicht fahren konnte, schliefen wir in Davos "unten" (1550
m.ü.M.) und sind heute hier zu Fuss hinauf gestiegen. In zwei Stunden 1100 Höhenmeter
und ca. 5000 Treppentritte entlang der Bahn. Jetzt, wenn die Fahrer des Giro's im Ziel
sind, werden wir noch eine halbe Stunde Rollentraining machen. |
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Weissfluhjoch Davos, 16. Mai |
Heute haben wir den Sonntag gebührend genossen. Ausschlafen bis acht Uhr, (länger
kann man in dieser Höhe unmöglich schlafen, glaube ich). Danach haben wir nach einer
kleineren Klettertour ein Mannschaftstrikot auf einen Wettermessmasten montiert und jetzt
kommt dieses Trikot jeweils im Fernsehen. Wenn die Wetterbilder von Davos gesendet werden,
da wo die automatische Kamera wendet, hängt ein Post Swiss Trikot in der Höhe!
Trainiert haben wir nur noch gerade eine halbe Stunde auf der Rolle, aber morgen werden
wir damit richtig loslegen. Das Alpenpanorama ist in diesem Wetter wirklich sehenswert. |
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Weissfluhjoch Davos, 17. Mai |
Im Moment bin ich ziemlich kaputt. Nach einem 4-stündigen Training bin ich
anschliessend noch hierher hinauf gelaufen. Sehr zügig und immer zwei Treppentritte
miteinander, den unteren Streckenabschnitt in 35 Minuten, den oberen in 32, und das mit
Wanderschuhen und Rucksack! Der Puls war meistens zwischen 150 und 160 Schlägen! Ein
besseres Kraftausdauertraining gibt es wohl nicht. Ob das die nächste Trendsportart wird?
Den Treppen der Bergbahnen nach die Hügel hinaufspeeden? Ich wäre da voll dabei,
allerdings die Murmeltiere habe ich nur pfeifen gehört, ich hatte keine Zeit, ihnen
nachzuschauen. |
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Weissfluhjoch Davos, 18. Mai |
Es war gestern doch etwas viel, heute schlich ich nur so in der Gegend herum, so
lange, bis es fünf Stunden gab. Dafür hat uns nachher der Hüttenwart mit einem feinen
Riz Casimir verwöhnt!
Beim Hinauffahren durften wir noch den Maschinenraum der Standseilbahn Parsenn
begutachten, wirklich eindrücklich die ganze Maschinerie. Das Drahtseil, dass die Wagen
zieht, ist im oberen Teil über 2 km lang und 12 Tonnen schwer. |
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Weissfluhjoch Davos, 19. Mai |
Vier Stunden hart trainiert mit trockenen Strassen und nachher noch zu Fuss aufs Joch,
im Regen und Schneetreiben! Ich bin rundum zufrieden mit meiner Leistung heute. Auch die
Höhe scheint ihre Wirkung zu entfachen. Am ersten Tag beim Blutuntersuch hatte ich 8%
junge, rote Blutkörperchen, ganz normal also, und gestern hatte ich davon schon 16 %,
rund das Doppelte. Auch der Hämatokritwert erhöhte sich von 43 auf 45%. Es läuft im
Moment also alles rund und motiviert für die nächsten Rennen wäre ich auch schon. |
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Weissfluhjoch Davos, 20. Mai |
Den Ruhetag habe ich mir verdient und genossen habe ich ihn erst recht. Ich bin mit
Philipp nochmals die 1100 Höhenmeter entlang der Bahn hinaufgelaufen, zügig, aber nicht
gehetzt. Es ging schon wesentlich besser als das erst mal. Dafür hatten wir endlich mal
Zeit, um die Arbeiten zu erledigen, die wir von zu Hause mitgenommen haben. Irgendwie ist
man hier oben doch nicht so Leistungsfähig wie auf dem Flachland, man wird auch müde vom
Nichtstun. |
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Weissfluhjoch Davos, 21. Mai |
19 cm Neuschnee um acht Uhr morgens und es schneit immer noch! Am Morgen fuhren wir
mit der Bahn ins Tal, aber dort regnete es bei 4 Grad in strömen, also beschlossen wir,
zu Fuss wieder zum Gipfel hochzusteigen. Den unteren Streckenabschnitt absolvierten wir in
33 Minuten bei Puls 160 und ca. 10 cm Schnee. Auf der oberen Hälfte hatten wir etwas mehr
Mühe, zeitweise sackten wir über die Knie in den Schnee ein. Aber geschwitzt haben wir
viel, also war es auch ein gutes Training. Vorhin absolvierte ich auch noch 45 Minuten auf
der Rolle, um wenigstens die Beine wieder an eine drehende Bewegung zu gewöhnen. Wenn es
beim nächsten Rennen eine Treppe eingebaut hat, könnte ich da sehr gut ein gutes
Resultat machen!
Noch ein Nachtrag: jetzt ist es 19:45 Uhr und ich komme mit Bruno gerade vom
"Wetterablesen" zurück. Zuerst mussten wir den Weg von meterhohen
Schneeverwehungen freischaufeln, dann auf den 30m entfernten Gipfel aufsteigen. Heute 43
cm Neuschnee, max. Windgeschwindigkeit 270 km/h, aktuell 160 km/h! Und ich wollte zuerst
noch auf den Wettermasten steigen, um unser Trikot endlich herunterzuholen, das wir dort
aufgehängt haben. Aber da es mich am Boden schon fast weggewindet hat, liess ich es
bleiben. Hut ab, von all den Wetterleuten, die das täglich dreimal machen müssen! |
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Auf dem Heimweg, 22. Mai |
Wir stehen schon lange im Stau. Die Autobahn ist überschwemmt und es regnet immer
noch in strömen. Zu Beginn unserer Reise hatten wir bedenken, überhaupt vom Gipfel
herunter zu kommen, über einen halben Meter Neuschnee auf den Geleisen der Bahn! Aber das
Bähnchen hat sich bravourös durch die Verwehungen gekämpft und wir sind heil in Davos
angekommen. Nur jetzt hapert es, Erdrutsche und Überschwemmungen behindern unser
vorwärtskommen. Wie friedlich war es doch im Schnee heute morgen, als wir zuerst die
Haustüre freischaufeln mussten, der Schnee lag bis zum oberen Türrahmen! |
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Zihlschlacht, 24. Mai |
Ich bin etwas enttäuscht. Eigentlich dachte ich, das ich heute beim Rennen in Hegi
ein gutes Resultat herausfahren kann. Dem war leider nicht so, anscheinend habe ich die
Umstellung in die "tieferen" Regionen nicht so gut verkraftet, wie gemeint. Am
Anfang, so die ersten zwei Stunden, war ich gut, danach hat es mich nach der Hälfte
hingestellt. Ich hoffe nur, dass sich der ganze Aufwand vom Höhentrainingslager auch
gelohnt hat. |
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Berlin, 27. Mai |
So, ihr Deutschen, jetzt bin ich tatsächlich an Eurer Tour. Der erste Eindruck ist
imposant, auf der Bühne der Mannschaftsvorstellung hätte mit all den Scheinwerfern auch
ein Rockkonzert stattfinden können. Aber das ihr den Radsport nicht erfunden habt, wird
klar, als ich das Programm studiert habe. Nächsten Mittwoch am Morgen 150 km (!!!!!!) und
am Nachmittag ein Zeitfahren von fast 30 km! Scheint mir etwas übertrieben.
Durch das Brandenburger Tor bin ich schon im Training gefahren, Berlin kann ich jetzt auch
abhacken (ich meine, jetzt kann ich sagen, dass ich mal in Berlin war) |
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Leipzig, 28. Mai
1. Et. Deutschland - Tour |
Es war eine schöne Etappe, die Strassen fast immer geradeaus, schön breit, Gegenwind
und Sonne! Man konnte im Feld richtig schön mitrollen, ohne allzu grosse Beinschmerzen zu
bekommen. Am Schluss fand ich mich plötzlich noch weit vorne, so weit, dass ich im
Massensprint noch etwas mitmischte und so ungefähr auf den 11. Rang sprintete. Morgen
kommt die einzige Etappe, die etwas nach Bergen aussieht, da hoffe ich auf ein gutes
Resultat, probieren werde ich auf alle Fälle etwas. |
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Wolfenbüttel, 29. Mai
2. Et. Deutschland - Tour |
Mein Velo hätte ich heute sehr billig verkauft. Irgendwas muss irgendwo gestreift
haben, denn so schlecht wie heute kann ich doch gar nicht sein. Es schlug bös auf meine
Moral, aber, auch dass muss gesagt sein, das Publikum hier sehr, sehr fair, ein riesen
Kompliment! Wenn man gut wäre, wäre das Radfahren an diesem Rennen wirklich sehr schön,
gute Strassen, super Organisation und die Strassen total verkehrsfrei. Nur eben, es wird
manchmal etwas gar schnell gefahren, für mich jedenfalls. |
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Bielefeld, 30. Mai
3. Et. Deutschland - Tour |
Die Telekom - Mannen sind stark gefahren, etwas dumm zwar aus meiner Sicht, und mit
Pech am Schluss. Aber so ganz einverstanden bin ich nicht. Als Aldag und Ulrich 20 km vor
dem Ziel gestürzt sind, hat sich das ganze Feld sehr fair verhalten und relativ lange
gewartet, bis wenigstens Rolf wieder da war. Was ich dann nicht ganz begreife, dass
Telekom dann noch voll für den Sprint von Zabel gefahren ist. Nichts gegen Zabel, aber
wäre es nicht etwas fairer, den andern den Sprint zu überlassen? So als kleiner Dank?
Denn das Feld hätte genau so gut beim Sturz zufahren können, und dann hätten sie nicht
mal mehr den Leader! |
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Dortmund, 31. Mai
4. Et. Deutschland - Tour |
Ob Eric Zabel nun den Caspar - Komplex hat? Es ist hart, dreimal zweiter hinter dem
gleichen Fahrer zu werden und jedesmal etwas knapper! Mir ging es heute gar nicht
schlecht, überhaupt, diese Rundfahrt ist die ideale Vorbereitung für die Tour de Suisse,
immer relativ zügig, die Berge schnell und ein super Publikum, was will man mehr? Ach ja,
und die Sonne scheint auch immer, wenn Engel reisen.... |
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Koblenz, 1. Juni
5. Et. Deutschland - Tour |
Warum kann eine Mannschaft, die den Leader stellt, nicht intelligent radfahren. Mapei
musste dem ganzen Feld zeigen, dass sie die stärksten sind. Pech für sie, sie konnten
nicht bis zum Schluss durchhalten. Bin ich eingebildet, wenn ich denke, dass ich einer der
intelligenteren Radfahrer bin? Wahrscheinlich schon, das wird doch jeder von sich denken!
(aber bei mir ist es wahr ;-) |
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Bensheim, 2. Juni
6a. und 6b. Et. Deutschland - Tour |
Das Zeitfahren bin ich voll gefahren, jetzt bin ich gespannt, wie gut oder schlecht
ich war. Wenn ich auf die 30 km weniger als zwei Minuten verliere, bin ich zufrieden, wenn
mehr, schlägt es mir auf die Moral. Leider ist jetzt auch noch mein Fernseher
ausgestiegen und ich kann die letzten Fahrer nicht mehr schauen, weiss also nicht, wie
schnell ich wirklich war. Meine Zeit von 37:51 Minuten finde ich gar nicht schlecht, aber
wenn alle andern schneller waren.....
Scheisse, jetzt können mich alle mal, warum bin ich nur so eine Wurscht? |
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Zihlschlacht, 4. Juni |
Im Moment erhole ich mich von der Deutschlandrundfahrt. Es war eine sehr schöne Tour,
aber auch immer sehr schnell und das merke ich deutlich in den Beinen. Die Muskeln
schmerzen recht fest, aber als Vorbereitung war sie ideal. Die Berglein sehr intensiv, die
Fläche immer schnell und die Finale sehr gut für die Tempofestigkeit. Jetzt gehe ich
nach Österreich um die Berge zu trainieren und dann sollte an der Tour de Suisse
eigentlich nichts mehr schiefgehen. |
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Zihlschlacht, 6. Juni (Giro d'Italia 21. Et.) |
WIE KANN MAN NUR SOOO BLÖD SEIN! Wie kann man nur so egoistisch sein! Wie kann man
sich nach dem Dopingskandal letztes Jahr noch steigern! So etwas werde ich wohl nie
begreifen. Wie kann man dem Radsport noch mehr schaden und wie kann man auch noch den
letzten Sponsor vertreiben? Einer hat es heute geschafft. Kompliment!
Noch etwas Gutes zum Schluss, mein mittlerer Sohn (4) hat velofahren gelernt. Zum Glück
gestern und nicht heute. |
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Gröbming (A), 7. Juni
1. Et. Österreichrundfahrt |
Kurz und intensiv, steile Berge und schnelles Tempo. Die Beine waren nicht ganz so
schlecht, aber nach den drei Erholungstagen nach der Deutschlandtour taten für heute
nicht unbedingt gut. In den Bergen habe ich noch enorm Mühe aber auf der Fläche rolle
ich schon stark, mal sehen, wie es weitergeht. |
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Grossraming, 8. Juni
2. Et. Österreichrundfahrt |
Unter der Dusche war es am Schönsten. Aber kalt habe ich immer noch. Es begann auf
den letzten 50 km zu regnen, danach stürzte ich, später musste ich das Velo wechseln,
einen Platten fing ich auch noch ein, und alles mit kurzen Ärmeln bei 12 Grad. Es war
nicht gerade ideal, aber eben. leben tue ich noch! |
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Ried, 9. Juni
3. Et. Österreichrundfahrt |
Am liebsten hätte ich mein Velo zersägt! Und zwar schon am ersten Berg, am zweiten
auch und auch nachher noch auf der Fläche! Irgend was musste an meinem Fahrrad gestreift
haben oder hatte es Wasser in den Reifen? Leider habe ich nach dem Ziel nichts gefunden,
es müssen doch meine Beine gewesen sein. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten, es geht
so schlecht weiter oder es geht mir in einigen Tagen viel besser. (Ich hoffe nur, das
zweite tritt endlich ein). |
hier fehlen leider schon wieder ein paar Einträge! |
RÜCKTRITT VON RADSPORT |
Hiermit möchte ich Euch über meinen Rücktritt als Radrennfahrer per Ende dieser
Saison informieren und danke gleichzeitig für die Unterstützung während meiner
Karriere.
Den Entschluss, das Rennrad per Ende Saison, nach 13 Jahren als Profi, in die Ecke zu
stellen, reifte während der aktuellen Tour de Suisse. Mein persönliches Potential ist
als Radrennfahrer nicht mehr voll ausgeschöpft. Zuerst wollte ich mir neben dem
Rennfahrerleben noch etwas Anderes aufbauen, doch ich bin der Meinung, dass Ziele nur mit
100%-igem Einsatz erreicht werden können. Darum habe ich entschieden, mich einer neuen
beruflichen Herausforderung zu stellen.
Ich danke meiner Familie, vor allem meiner Frau und meinen Kindern, die mich während der
ganzen Zeit immer unterstützt haben und grosse Geduld für meine langen Abwesenheiten
aufbringen mussten.
Auch danke ich den Journalisten sowie der ganzen Presse für die faire Berichterstattung
in all den Jahren meiner Karriere.
Ebenso verdanke ich sehr viel meinen sportlichen Leitern und den verschiedenen
Mannschaften, in welchen ich fahren durfte.
Natürlich vergesse ich all die Sponsoren und Ausrüster nicht, die im Radsport investiert
haben und von denen ich direkt oder indirekt sehr viel profitieren durfte.
Vielen Dank und macht weiter so!
Ich freue mich auf die verbleibenden Rennen und meine letzten sportlichen Ziele meiner
Karriere. Gleichzeitig freue ich mich aber auch sehr auf die neue Herausforderung, welche
mich bald erwarten wird. Ich werde sie mit dem gleichen Einsatz angehen, wie ich bis anhin
die Rennen gemeistert habe. Noch weiss ich nicht genau, was ich nach Abschluss dieser
Saison machen werde. Schön wäre es, wenn ich dem Radsport auf irgend eine Weise treu
bleiben könnte, andererseits sehe ich es als grosse Chance, etwas ganz Neues in Angriff
zu nehmen und Vieles dazu zu lernen.
Es war eine fantastische Zeit im Sport, an die ich immer gerne zurückdenken werde. Ich
bin aber überzeugt, dass eine ebenso interessante wie schöne Zeit folgen wird.Ich
freue mich darauf. |
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Grindelwald, 19. Juni
5. Et. Tour de Suisse 172 km |
Kurz zu heute: Ich bin sehr zufrieden, über die grossen Pässe bin ich auf den 45
Rang gefahren, gar nicht so schlecht für mich.
Ein etwas mulmiges Gefühl habe ich jetzt schon, wo ich weiss, dass ich Ende Saison das
Rad in die Ecke stellen werde. Vor allem weiss ich noch nicht, was ich dann machen werde.
Aber wenn ich jeden Tag die Stelleninserate in der Zeitung lese, werde ich bis in einem
halben Jahr wohl noch etwas finden.
Was ich überhaupt noch nicht nachgedacht habe, was passiert mit meinem Tagebuch? Ich habe
ein schlechtes Gewissen, wenn es einfach so aufhört. Ich weiss doch, dass sehr viele
Leute es fast täglich lesen, was kann ich für sie machen? Ich werde mir wohl etwas
einfallen lassen müssen! |
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Meiringen, 20. Juni
6. Et. Zeitfahren 30 km |
Mein Entscheid, zurückzutreten war richtig. Heute im Zeitfahren wurde ich von 130
Fahrern sagenhafter 113. Klar, ganz voll war ich nicht gefahren, aber doch so, dass meine
Beine höllisch weh taten. Morgen durchqueren wir mein Trainingsgebiet, da werde ich mir
wohl etwas einfallen lassen. |
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Mauren, 21. Juni
7. Et. Tour de Suisse 171 km |
Ich musste etwas mogeln, sonst wäre ich jetzt nicht mehr dabei. Die Etappe war sehr
schnell und ich war einer der ersten, der abgehängt wurde. Danach fuhr ich einige male im
Windschatten der nachfolgenden Mannschaftsautos, so dass ich mich noch ins Grupetto retten
konnte. Ich war heute wirklich sehr schlecht, aber morgen geht es wieder besser, dass
weiss ich genau. |
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Zihlschlacht, 25. Juni |
Es tut mir leid, aber ich hatte in den vergangenen Tagen einfach keine Lust mehr,
etwas zu schreiben. Dafür habe ich etwas mehr mit den Leuten gesprochen und etwas mehr
den persönlichen Kontakt von Auge zu Auge gepflegt.So, gestern bin ich meine letzte Tour
de Suisse Etappe in meiner Karriere gefahren, die 130. Es war ein etwas mulmiges Gefühl,
aber sehr schön. Vor allem, weil wir auch noch durch meine Heimat gefahren sind, etwa 2
km von meinem Haus entfernt.
Mit meinen Resultaten bin ich nicht so ganz zufrieden, aber es war dennoch für mich eine
schöne TdS. Und ich kann jetzt sagen, ich habe diese Rundfahrt noch nie aufgegeben. |
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Märstetten, 27. Juni
Schweizermeisterschaften |
Ich bin total auf den Felgen. Das Rennen war von Anfang an schwer und schnell. Wir vom
Post Swiss Team haben mannschaftlich ein sehr gutes Rennen geboten und mit Dani Schnider
ein Fahrer auf das Podest gebracht. Wir hatten keinen so starken Fahrer wie Armin Meier,
der verdient gewonnen hat. Ich bin mit meinem 15. Rang eigentlich auch zufrieden, mehr lag
einfach nicht drin. Dafür konnte ich direkt nach der Zielankunft noch einen
Helikopterflug ins Fernsehstudie absolvieren, war ein Erlebnis, im Gegensatz zum Interview
nachher. Thema, war ja eigentlich klar, Doping. |
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Zihlschlacht, 5. Juli |
Ich werde auch diese Woche nichts ins Tagebuch schreiben, schliesslich werde ich jetzt
einige Tage in die Ferien verreisen. Aber nächste Woche geht es wieder weiter, mit
Training und schreiben. Geniesst diese Zeit doch auch ein wenig ohne Komputer. |
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Zihlschlacht, 12. Juli |
Die Ferien sind schon einige Tage vorbei, leider. Ich war inzwischen auch schon wieder
fleissig und habe die Delegiertenversammlung des SRB beigewohnt, ebenso eine Sitzung der
neu gegründeten internationalen Profigewerkschaft cpa. Nur zum Trainieren bin ich fast
nicht gekommen! Aber jetzt nehme ich mit neuem, letzten Elan den Herbst in Angriff. |
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Zihlschlacht, 19. Juli |
Ich war mit meinem Verein, dem RV Arbon, auf grosser Tour. Susten-, Grimsel- und
Furkapass. Den Furka leider mit dem Auto, das Wetter war nicht gerade Ideal. Aber auf 5
1/2 Stunden habe ich es trotzdem gebracht. Die Moral zum Trainieren ist zum Glück zurück
und die Form wird auch von Tag zu Tag ansprechbarer. |
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Zihlschlacht, 22. Juli |
Vor dem heutigen Erholungstag hatte ich wieder fünf Stunden trainiert. Ich versuche
im Moment diesen Rhythmus beizubehalten, 5 Stunden hartes Training, am nächsten Tag nur
etwas locker, dann wieder fünf Stunden. Im Moment bin ich nach den langen Trainings noch
recht kaputt, aber es kommt schon noch.
Wegen meiner Zukunft weiss ich im Moment noch nicht genaueres, ich bin immer noch am etwas
herumhören. Vielleicht braucht ja jemand genau so einer, wie ich es bin! |
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Zihlschlacht, 26. Juli |
Acht Stunden über die Pässe Splügen, Maloja und Julier, wovon jedesmal die letzten
fünf Kilometer doppelt. Das war hart und ich merke es auch ganz deutlich in den Beinen.
Aber so war das Radfahren wieder einmal sehr schön und ich werde diese Nacht sehr
beruhigt und zufrieden schlafen können. |
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Zihlschlacht, 27. Juli |
Soo kaputt war ich heute gar nicht. Das heisst, ich kann morgen nochmals einen
Fünfstünder reinziehen! Und dann bin ich froh, wenn ab dem 1. August die Rennen wieder
losgehen werden. Nach der Wartenbergrundfahrt werde ich die Regiotour bestreiten.
Ach ja, wir haben Familienzuwachs bekommen. Rambo, ein kleines Kätzchen. Nach seinem
Charakter wurde sein Name ausgewählt. |
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Zihlschlacht, 29. Juli |
Endlich konnte ich wieder mit Alex Zülle trainieren. Die Kilometer spulten wir ab,
ohne es zu merken, da wir uns viel zu erzählen hatten. Schliesslich haben wir uns fast
drei Monate nicht mehr gesehen. Als ich aber zu Hause ankam, schmerzten die Muskeln doch
etwas. |
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Zihlschlacht, 2. August |
Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen gestern. An der sehr schweren
Wartenbergrundfahrt habe ich einen schlechten Eindruck hinterlassen. Es ging überhaupt
nichts. Schon in der fünften Runde wurde ich abgehängt und etwas später gab ich auf.
Das ist einfach nicht mein Rennen und der Formstand scheint auch nicht gerade gut zu sein.
Darum habe ich heute wenigstens sehr gut trainiert und ich bin froh, dass in Kürze mit
der Regio Tour wieder ein Etappenrennen beginnt. |
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Freiburg (D), 3. August
Kriterium Regio Tour |
Ich bin von mir selber am meisten überrascht! Das Kriterium war sehr hart, mehr als
die Hälfte alle Fahrer hat es aufgegeben und ich spurte in den Wertungen so gut, dass ich
am Schluss den siebten Rang belege! Hoffentlich habe ich aber für diese Tour nicht schon
alle Körner verschossen! |
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Vogtsberg, 4. August
1. Et. Regio Tour |
Der Start hier hat sich schon gelohnt. Ich habe schon wieder Selbstvertrauen gewonnen
und auch die Freude am Rad fahren ist zurück gekehrt. Der Beste bin ich noch nicht, aber
auch lange nicht der Schlechteste. Bei den kleinen Steigungen im Finale hatte ich jeweils
noch Reserven und acht Kilometer vor dem Ziel wagte ich sogar einen kleinen Angriff.
Natürlich haben sie mich dann wieder eingeholt. Vor zwei Tagen hatte ich noch grosse
Angst, dass ich mit den ersten Abgehängt werde, es geht mir wirklich schon wieder sehr
viel besser, vor allem im Kopf. |
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Vogtsberg, 6. August
3. Et. Regio Tour Nach der Morgenetappe und dem kleinen Nickerchen vorhin hat mein
Körper die Betriebstemperatur für das Zeitfahren in zwei Stunden noch nicht erreicht.
Das wird sehr, sehr grosse Beinschmerzen geben, aber zum Glück nur gerade 15 km. Gestern
kam ich übrigens im Grupetto ins Ziel und auch vorhin wurde ich beim letzten Berg 5 km
vor dem Ziel abgehängt. Aber es ist nicht so schlimm, es gab noch sehr viel Fahrer hinter
mir! |
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Vogtsberg, 8. August
5. Et. Regio Tour |
Bin ich eine glosse Flühlingslolle?
Der Kopf macht langsam wieder mit, die Moral für den Rest der Saison ist eigentlich nicht
schlecht, nur die Beine machen noch nicht ganz mit. Mit einem seriösem Training in den
nächsten zwei Wochen wird aber auch da eine Steigerung zu verzeichnen sein. Irgend ein
Spitzenresultat wird doch wohl auch dieses Jahr noch drinliegen!
Mein Rücken ist schon fast gut, aber eben nur fast. Im Training hatte ich gegen Alex
Zülle und Philipp Buschor keine Chance, sie hängten mich an jeder Bodenwelle ab. Ob die
Reuhmamittel schuld daran sind, die ich nehmen muss? Hoffentlich, denn so schlecht bin ich
nun wirklich nicht. |
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Zihlschlacht, 10. August |
Ich bin von einem Raubtier angefallen worden, so fest, dass ich nicht trainieren kann.
Die ganze rechte Hand ist zerbissen und verkratzt, tiefe Bisswunden auch im Gesicht.
Leider entwischte mir der Tiger nachher, aber wie ich herausgefunden habe, heisst er
Rambo.
Ach ja, draussen schifft es in strömen! |
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Dunkle Sonne 1999 |
Als sich die Karawane aus den KutschenmitdenverstecktenPferden auf den Weg zur
Huldigung der dunklen Sonne machte, ritt auch das Bleichgesicht Weisser Bauch mit seinem
rollenden Pferd gegen Norden los. Weisser auch war noch nie bei so einer Huldigung dabei
und freute sich dementsprechend. Leider hatte der grosse Manitu kein Gefallen an ihm und
schickte ihm mit der Treffsicherheit eines fliegenden Adlerauges einen Stachel eines
Stachelschweins vor sein rollendes Pferd. Der Mitluftgefülltehuf zischte wie die Fontaine
des Grossenatmendenfisches, doch Weisser Bauch liess sich nicht beirren und tauschte ein
neues Mitluftgefüllteshuf ein und setzte seinen Weg fort. Bereits dunkle Schatten waren
auf der Sonne, als Manitu eine weinende Wolke Weisser Bauch in den Weg stellte. Weisser
Bauch mit nassen Füssen wollte zu seinem Wigwam zurück, hielt sich aber in Feindesland
auf und fand den Pfad zurück nicht sofort. Weisserbauchmitnassenfüssenundmüdenbeinen
fand erst am Abend sein Wigwam mit seiner Squaw. Aber Weisserbauch war dennoch sehr
zufrieden, schliesslich verlangte er seinem rollenden Pferd mehr als fünf Tagesmärsche
ab. Hugh! |
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Montmagny, 15. August
Gansingen 170 km |
Wenn mir vor dem Start jemand gesagt hätte, dass ich zweiter werde, wäre ich
glücklich gewesen. Aber jetzt im Nachhinein bin ich mit mir nicht so ganz zufrieden. Den
Sprint habe ich total versaut, viel zu lange gewartet. Der Sieg war eigentlich ein Muss.
Aber eben, ich war wohl etwas über meinen Verhältnissen gefahren und am Schluss hat es
in den Beinen schon etwas "gekrämpfelet", und Routine in den Sprints habe ich
dieses Jahr nicht gerade. Aber es geht aufwärts mit mir, und das gibt doch Moral für die
kommende Tour du Limousin. |
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Limoges (F), 16. August |
Wir sind die ganze Strecke im Wohnmobil gereist. Als nach einem Tankstopp der
Benzinzeiger schon nach 20 km wieder im roten Bereich war hielten wir an, um das Leck zu
finden. Wir merkten dann aber bald, dass unser Masseur den Diesel in den Frischwassertank
eingefüllt hatte! Da war uns auch sofort klar, warum es seit einiger Zeit im Auto drinnen
nach Benzin stank. Bravo! |
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Trélissac (F), 17. August
1. Et. Tour du Limousin 180 km |
Ich bin fast auf den Knien ins Ziel gekommen. Den ganzen Tag auf und ab, Gegenwind und
100 km zu acht in einer Spitzengruppe. Leider hatten wir nie mehr als 2 1/2 Minuten
Vorsprung und so haben sie uns 15 km vor dem Ziel eingeholt (und gleich stehengelassen).
Aber die ganze Schinderei dauert genau noch zwei Monate. Am 16. Oktober habe ich das
letzte Rennen in Arbon, mit anschliessend einem grossen Fest. Es dürfen alle kommen, die
wollen! Nähere Infos folgen irgendwann noch. |
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Brive, 18. August
2. Et Tour du Limousin 170 km |
Ich habe die Kilometer gezählt bis ins Ziel und die Tage bis zum 16. Oktober. Den
ganzen Tag nur auf und ab, kein einziger Meter flach, rauhe Strassen, die nur aus Löchern
bestanden haben, bis ich die <oefs> nicht mehr gespürt habe und alles im schlechten
Wetter! Ich hätte das Velo weit fortschmeissen können. Immerhin hatte ich noch einen
guten Moment. Wir vom Post Swiss Team mussten einer 15er Gruppe hinterherführen und als
wir nach einer kleinen Abfahrt nur noch zu dritt waren, sind wir zugefahren und die Minute
Rückstand auf die Spitze aufgeholt. Drei Fahrer von der Post !! Die Spitze ist dann 30
Minuten vor dem Feld ins Ziel gekommen, ich war übrigens nach einer Explosion wieder
zurück im Feld. |
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Guéret, 19. August
3. Et. Tour du Limousin, 185 km |
Nichts neues, die gleichen Strassen, der ähnliche Parcour, nur die Beine sind noch
schlechter geworden. Jetzt muss ich nur noch meinen Sportlichen Leiter überzeugen, dass
im Hinblick auf die Meisterschaft von Zürich ein Start morgen zur letzten Etappe nichts
mehr bringt. Dass dafür die Erholung viel mehr nützten würde! Das werde ich wohl noch
fertig bringen. |
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Zihlschlacht, 24. August |
Die Züri-Metzgete ist neben mir vorbeigelaufen, ohne dass ich irgendwelche Chancen
gehabt habe, leider! Aber gewonnen hat ein ganz starker, auch wenn er nicht so bekannt
ist. |
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Zihlschlacht, 25. August |
Man staune, meine Seiten unter www.jaermann.ch sind in Betrieb! Sie sind noch nicht
fertig, aber einiges kann man tatsächlich anschauen. Das Tagebuch wird noch bis Ende
Karriere hier bleiben, der Rest hat gezügelt. |
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Zihlschlacht, 27. August |
Irgendwie ist mein Rücken noch nicht besser. Gestern musste ich nach wenigen
Kilometer training wieder nach Hause zurückkehren. Ich habe mir vor einigen Tagen den
Rücken "erkältet", wahrscheinlich, und jetzt bewege ich mich wie ein alter
Mann. Ich kann kaum meine Socken anziehen. Jetzt hoffe ich eigentlich nur, dass es so
schnell wieder weggeht, wie es gekommen ist. |
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Zihlschlacht, 28. August |
Ich war doch tatsächlich bei meinem Hausarzt, der mich schon fast kuriert hat. Aber
bei der langen Spritze, die er mir in der Hüftgegend reingeputz hat, hatte ich natürlich
Schweissausbrüche. Aber jetzt geht es schon ganz gut und dem Velofahren scheint nun
nichts mehr im Wege zu stehen. |
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Zihlschlacht, 30. August |
Es geht tatsächlich schon fast wieder perfekt. Aber vielleicht habe ich es schon
wieder etwas übertrieben. Am Samstag fuhr ich ein Gentleman-Paarzeitfahren dass mein
Partner und ich auf dem 8. Rang abschlossen, von 100! (Die Zeiten wurden aber ausgelost)
Und gestern nahm ich an der Pascal Richard Classic teil. Es war echt "dä
Plausch" mit über 1000 Hobbyfahrer auf eine Ausfahrt zu gehen. Endlich war ich
wieder einmal einer der Stärksten! |
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Zihlschlacht, 31. August |
Es tut etwas weh, dass ich das Rennen in Canada heute abgesagt habe, aber der
achtstündige Flug wäre für meinen Rücken nicht gerade ideal gewesen. So gehen mir halt
die Niagara-Fälle den Bach hinunter. Jetzt muss ich mal schauen, welche Rennen ich hier
noch fahren kann. |
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Zihlschlacht, 1. September |
Am Morgen bei der Elektro-Therapie verkündete ich noch grossspurig, dass ich nun
überhaupt nichts mehr spüre, aber danach auf dem Velo war es sofort wieder da. Aber es
wird schon noch gehen, schliesslich will ich doch noch ein gutes Resultat, bevor ich
aufhöre. Ich beginne nun, relativ schnelle Einheiten zu trainieren, um wenigstens in den
verbleibenden Rennen noch eine gute Falle zu machen. |
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Zihlschlacht, 2. September |
Die Credit Suisse und die Winterthur Versicherungen ziehen sich aus dem Radsport
zurück! Ein herber Schlag für unseren Sport hier in der Schweiz. Ein bisschen begreife
ich es ja, aber dass sie nun das ganze Geld in den Fussball und den Reitsport
hineinstecken, geht mir etwas gegen den Strich. Sind denn die alle "sauber"? Bei
diesem Entscheid müsste es man meinen, aber ich zweifle... Auf alle Fälle, Danke
trotzdem, dass wir in der vergangenen Zeit deren Unterstützung erfahren durften.
(Mein Konto bei der Post wird garantiert bleiben....) |
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Zihlschlacht, 4. September |
Das erste mal in meiner Karriere, wo ich trainieren will und nicht darf. Ich spüre
nach dem Training sofort meinen Rücken wieder und jetzt muss ich warten, bis wirklich
alles gut ist. Eine nicht ganz befriedigende Situation.
Wegen meinem zukünftigen Beruf ist auch noch nichts fest. Ich bin mich am erkundigen,
wegen einer Ausbildung als Marketingplaner oder Webpublisher. Am liebsten würde ich
beides machen. |
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Zihlschlacht, 5. September |
Ich danke mal allen Lesern, die auch jetzt noch mein Tagebuch lesen. Sportlich läuft
ja nicht sehr viel. Auch heute war ich noch nicht im Training, ich habe etwas Angst,
wieder zu früh zu beginnen. Dafür habe ich jetzt endlich mal einen Familientag mit
meinen Kindern und meiner Frau gemacht. So konnte ich etwas ausschalten und nicht immer
nur an das Velo oder meine Zukunft denken. Sobald ich da etwas neues erfahre, melde ich es
natürlich als erstes hier. Ich werde in den nächsten Tagen auch noch meine Seiten hier
etwas optimieren. Wenn ihr dazu noch einige Wünsche habt... |
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Zihlschlacht, 6. September |
Der Martergürtel ist um den Bauch geschnürt, die Kabel angeschlossen und die
Elektroden an der richtigen Stelle platziert. Langsam dreht die Arztgehilfin am Schalter
immer mehr auf. ...20 ...40 ....60 ...100 ... 150 ...200 ...220 Volt, ein Stromstoss und
meine Haare stehen in alle Richtungen, der Rücken schwarz verbrannt und in meinen Zehen
nur noch ein kleines Zucken!
Na ja, so schlimm ist es eigentlich nicht, es sind ja auch nur etwa 15 mA. |
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Zihlschlacht, 7. September |
Ich war immerhin eine Stunde locker auf dem Velo, ohne dass ich meinen Rücken
gespürt habe. Ab morgen kann ich schon wieder etwas mehr machen.
Ich weiss gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll. Wenn man keine Rennen fährt, geht
einem der Stoff schnell aus. Immerhin, morgen wird sich vielleicht einiges hinsichtlich
meiner Zukunft klären, warten wir's mal ab und mehr dann eben morgen. |
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Zihlschlacht, 8. September |
Ich war heute ohne irgend welche Beschwerden eine Stunde zügig mit dem Velo
unterwegs, also alles OK. Morgen werde ich das Pensum verdoppeln.
Ich habe mich übrigens für einen Weiterbildungskurs als WebPublisher angemeldet. Ich
werde also auch etwas Richtung Internet unternehmen. Für die Gestaltung und Unterhalt von
Veloseiten nehme ich Aufträge an ;-) aber erst im Neuen Jahrtausend, wenn ich schon etwas
gelernt habe. Der Kurs beginnt am 25. Oktober. |
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9.9.99.99.99.9.9.9999.99.99.999.9999.9.9 |
Für die 75 km habe ich etwas mehr als zwei Stunden gebraucht, was einen sagenhaften
Schnitt von 34 km/h entspricht, im Training! Normalerweise bin ich zufrieden, wenn wenn
der Tacho zu Hause zwischen 30 und 31 anzeigt. Aber jetzt ist nichts normal. Morgen fahre
ich die Runde über den Ruppen, ein Berg von 8 km und das ganze ergibt genau 90 km, mein
Ziel einen Schnitt von 32 km/h. Jeden Tag schnell und immer ein bisschen weiter.... |
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Zihlschlacht, 10. September |
Der Schnitt heute : 33,8 km/h, also weit über meiner Vorgabe!
Nur, jetzt bin ich total auf den Felgen und meine Beine fühlen sich wie nach einem
schweren Rennen. Aber es tut gut, auch wenn ich am Berg nicht vom Fleck kam.
Ach ja, der junge hübsche Kerl auf den Plakaten, die Werbung für den Sonntagsblick
machen, ist übrigens mein Bruder. Ich habe schön blöd aus der Wäsche gekuckt, als ich
ihn auf einer Plakatwand sitzend den Blick lesen sah. Zufälle gibt's. |
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Zihlschlacht, 12. September |
Anstatt zu trainieren habe ich mich heute meiner Familie und
meinen Seiten hier etwas gewidmet. Merkt man wenigstens, dass die Ladezeiten etwas
schneller geworden sind? |
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Zihlschlacht, 13. September |
Heute fuhr ich wahrscheinlich meinen Rekordschnitt im Training:
34,3 km/h und ganz alleine! Leider darf man das nicht überbewerten, denn in Form bin ich
gar nicht und die Strecke war auch mehrheitlich flach, aber immerhin 104 km. |
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Zihlschlacht, 14. September |
Ich hätte so viel zu tun und viel trainieren sollte ich auch
noch. Aber irgendwie ist die Luft da etwas draussen, auch wenn ich immer noch schnell
unterwegs bin, der Kopf ist aber schon im nächsten Jahr. Und wenn ich ganz ehrlich bin,
freue ich mich auch den 17. Oktober, wenn ich freiwillig Sport treiben kann und nicht
"muss". |
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Zihlschlacht, 15. September |
Endlich fahre ich am Wochenende wieder Rennen. Ich freue mich
darauf, auch wenn es nur nationale sind und am andern Ende der Schweiz in Genf liegen.
Viel Hoffnung auf ein gutes Resultat habe ich nicht, aber es sind immerhin Rennen. |
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Zihlschlacht, 17. September |
Ich komme eben aus der Dusche, wo ich nun endlich auch noch mein
linkes Bein rasiert habe. Nach dem Training hatte ich nämlich nur das recht, danach ist
es mir verleidet. Ich glaube, das ist die Arbeit, die ich als Radprofi am meisten hasse,
obwohl - wenn sie frisch rasiert sind habe ich eigentlich sehr schöne Beine, vor allem
schöne Waden. Da könnte ich noch einige Frauen in den Schatten stellen! Eigenlob stinkt
eigentlich, aber ich habe wirklich nicht eine einzige Krampfader, auch nicht nach 13
Jahren als Radprofi. (Was für ein schei... Eintrag heute, aber die Wahrheit) |
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Zihlschlacht, 19. September
Genfer Kantonsrundfahrt, 140 km |
So, das war's !! Ich bin mein letztes Velorennen als Profi
gefahren (wenn man vom Velonagelfäscht absieht). Ich bin nun Ex-Profi! Und es ist
komisch, ich fühle gar nichts spezielles dabei. Ich bin richtig froh, dass es vorbei ist
und ich mich neuen Aufgaben zuwenden kann. Ich freue mich auf morgen, wenn ich überhaupt
nichts trainieren muss. Vielleicht gehe ich etwas joggen, oder mit dem Mountenbike, aber
nur so viel, dass die Beine nicht schmerzen. Wenn ich das nächste mal aufs Velo sitze
garantiert ohne Regenschutz (wenn die Sonne nicht scheint, gehe ich sicher nicht) und ohne
Bidon (wenn ich Durst habe, sitze ich in ein Restaurant). Ob das jetzt nur grosse Sprüche
sind, weiss ich selber nicht, gespannt bin ich schon, wie es in zwei, drei Monaten ist.
Etwas komisch ist es nun doch etwas, 1250 mal als Profi die Startnummer montiert und jetzt
soll Schluss sein..... |
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Zihlschlacht, 21. September |
Ich bin "pensioniert" und lebe das Leben eines
Rentners! Ich habe heute meine zwei alten Colnago Velos ausgegraben und wieder schön
geputzt und fahrbereit gemacht. Erst als ich fertig war, merkte ich, dass ich nächstes
Jahr gar nicht zwei Renner brauche. Und jetzt, soll ich eines Verkaufen? Das C40 ist
praktisch neu, nur gerade drei Rennen bin ich voriges Jahr gefahren damit und das
Stahlvelo ist auch mit Shimano DurAce bestückt und hat mich durch viele Rennen begleitet.
Morgen werde ich mein jetziges Velo reinigen, so dass es dann wettbewerbslike ist, aber
wenn ich es so betrachte, es ist wirklich eine super Maschine. Soll ich es behalten und
das Colnago verschenken...... Versprochen ist versprochen. Komisch, früher hat mir das
ganze Material überhaupt nichts bedeutet und jetzt, wo ich fertig bin damit, interessiere
ich mich plötzlich dafür. |
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Zihlschlacht, 22. September |
Kaum im Ruhestand und schon bin ich wieder reaktiviert worden.
Nächsten Sonntag muss ich nochmals ein Rennen fahren. Also, dass es nun endgültig
ist, am 16. Oktober werde ich auf der Strasse das letzte mal eine
Startnummer montieren und bis dahin bin ich noch Profi, basta. Jetzt bin ich halt ein Ex -
Exprofi. Die Frage ist nur, ob ich jetzt wegen nächstem Sonntag nochmals trainieren soll
oder nicht. Lassen wir das Wetter morgen entscheiden! |
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Zihlschlacht, 23. September |
Das Wetter war schön, entschieden habe aber doch ich. Immerhin
habe ich nun auch mein MTB geputzt und startklar gemacht. Jetzt stehen drei gereinigte
Velos im Keller und alle drei ohne Kette, sie waren viel zu rostig. |
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Zihlschlacht, 24. September |
Ich träume wieder von einem neuen Komputer und von einem
Flachbildschirm und von ........ Ich war an der Komputermesse ORBIT in Basel, die mir
einmal mehr den Kopf verdreht hat. Was es nicht alles gibt?! Aber morgen werde ich
selbstverständlich wieder auf's Velo, schliesslich fahre ich noch Rennen. |
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Zihlschlacht, 25. September |
Ich hing fast den ganzen Tag nur am Telefon, Journalisten und
Mannschaftskollegen. Wir haben aus der Presse erfahren, dass die Post unseren
Mannschaftsmanager geschasst hat. Und im Moment weiss keiner so recht, wie es weitergeht.
Sicher ist, dass die Post weiterhin Sponsor und die Mannschaft bestehen bleibt, die
Frage ist nur, mit wem... |
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Zihlschlacht, 26. September |
Mein "letztes" Rennen heute viel buchstäblich ins
Wasser. Es musste wegen Überschwemmungen der Maggia abgesagt werden. Leider erst, nachdem
ich um fünf in der Früh aufgestanden und 250 km mit dem Auto gefahren bin und dann
kehrtum wieder alles nach Hause. Auf dem Velo war ich nicht, viele Kilometer habe ich und
mein Stahlesel aber trotzdem gemacht. |
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Zihlschlacht, 27. September |
Leider weiss ich noch nicht mehr, was jetzt mit dem Post Swiss
Team ganz genau abläuft. Dass es weiterhin bestehen bleibt, das ist ganz klar, nur wissen
die Fahrer leider noch nicht, wer es nächstes Jahr leiten wird. Aber ich denke mal, die
Post wird da schon eine gute Lösung finden.
Auch mit unserem Verband sind wir schweizer Profis (deren Prädident ich bin) im Moment in
den Zeitungen. Wir haben etwas "knatsch", dass deren Versprechungen hinsichtlich
der WM Mannschaft sich plötzlich in Luft aufgelöst haben. Wir haben dazumal gefordert,
dass wir drei Masseure von Profiequipen mitnehmen können, jetzt, zwei Wochen vor der WM
ist wieder alles hinfällig geworden. In gewissem Sinn bringe ich etwas Verständis dafür
auf, wenn der Verband wegen der "Güselsackaffaire" keine Masseure der Profis
nehmen will und eine harte Linie gegen den Dopingmissbrauch durchziehen will, aber das
hätten sie uns schon im Juni sagen können und nicht erst jetzt. Man sieht, auch wenn ich
keine Rennen fahre, es läuft immer etwas. |
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Zihlschlacht, 28. September |
nichts neues |
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Zihlschlacht, 29. September |
Morgen betätige ich mich endlich wieder mal etwas körperlich,
auch wenn es nur bei einem Wohnungsumzug helfen ist. Aber ich denke mal, dass ich schon in
wenigen Tagen mit dem Lauftraining beginnen werde. Besser gesagt, ich gehe aus Freude
etwas joggen. Und wenn die Beine schmerzen, dann laufe ich etwas gemütlich. Wieder mal
etwas mehr an die frische Luft in den Wald würde mir jetzt schon gut tun. (nach zwei
Tagen im "Büro"). Wenn ich es mir so überlege: Nur ein Bürojob könnte hart
werden. Ich bewundere alle Leute, die den ganzen Sommer in einem klimatisierten Büro
arbeiten müssen und nie so richtig an die Sonne oder in den Regen kommen. Das kann
nämlich auch ganz schön sein. |
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Zihlschlacht, 30. September |
Ich habe endlich wieder einmal geschwitzt, nicht auf dem Velo,
aber immerhin beim zügeln. Auch warte ich jetzt sehnsüchtig auf meinen neuen Komputer
mit Windows NT. Damit ich diese System auch noch kennen lerne. Wenn es hier einige Tage
nichts neues zu lesen geben sollte, bringe ich mein ISDN Modem nicht zum laufen, oder
sonst etwas klappt nicht. Denn ohne Hacken wird die Installation kaum vor sich gehen. |
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Zihlschlacht, 1. Oktober |
Endlich habe ich mal einen sehr guten
Artikel über EPO im Radsport gelesen. Das Magazin
Tour erlaubte mir, den Artikel auch auf meinen Seiten zu veröffentlichen. Vielen
Dank. Es lohnt sich, ihn zu lesen. |
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Zihlschlacht, 3. Oktober |
Es hat sich in den letzten Tagen einiges verändert. Mein neuer
Komputer läuft nun unter Windows NT, alles selber eingerichtet und sogar die ISDN Karte
brachte ich ohne Probleme zum laufen.
Gestern heiratete mein Mannschaftskollege Guido Wirz seine Melanie.
Kurt Bürgi wird neuer Manager des Post Swiss Team! Da bin ich gespannt, wie er das machen
wird, hoffen wir das Beste! Und unsere alte Mannschaftsleitung ist auf der Suche nach
neuen Sponsoren, wenn alles klappt, gibt es nächstes Jahr also nun zwei Teams. |
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Zihlschlacht, 5. Oktober |
Ich bin wieder einmal etwas im Stress. Mein Fest zum Abschied am
16. Oktober gibt noch etwas zu tun, mein neues Netzwerk zwischen den Computern läuft
nicht und die Kinder wollen jetzt in den Ferien auch etwas von mir. Beruflich weiss ich
zum Teil auch, was ich machen werde und da gibt es auch schon etwas Arbeit, aber mehr
darüber in zwei Tagen. Man sieht, langweilig wird es mir auf keinen Fall. |
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Zihlschlacht, 6. Oktober |
So, ich weiss nun ,was ich nächstes Jahr machen werde! Ich werde
meiner treuen Internetfangemeinde treu bleiben und die Tour de Suisse auf dem Netz
betreuen. Ich kann so meine eigenen und natürlich auch Eure Gedanken und Wünsche
verwirklichen und so die Gestaltung der erfolgreichsten Radveranstaltungsseiten
(hoffentlich) in die Hände nehmen. (Tönt wieder etwas bluffig, ist aber wirklich mein
Ziel). Also, wenn ihr Wünsche und Ideen habt, unbedingt jetzt mailen, jetzt kann ich sie noch einfliessen lassen
(wenn ich sie gut finde :-). Das erste Muster läuft unter www.tds.ch oder www.tour-de-suisse.ch
. |
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Zihlschlacht, 8. Oktober |
Endlich habe ich wieder eine Möglichkeit, meine Seiten zu
publizieren. Manchmal bin ich ein Dooofi! |
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Zihlschlacht, 10. Oktober |
Fast hätte ich diesen Tag nicht überlebt und ich wäre an einer
Herzattacke gestorben! Nichtsahnend schaltete ich mein Autoradio an: "3 km vor dem
Ziel folgende neun Fahrer an der Spitze," als ich dann auch die Namen Camenzind und
Zberg hörte, wusste ich, dass wieder ein Schweizer Weltmeister werden würde. Mein Puls
war auf diesen letzten Kilometer genauso hoch, wie bei den Rennfahrern. Schade, dass dann
leider nicht Marcus Zberg gewonnen hat, aber so ist der Radsport. Mit dem Resultat bin ich
trotzdem sehr zufrieden (auch weil kein Italiener auf dem Podest stand). Aber wie immer an
einer WM: Hut ab vor allen Fahrern, die es überhaupt ins Ziel geschafft hatten. |
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Zihlschlacht, 13. Oktober |
Gestern hatten wir eine Rennfahrersitzung in Mailand, um den
groben Kurs unserer internationalen Profigewerkschaft zu bestimmen. Viel weltbewegendes
kam aber nicht heraus. Die Rennfahrer denken nicht sehr weit und jeder schaut nur auf
seinen Vorteil. Etwas hat es mir bestätigt, was ich aber schon wusste: Mein Rücktritt
war das Richtige, 110 prozentig! |
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Zihlschlacht, 14. Oktober |
Ich habe schlecht geschlafen und mir dreht sich alles im Kopf.
Wahrscheinlich stehe ich immer noch unter Schock!
Gestern war ich an einem Test- und Infonachmittag für eine Ausbildung als Programmierer.
Ohne ernsthaftere Ambitionen, und dann, von 300 getesteten Personen haben 25 bestanden und
diese haben einen Ausbildungsplatz und Job auf sicher. Und ihr dürft mal raten, ich bin
doch bei diesen 25! Und was soll ich nun machen!
Immerhin, meinem Ego tat es sehr gut, aber wie weiter... |
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Zihlschlacht, 17. Oktober |
Das Fest ist vorbei und ich bin jetzt "pensioniert"! Den Nagel
schlug ich übrigens kerzengerade in den Galgen und das Velo hängt auch
noch sehr gut. Aber meine Gefühle haben sich in keiner Art und weise
geändert, zwischen vorher und nachher.
Der Saal, wo wir das Fest abgehalten haben, sah sehr, sehr gut aus. Alle
meine gewonnenen Leader-, National- und Mannschaftstricot meiner
Profikarriere hingen ausgestellt im Saal, über 70 Stück! Ein bisschen
Stolz bin ich auf meine Vergangenheit schon. |
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Die Gewinner des Velonagelfäscht:
1. Preis (Velo)
Widrig Josef, Sarganserstr.49, 7310 Bad Ragaz
2. Preis (Velodrom)
Schär Larissa, Alpenblickstr.1, 9320 Arbon
3. Preis (Rundflug)
Y. Felix, Sonnenhalde 7, 9553 Bettwiesen
4. Preis (Velobekleidung)
Selb Regula, Holdernstr. 21, 8572 Berg TG
5. Preis (Nachtessen)
Hagen Sandro, Otmarstr.4, 9323 Steinach
6. Preis (Trikot)
Sennhauser Paul, Lohstr.6, 8580 Amriswil
7. Preis (TdS)
P.Miller, Im Höfli 363, 9213 Hauptwil
8. Preis (Velohelm)
Zweifel Hans-Rud., Müslenstr.7, 8597 Landschlacht
9. Preis (Kindersitz)
Dal-Pra Charlotte, Rössliwiese 3, 9403 Goldach
10. Preis (Rucksack)
G.Müller, Kehlhof, 9323 Steinach
Herzliche Gratulation, und ihr werdet sofort benachrichtigt.
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Zihlschlacht, 19. Oktober |
Ich bin fast etwas enttäuscht, seit das Velo am Nagel hängt, hat sich
noch gar nichts verändert. Noch nicht eine Sekunde schwelgte ich in den Erinnerungen
von früher! |
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Zihlschlacht, 21. Oktober |
Ich habe gerade alle meine Tricot wieder im Kasten versorgt. Im ganzen
besitze ich 73 verschiedene Leibchen, die ich mindestens einmal an einem
Rennen getragen habe! Ich bin schon etwas Stolz darauf! Ich habe mir auch
überlegt, ob ich just auf den 1. Januar 2000 eine neue Homepage
präsentieren soll, mit dem ganzen Vermächtnis und meinen Erringrungen als
Radsportler, so als Geschenk für mich. Denn im neuen Jahrtausend werde ich
für die Öffentlichkeit kein Tagebuch mehr schreiben! (Als kleiner Trost
werde ich noch vier Nächte am 6-Tage Rennen von Zürich hinter den
Derny-Maschinen starten) |
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Zihlschlacht, 27. Oktober (was, schon!!) |
So, ich schreibe wieder einmal was. Aber wenn ich ehrlich bin, ohne
grosse Moral. Das Velofahren liegt schon sooo weit zurück. Ich bin vollends
mit andern Sachen beschäftigt. Der Webpublisher-Kurs könnte noch ganz
nahrhaft werden, aber es ist ja recht so. Für das Web der Tour de Suisse
bin ich auch immer etwas am werkeln. Aber die Seiten, die bis jetzt
veröffentlicht sind, sind alle nur provisorisch, kleine, wichtige Miteilungen
für die Presse. (Die Seiten darf man nicht als meine Meisterwerke
verstehen, aber im Moment geht es nur gerade um den Inhalt....)
Wenn ich daran denke, dass ich in Kürze wieder etwas trainieren
sollte....
Ach ja, das Post Swiss Team unter dem neuen Manager Bürgi lässt keinen
Stein mehr auf dem andern, jetzt kommen auch noch neue Sportliche Leiter.
Kurt Steinmann war immerhin drei Jahre meine Mannschaftskollege als Profi,
und ich wünsche ihm nun in seiner neuen Aufgabe viel Glück. |
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Zihlschlacht, 30. Oktober |
Ich habe eine super Moral, aber nicht zum Velo fahren. Immerhin, am
Montag sollte ich wieder für einen Monat in die Rennhosen, wenn das nur gut
kommt! |
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Zihlschlacht, 2. November |
ICH WAR TRAINIEREN !! Sehr widerwillig, aber ich war, auch wenn es nur 45
Minuten auf der Rolle gewesen ist. Aber für die Derny-Rennen auf der
Rennbahn muss ich schon noch etwas trainieren. Ich habe mir vorgenommen,
jeden Tag eine Stunde auf die Rolle, um die Tritttechnik zu beherrschen und
davor und nachher jeweils Liegenstützen, soviel ich kann. Denn wenn man auf
der Bahn mit 60km/h in die Kurve jagt, macht man bei jedem Bogen von den Fliehkräften
eine Liegestütz. Bei der 250m Bahn in Zürich sind das pro Kilometer
8, suma sumarum auf 20 km 160. Mein Gott, heute schaffte ich gerade mal 20
Stück! Ob das Training bis ende November reicht! |
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Zihlschlacht, 3. November |
30 Min auf der Rolle mit 2*5 Min. Trittfrequenz von 120. Davor
lediglich 16 Liegenstützen, das würde gerade mal für 2 km reichen.
Das ist die Tagesausbeute von heute.
Das Ziel meines "Trainingsprogramms": Mit möglichst wenig
Aufwand in kurzer Zeit eine passable Form zu erreichen. Mein Glück
ist, dass die Rennen jeweils an drei Tagen gerade mal 20 km lang sind,
d.h. eine Fahrzeit von ca. 25. Min. und im Finale etwa 40 Min. So
nützt es nicht viel, wenn ich den Fettstoffwechsel trainiere, zuviel
Aufwand und zuwenig ertrag. Also trainiere ich nur den Bewegungsablauf
und etwas Intensität. Das kann man zusammen auf der Rolle machen.
Kraft sollte ich doch noch genug haben. |
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Zihlschlacht, 8. November |
Mein Trainingseifer hat schon wieder böse nachgelassen. Nicht mal
die Liegenstützen habe ich gemacht. Dafür habe ich um so mehr Elan
in der Schule, ist wirklich sehr spannend, und über das Internet habe
ich schon sehr viel gelernt. Sogar die <a href> und <meta
tags> ect. kann ich schon beinahe auswendig. Wir arbeiten
schliesslich immer noch mit dem Notaped und es ist noch nichts mit
Frontpage oder so ähnlichem Zeug. |
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Zihlschlacht, 15. November |
Mein Trainingseifer ist etwa so, wie beim Tagebuchschreiben, sehr
grosse Lücken! Nur für die Schule sieht es ganz anders aus, zum
Glück! |
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Zihlschlacht, 21. November |
In einer Woche beginnt das 6-Tage Rennen und ich war noch nie auf
der Bahn in diesem Jahr. Es ist aber nicht meine Schuld, denn die Bahn
in Zürich war für die Velofahrer noch gar nie offen! So konnten
wenigstens auch die andern noch nicht trainieren und auf der Strasse
hat es immer noch Schnee bei einer sau Kälte. Das gibt ein Spektakel,
wir Strassenfahrer ausser Form und überhaupt nicht gewohnt, immer nur
im Oval herumzufahren. |
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Zihlschlacht, 24. November |
In der ewigen Rangliste
aller Profis bin ich auf dem 422. Rang von 9120 Fahrern. Was soll ich
sagen? Ich bin sehr zufrieden, denn schliesslich war es mein Ziel, am
Ende meiner Karriere unter den ersten 430 zu erscheinen! |
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Zürich, 1. Dezember 01.30 Uhr |
Ich bin richtig stolz auf mich. Klasse ist Klasse! Mit sehr wenig
Aufwand lief es mir im Derny-Rennen eigentlich sehr gut. Auch die
Überwindung zu Beginn war kleiner als angenommen. Nach vier Runden
auf der Holzbahn von Örlikon fand ich mich schon zurecht und
trainierte vor dem Rennen noch eine Stunde hinter dem Motorrad. Und
ich muss sagen, das Rennen selber gefiel mir recht gut, aber das
Training..... Jetzt freue ich mich auf morgen und dann natürlich auf
Freitag Nacht, wo ich das allerletzte Rennen als Profi fahren werde. |
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Zürich, 2. Dezember 10.30 Uhr |
Ich bin jetzt wieder lebendig. Gestern nach dem Rennen, das um
Mitternacht fertig war, hatten wir Strassenfahrer noch ein kleineres
Fest. Es war sehr lustig, aber eben, für heute Abend werden uns
dafür die Beine um so mehr Schmerzen.
Am Rennen selber läuft es mir gar nicht so schlecht, auch wenn ich
zweimal von der Rolle fiel.Und ehrlich gesagt, die Wettkämpfe auf der
Piste gefallen mir sehr gut, ich hätte da eigentlich schon viel
früher beginnen sollen. |
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Zürich, 3. Dezember 13.00 Uhr |
Ich schlafe jeden Tag etwas länger und gehe dafür etwas später
ins Bett. Unser Rennen startet aber auch immer später und wird immer
länger. Heute haben wir 120 Runden und vor 4 Uhr morgens wird es auch
nicht, bis ich im Bett bin. Aber meine "Mini"-Form ist doch
noch überraschend.
Heute Abend werde ich doch tatsächlich mein allerletzter Start in
meiner Karriere haben. Soll ich nachher noch mein Velo auf die Bahn
nageln? |
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Zürich, 5. Dezember |
Ich hatte einen sehr schönen Abschied auf der Bahn, ist noch total
unter die Haut gefahren! Aber jetzt endlich, all meine körperlichen
Bewegungen sind von jetzt an Hobby! Meine Sportkarriere ist nun
endgültig vorbei. |
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Zihlschlacht, 23. Dezember 1999 |
Dies wird wahrscheinlich mein letzter Tagebucheintrag sein. Das
Trainieren und Rennen fahren ist schon so weit weg, da habe ich nicht mal
mehr Lust, Euch zu informieren.
Ich möchte mich aber bei Euch allen ganz gross bedanken, dafür dass Ihr
mein Tagebuch gelesen habt, für die hunderten von Mails die ich bekommen
habe, teils Kritik, und der grösste Teil mit Aufmunterungen und Anregungen.
Meine Seite wurde etwa 150'000 aufgerufen, und das macht mich
natürlich auch stolz, dank Euch. Zum Teil wurden sie ins Japanische und
Englische übersetzt,
Ich habe das Tagebuch immer gerne geschrieben (und sonst stand einfach
nichts drin) aber jetzt, wo ich keine Rennen mehr fahre, habe ich auch kein
Bedürfnis mehr, es weiter zu führen. Ich werde mich so auch etwas aus der
Öffentlichkeit zurückziehen und meine Privatsphäre etwas mehr pflegen.
Dem Internet und dem Radsport werde ich jedoch mindestens im Projekt www.tour-de-suisse.ch
weiterhin treu bleiben. Meine neuen Seiten, werden aber nicht auf den 1.
Januar fertig werden, wie ich versprochen habe, ich hatte einfach keine Zeit
und andere Projekte waren einfach wichtiger. Alle meine Leadertrikots sind
eigentlich schon digitalisiert, auch alle meine Autogrammkarten, ich müsste
alles nur noch etwas zusammenstellen, aber eben....
Ich wünsche Euch allen schöne Festtage und ein erfolgreiches neues
Jahr. Vielleicht treten wir im Zusammenhang mit der Tour de Suisse wieder in
Kontakt.
Euer Rolf Järmann
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